Sieben Wochen Warten haben ein Ende: Der FC 05 Schweinfurt hat erstmals seit dem 2:1 in Vilzing am 15. Oktober wieder ein Spiel in der Fußball-Regionalliga Bayern gewonnen. Und hat beim 2:0 (0:0) nach acht Partien voller viel zu leichter Gegentore erstmals wieder die defensive Null stehen lassen. Ein Befreiungsschlag. "Es ist für die Jungs so schön, endlich mal wieder ein Lachen im Gesicht haben zu können. Sie hatten zuletzt so viel auf die Fresse bekommen", sagte Trainer Christian Gmünder – wohl wissend, dass gegen das abgeschlagene Schlusslicht außer einer mannschaftlich starken Abwehrleistung längst nicht alles rund gelaufen war.
Nur: Das war Trainer, Sportleiter, Mannschaft und Fans an diesem Samstagnachmittag reichlich egal. Die Nullfünfer schließen jetzt als Zehnter die obere Tabellenhälfte, haben wieder drei Punkte plus auf einen Relegations- gar deren fünf auf einen direkten Abstiegsplatz. "Das Abstiegsgespenst ist nicht ganz weg, vielleicht huscht es draußen im Dunkeln irgendwo ums Eck. Aber man sieht es nicht." Damit umschrieb Gmünder treffend die Gemütslage seiner Spieler, die am Abend noch geschlossen zu einem Mannschaftsessen aufbrachen. Das sportlich wenig erbauliche Kalenderjahr mit einem Sieg abzuschließen, war, als könnten sie nach einer fetten Bronchitis das erste Mal wieder frei schnaufen.
Dass die Nachholpartie gegen Illertissen am 10. Dezember noch gespielt werden dürfte, scheint auch wegen der bereits an diesem Wochenende fünf witterungsbedingt ausgefallenen Ansetzungen unwahrscheinlich, gleichwohl der Verband seine finale Entscheidung erst die nächsten Tage treffen will. Dieses nächste Sechs-Punkte-Spiel gegen den Tabellen-15. wird wohl am 18. Februar vor dem regulären Restprogramm angesetzt werden.
Adam Jabiri fehlt nicht nur im Nachholspiel gegen Illertissen
Fehlen wird dann ausgerechnet Top-Torjäger Adam Jabiri, der seinen 17. Saisontreffer zum 1:0 erzielte (47.), 16 Minuten später jedoch mit Rot vom Platz musste. Seine Attacke von der Seite auf den Knöchel von Alexis Fambo wertete Schiedsrichter Simon Schreiner als grobes Foulspiel, Jabiri sah's anders: "Ich grätsche ja nicht. Das war ein taktisches Foul, um den Konter zu unterbinden. Gelb hätte gereicht." Dass er nun wohl zwei, drei Mal passen muss, bereitete ihm ein schlechtes Gewissen: "Jeder ist ersetzbar, jetzt muss die Mannschaft funktionieren und für mich mitarbeiten."
Dem aktuellen Spiel schadete der Platzverweis nicht. Es stand ja schon 2:0 für den FC 05 und die Heimstettener Notelf mit gerade drei Wechselspielern hatte keine Kraft mehr für eine Wende. Auch, weil die Schweinfurter im Kollektiv gut verteidigten. "Das ist die Basis", so Jabiri. Und es war das einzige Element, das seiner Elf über die vollen 90 Minuten ordentlich vom Fuß ging. Die angekündigte Offensive indes war vor der Pause nicht im Ansatz vorhanden. Viele Flanken, aber wenig gute. Eine der wenigen gelungenen kam von Tim Kraus, Kristian Böhnlein legte per Kopf ab, doch Jabiri wuchtete den Ball deutlich drüber (22.).
Kevin Fery als Vorbereiter beider Schweinfurter Treffer
Mit Wiederbeginn waren die Nullfünfer dann um einiges aggressiver. Und hatten prompt Erfolg: Kraus scheiterte zwar an Torhüter Maximilian Riedmüller, den zurückspringenden Ball verteilte Kevin Fery mit Übersicht zu Jabiri und der schob ein zum 1:0. Noch schöner das zweite Tor: Kraus auf Fery, Fery auf Kraus, Schlenzer in den Winkel – 2:0 (58.). Mit dem siebten Saisontreffer des diesmal als zweite Spitze aufgebotenen Mittelfeldspielers war Heimstetten, im Hinspiel noch 3:2-Sieger, der Stecker endgültig gezogen.
"Man hat uns die Nervosität angemerkt nach der langen Durststrecke", war Gmünder mit dem ersten Akt nicht zufrieden und korrigierte in der Kabine mit Gespür für die Seele nach: "Ich habe den Spielern gesagt, sie sollen mal lächeln. Dann macht Fußball mehr Spaß." Manchmal sind's eben die einfachen Dinge. Die schnelle Führung nach Wiederbeginn hat dann einiges möglich gemacht – auch einen Kraftakt einer "eigentlich nur noch müden Mannschaft".
Gelungenes Comeback von Flügelflitzer Malik McLemore
Dass Fery mit zwei Assists der Matchwinner gewesen sein könnte, wollte der Coach so nicht stehen lassen, schlicht Niemanden herausheben. "Das Team war heute der Matchwinner." Fürwahr: Wo zuletzt klitzekleine Störfaktoren das Gefüge stets in sich zusammenkrachen haben lassen, schaffte das nun nicht einmal die Hinausstellung der Gallionsfigur. "Adam war wieder so wichtig für uns: Er sprintete ständig zurück, rette dreimal hinten. Er arbeitete für die Mannschaft, danach die Mannschaft für ihn."
Neben dem gelungenen Comeback von Malik McLemore, der zumindest vor dem Seitenwechsel viel Elan ins Flügelspiel brachte, waren letztlich die drei Punkte der größte Lichtblick im winterlichen Adventsdunst, der eigentlich ein Einschalten der Flutlichtanlage nötig gemacht hätte. "Das war unser Minimalziel des Tages und wir haben es erfüllt", sah Gmünder nach den Diskussionen um seine Position auch Druck von sich selbst genommen. "Jetzt freut sich erst einmal jeder bei uns auf Weihnachten."