Er hatte Symbolwert, der üppige, nicht enden wollende Gewitter-Guss eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff. "Wir müssen jetzt von den Emotionen herunterkommen", hatte zwischen kalter Dusche und warmem Sommerregen Gäste-Trainer Christian Gmünder die 2:3-(0:1)-Niederlage des FC 05 Schweinfurt beim SV Heimstetten kommentiert. Emotionen, die sich nicht nur am lange Zeit unzureichenden Auftritt seiner Mannschaft, sondern ganz besonders am katastrophalen Wirken des Schiedsrichtergespanns festmachen ließen. "Zu den drei Herren in Lila sage ich besser nichts", so Gmünder.
Sein Kapitän Lukas Billick sagte etwas - und zwar scharf: "Das war eine bodenlose Peinlichkeit. Wir Spieler sollen immer ruhig sein, aber diese Schiedsrichterleistung war eine Frechheit. Und dann noch das arrogante Auftreten dieses 32-Jährigen." Gemeint war Andreas Hummel, der für den TSV Betzigau zur Pfeife greift und sich an diesem Freitagabend gleich mehrfach vergriff, wie die Fernsehbilder bestätigten. Abseitsverdächtig das 1:0 durch Merton Vrenezi (15.); kreuzfalsch die Rote Karte gegen 05-Innenverteidiger Lukas Zeller, der gegen Emre Tunc glasklar den Ball gespielt hatte (33.); fantasiegetrieben der Pfiff eines vermeintlichen Handspiels vom Tim Kraus, dem vom Punkt das 3:1 durch Lukas Riglewski folgte (78.).
Heimstettens Mohamad Awata mit starker Leistung gegen den Ex-Klub
Was den Frust freilich verstärkte: Der FC 05 hatte auch nicht gut gespielt, war vor der Pause meist zu weit weg vom Mittelfeld-Geschehen und ließ sich mit so simplen wie effektiven Bällen durch die Schnittstelle ein ums andere Mal auskontern. Der SV Heimstetten, drei Tage zuvor mit diesem Konzept ums Haar schon erfolgreich gegen Liga-Primus Unterhaching, belohnte sich diesmal mit nahezu optimaler Chancenausbeute für eine couragierte Vorstellung, an der auch der Ex-05er Mohamad Awata mit einigen feinen Pässen seinen Anteil hatte.
Was den Frust zudem verstärkte: Dass die Schweinfurter sich selbst vormachten, wie es besser geht und sich damit ihrer anfänglichen Unzulänglichkeiten überführten. Denn nach der Pause demonstrierten sie phasenweise in Unterzahl, was hier vor den Toren Münchens möglich gewesen wäre. Weil sie das auspackten, was sie nach Vorgabe ihres Trainers in dieser Saison auszeichnen soll - und bis her auch ausgezeichnet hatte: Moral und Kampfgeist - quasi von 0 auf 100. "Man hat dann gesehen, dass wir in dieser Spielzeit etwas vorhaben", deutete Billick im Moment der Pleite Titelambitionen an, legte den Schalter ob der fünf Punkte Rückstand auf die tags darauf ebenfalls erfolglosen Unterhachinger (die ein Spiel mehr aufweisen) prompt auf Angriffslust um: "Jetzt holen wir uns am Dienstag in Illertissen zurück, was uns heute genommen wurde."
Bei den Schweinfurtern trifft mal wieder nur Adam Jabiri
Gmünder mochte das nur unterstreichen: "Wir haben gesehen, welchen Charakter unsere Mannschaft hat. Sie ist in der zweiten Halbzeit die Wege gegangen, die weh tun" - ja, aber eben nur in der zweiten Halbzeit. Und genau genommen erst so richtig nach dem 2:0 durch Tunc (68.). Die plötzliche Wucht schlug sich freilich nur in zwei Treffern von Adam Jabiri (75., 85.) nieder, womit der 38-Jährige jetzt schon bei fünf Toren in vier Spielen angekommen ist. Dass es anschließend einen verbalen Schulterschluss mit den Fans gab, zeigt offenbar, dass diese die Grundeinstellung des Teams weiter honorieren.
Ob dieses 2:3 nun ein Dämpfer zur rechten Zeit war für die ambitionierten Schweinfurter, oder mindestens mittelfristig Spuren hinterlässt, wird sich zeigen müssen. Gmünder räumte jedenfalls ein: "Wir sind jetzt sehr früh in einer Situation, in der wir Druck verspüren. Andererseits ist es unser Anspruch, mit solchen Verhältnissen umgehen zu können." Wie das in der Realität aussehen kann, dürfen die Nullfünfer schon am Dienstag (19 Uhr) im Nachholspiel beim FV Illertissen beweisen. Ohne ihren bisher überragenden Innenverteidiger Zeller - und tunlichst mit dem bisher überragenden Stürmer Jabiri, weil den weiteren Offensivkräften auch in Heimstetten die viel zitierte Vollstrecker-Mentalität abging.