Trainer Christian Gmünder hatte sich vorweihnachtliche Ruhe gewünscht – und hatte stattdessen nach Spielschluss befürchtet, seiner Verantwortung enthoben zu werden. Ein Sieg hatte her sollen im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga Bayern. Und seine Mannschaft? Demonstrierte eindrucksvoll, warum dieser Abstiegskampf noch ein ganz schweres Unterfangen zu werden droht für den FC 05 Schweinfurt. Beim noch mehr gefährdeten TSV Buchbach reichte es trotz einer Zwei-Tore-Führung nur zu einem 2:2-(0:1)-Unentschieden – und damit nicht zu einer Reaktion auf das bodenlose 1:3 gegen Rain/Lech vor einer Woche.
Gmünder redete kurz nach dem Spiel erstaunlich zurückhaltend über seine weitere Tätigkeit in Schweinfurt: "Ich bin lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass es jetzt eng wird. Ich stehe in der Verantwortung und muss mit den Konsequenzen leben." Am Samstagabend stellte Sportleiter Robert Hettich jedoch auf Anfrage dieser Redaktion klar: "Ich habe weder vor, während, noch nach dem Spiel darüber nachgedacht, den Trainer zu entlassen."
Missverständnis zwischen Sportleiter Robert Hettich und dem Trainerteam?
Vielmehr habe Gmünder ("Ich bin von mir und meinem Weg überzeugt, aber weiß, dass jetzt alles passieren kann") eine Aussage Hettichs offenbar missinterpretiert: "Ich habe dem ganzen Trainerteam nur nach Schlusspfiff gesagt, dass es die Verantwortung für seine Entscheidung in der Torhüter-Frage übernehmen soll." Es hatte sich für Nico Stephan entschieden, der letztlich einmal mehr spielentscheidend patzte. Hettich stellte entschieden klar, dass dies für Gmünder keine unmittelbaren Konsequenzen habe: "Er kann, soll und muss sein Training ganz normal weiter leiten."
In Buchbach machte Stephan mit einem Riesen-Patzer zum 1:2 den Gegner erst wieder stark. Bis zu dieser Szene elf Minuten vor Schluss hatten die Schweinfurter bei einer 2:0-Führung wie der sichere Sieger ausgesehen. So aber ließ sich der FC 05 noch zwei Punkte nehmen, "zum wiederholten Mal", wie Gmünder zugeben musste. "Das kann eben nicht sein." Und drückte damit auch seinen Anteil an diesen immer wiederkehrenden Spielverläufen aus.
Kapitän Lukas Billick diskutiert lange mit den FC-05-Fans
Grausen mochte es die Fans, zumindest die rund 20 aus Unterfranken (die zwei Stunden später eine halbe Ewigkeit mit Kapitän Lukas Billick an der Bande diskutieren sollten), schon eine gute Viertelstunde vor Anpfiff: Da schepperte das offenkundig landstrichtypische Liedgut namens "Lederhosn Amore" von D'Hundskrippln aus den Boxen. Anfangs schien das Bajuwaren-Gedudel aber wenigstens die Spieler nicht irritiert zu haben: Sie legten einen konzentrierten Start hin, kauften den nur ein paar Minuten lang giftigen Buchbachern den Schneid ab und kotrollierten im 4-1-3-2-System, also mit klar definierter Doppelspitze, weitgehend das Geschehen.
Dabei spielte ihnen die rasche Führung in die Karten: Adam Jabiri legte quer auf Sturmpartner Pascal Moll, der TSV-Keeper André Esch aus 16 Metern keine Chance ließ (7.). Es lag sogar die vorzeitige Entscheidung in der Luft: Jabiri scheiterte nach Moll-Verlängerung freistehend an Esch (16.), Moll köpfte nach langem Landeck-Ball an den Innenpfosten (18.). Dann reichte Buchbach eine brenzlige Brucia-Szene (26.), um zurück ins Spiel zu kommen – und den für die SMR-Arena typischen intensiven Schlagabtausch vor einem grenzwertig emotionalen Publikum einzuläuten.
Die Buchbacher Wechsel bringen Feuer, die Schweinfurter gar nichts
Selbst Jabiri, der bester 05er war und später ebenso verletzt raus musste wie Moll und Kraus, sorgte mit seinem 15. Saisontreffer nicht für Ruhe: Nach einem Foul von Rocco Tavra verwandelte der 38-Jährige selbst den Elfmeter zum 0:2 (54.). Anschließend überstanden die Schweinfurter zwar einen Lattenschuss von Sammy Ammari (67.), kassierten aber nach Stephans Fehlgriff durch Ammari das 1:2 (79.). Und auch bei der Flanke von Tobias Sztaf sah Stephan schlecht aus, unterlief den Ball – und der eben erst eingewechselte Lukas Winterling traf zum 2:2 (85.). Bei allen drei Torszenen verteidigen die Nullfünfer sowohl auf den Außenpositionen als auch in der Abwehrmitte im Kollektiv schlampig.
"Unsere Wechsel haben haben noch einmal Feuer reingebracht", freute sich TSV-Coach Marcel Thallinger. Gmünder blieb zerknirscht nur die gegenteilige Erkenntnis: "Bei uns nicht. Keine Ideen, keine Power." Am Ende hätte es, wie beim 3:4 in Illertissen, ebenfalls nach Zwei-Tore-Führung, sogar noch eine Niederlage werden können. Was den Kohl kaum gefettet hätte: "In unserer Situation müssen Ergebnisse her, da reicht selbst ein Unentschieden nicht", so Gmünder, der sich nicht einmal ansatzweise darüber freuen konnte, dass der FC 05 weiterhin drei Punkte Vorsprung auf die Relegations- und vier auf die direkten Abstiegsplätze hat.
Derweil fordert Hettich vom Trainerteam "Besserung" ein: "Nichts ist in unserer Situation so wichtig wie Siege. Wir haben vor der Winterpause noch drei Spiele, davon müssen wir möglichst viele gewinnen." Als Ultimatum will er das nicht verstanden wissen, deutete aber an, dass, wenn Entscheidungen zu treffen seien, die Winterpause der richtige Zeitpunkt wäre.