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Fußball: Regionalliga Bayern
Zwei Jabiri-Tore und leidenschaftlicher Kampf: Der FC 05 Schweinfurt gewinnt trotz langer Unterzahl in Vilzing
Auf die erfolglose Gala gegen München folgt in der Oberpfalz ein "dreckiger Sieg". Welche Wirkung die Nullfünfer sich davon fürs Derby gegen Aschaffenburg erhoffen.
Aufarbeitung des ersten gemeinsamen Sieges mit dem FC 05 Schweinfurt: Trainer Christian Gmünder (rechts) mit seinem neuen Co Marc Reitmaier.
Foto: Dirk Meier | Aufarbeitung des ersten gemeinsamen Sieges mit dem FC 05 Schweinfurt: Trainer Christian Gmünder (rechts) mit seinem neuen Co Marc Reitmaier.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:45 Uhr

Es wurde viel gesprochen über endlich mal einen "dreckigen Sieg". Nun, das war er. Mit dem 2:1-(2:1)-Sieg bei Aufsteiger DJK Vilzing ist Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt in angespannter Lage so etwas wie ein mentaler Befreiungsschlag gelungen. Der für die kommenden Aufgaben Strahlkraft haben soll – und nur haben wird, wenn die Mannschaft konstant solche Energie in ein Spiel stecken kann. "Es war kein Schmankerl", sprach 05-Coach Christian Gmünder den bestandenen "Abnutzungskampf" an, den er auch gegen Aschaffenburg und in Unterhaching erwartet.

Dass es im Oberpfälzischen auf tiefem Boden und bei einem Klub, der  nach tollem Auftakt in den nun elf vergangenen Punktspielen nur einmal gewonnen hat, rustikal werden würde, war zu erwarten. Dass es der FC 05 vor allem deshalb richtig gut hinbekommen hat, weil er ab der 42. Minute in Unterzahl spielte, war kurios, aber erklärbar. Rechtsverteidiger Lukas Aigner hatte, bereits verwarnt, den Ball, als er einen weiten Seitenwechsel nicht mehr erreicht hatte, gefrustet weggeschlagen und Gelb-Rot gesehen. "Er hat sich entschuldigt", sagte Gmünder – und der Sünder deutete an, neben einem Obulus in die Mannschaftskasse auch für leibliches Wohl in Form von Getränkekästen sorgen zu wollen.

Gutgetan hat die Aktion unfreiwillig dem Schweinfurter Spiel, denn die ständigen Vilzinger Störenfriede – das Offensiv-Trio Andreas Jünger, Jim-Patrick Müller und Tobias Kordick – waren just dann abgemeldet, als die Schweinfurter sich defensiver formierten. Sechser Kristian Böhnlein, selbst Chef-Wühlmaus im kollektiven "brutal geilen Wegverteidigen" (Gmünder), hatte eine schlüssige Erklärung: "Als die Drei weniger Platz hatten, konnten sie ihr Tempo nicht mehr ausspielen. Wir haben mit Mann und Maus verteidigt, auch die Eingewechselten haben alles reingeschmissen." 

Adam Jabiris Saisontreffer zwölf und 13 durch Standards

Von Vorteil für den FC 05: Er führte zu diesem Zeitpunkt mit 2:1 – weil Adam Jabiri binnen fünf Minuten mit einem an Pascal Moll verschuldeten und eiskalt verwandelten Foulelfmeter (28.) und einem gewieften 22-Meter-Freistoß (33.) den Rückstand nach dem DJK-Führungstreffer von Kordick (16.) gedreht hatte und nun 13 Treffer auf dem Konto hat. "Das 1:0 haben wir nicht gut verteidigt", so Gmünder, dem die anschließende zehnminütige Verdauungszeit genauso wenig gefallen hat wie der Sololauf des Vilzingers an drei (!) Nullfünfern vorbei. 

Nach der Wende schien seine Elf auf einem guten Weg. Bis zum Platzverweis. Nach dem sein DJK-Kollege Josef Eibl nicht mehr zufrieden sein konnte: "In Überzahl hatten wir keine Lösungen. Wenn wir unsere vielen individuellen Fehler nicht in den Griff kriegen, wird es uns schwerfallen, überhaupt noch Spiele zu gewinnen." Fürwahr: Der FC 05 hatte mit zunehmender Spieldauer das Geschehen immer besser im Griff, auch, weil Torhüter Nico Stephan ("er hat Sicherheit ausgestrahlt") bravourös hielt, was er zu halten bekam.

Kristian Böhnlein als Kämpfer und Führungsspieler

Und die Mannschaft, anders als beim 0:1 gegen Türkgücü München, als sie technische Überlegenheit nicht in Tore ummünzen konnte, diesmal erst effektiv war und sich dann auf die fußballerischen Basics konzentrierte. Dass sich dieser aus der Not der Unterzahl geborene Kraftakt nicht 1:1 in die folgenden Spiele kopieren lässt, weiß auch Böhnlein – fordert die gezeigten Grundtugenden trotzdem ein: "Wir müssen die Leute wieder mit Leidenschaft und Einsatz begeistern." Die mitgereisten 30 Fans dankten es schonmal, feuerten gegen Ende auch lautstark an.

Eine Kröte hat Gmünder, der auf die erkrankten Akteure Jannis Rabold, Georgios Spanoudakis und Ivan Mihaljevic verzichten musste, freilich durch Böhnleins nun schon vier Spiele währende Umgruppierung vom Linksaußen zum Innenverteidiger oder Sechser zu schlucken gehabt: Er fehlt als verlässlicher Flankengeber auf Jabiri. "Wahnsinn, was der Junge alles weggeknallt hat", verteilte der Trainer dennoch ein Extra-Lob an den 32-Jährigen. "Er ist unglaublich wichtig für die Mannschaft, ein echter Führungsspieler." Und für den linken Flügel, den notgedrungen erneut Tim Kraus laufstark beackerte, tut sich wieder eine Option auf: Malik McLemore gab in der 81. Minute sein Comeback nach monatelanger Pause. 

Trainer Christian Gmünder spricht über die neuen Ziele

Angesprochen auf die restliche Runde gab sich Gmünder, der seinen Spielern zwei Tage frei verordnet hat, im Adrenalinschub des erkämpften Sieges wieder eine Spur angriffslustiger: "Am 17. Spieltag ist noch keine Saison gelaufen." Platz eins und zwei seien verdientermaßen weit weg, aber "wir haben individuelle Ziele mit den Spielern. Und es gibt die Plätze drei, vier oder fünf. Da wollen wir hin, das verfolgen wir knallhart." Aktuell ist der FC 05 Achter geblieben, hat jedoch "nur" noch fünf Punkte Rückstand auf Platz drei, dafür nun sechs Vorsprung auf die Abstiegsrelegation.

Was das neu gewonnene Selbstvertrauen, das den Spielern beim finalen Nudelessen im Vilzinger Sportheim anzumerken war, wert ist, muss sich angesichts des nicht allzu stramm geschnürten Konstanz-Korsetts am kommenden Samstag (14 Uhr) im Unterfranken-Derby gegen den punktgleichen Neunten Viktoria Aschaffenburg zeigen. Im Pokal-Wettbewerb hatte es am Schönbusch ja einen 2:1-Arbeitssieg des FC 05 gegeben

Die Statistik des Spiels

Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
DJK Vilzing – FC 05 Schweinfurt 1:2 (1:2)
Vilzing: Weber – Schwander (62. Brunner), Wolf, Feuersänger (46. Pirner), Trettenbach – Kufner – Kordick, Schröder (86. Stiglbauer), Müller, Niedermayer (62. Stowasser) – Jünger.
Schweinfurt: Stephan – Aigner, Billick, Zeller, Engel – Böhnlein – Moll (74. Pfarr), Fery (46. Landeck), Kraus (81. McLemore) – Jabiri (89. Bazdrigiannis), Hadzic (60. Schwarzholz).
Schiedsrichter: Christopher Knauer (SpVgg Isling). Zuschauende: 603. Tore: 1:0 Tobias Kordick (16.), 1:1, 1:2 Adam Jabiri (28., Foulelfmeter, 33.). Gelb-Rot: Lukas Aigner (42., Schweinfurt), Christian Kufner (90.+4, Vilzing). Gelb: Dominik Feuersänger, Tobias Kordick – Adam Jabiri.
mib
 
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