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Würzburg
Früher bei Kickers und FC 05: Heute bewegt Paul Seufert der Egoismus der Impfgegner
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der ehemalige Zweitliga-Fußballer Paul Seufert aus seinem Leben.
Erst Spieler, dann Trainer: Paul Seufert war mit den Würzburger Kickers in den 70ern und 80ern eng verbunden. Sein Markenzeichen: der Schnauzer.
Foto: Seufert | Erst Spieler, dann Trainer: Paul Seufert war mit den Würzburger Kickers in den 70ern und 80ern eng verbunden. Sein Markenzeichen: der Schnauzer.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:53 Uhr

Ein solches Highlight gleich im ersten Jahr beim FC Würzburger Kickers: Der Fußballer Paul Seufert erinnert sich noch gut an das 100. Derby 1970 zwischen den Rothosen und dem Lokalrivalen FV 04 Würzburg vor 7600 Zuschauern. Zuvor hatte er noch in der Jugend der Freien Turner Schweinfurt gespielt, ehe es ihn studienbedingt nach Würzburg verschlug. Bis dahin waren Einsätze für die Bundesgrenzschutz-Auswahl das Maß aller Dinge und 1968 der Gewinn der deutschen Polizeimeisterschaft. 1974 debütierte Seufert in der Bayernauswahl, 1975 ging es mit dieser auf eine 14-tägige Reise in die damalige Sowjetunion (UdSSR).

Weitere Höhepunkte in Seuferts Spieler-Historie waren 1975 das 111. Lokalderby vor sage und schreibe 15 200 Zuschauern, 1977 der Gewinn des Amateur-Landespokals mit der Bayernauswahl und im selben Jahr die Bayernliga-Meisterschaft mit den Kickers – verbunden mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga Süd, sowie eine 14-tägige Reise mit der Bayernauswahl durch Thailand, den Irak und Syrien. 1978 wechselte der Abwehrspieler nach dem sofortigen Wiederabstieg der Kickers zum FC 05 Schweinfurt, 1980 zum FV Lauda in die Oberliga Baden Württemberg.

1982 beendete Paul Seufert seine aktive Zeit und wurde ein Jahr später Trainer der Würzburger Kickers. Nach der Trennung 1985 folgten Stationen beim FC Zell, FC Helmstadt, TV Marktheidenfeld, TV Helmstadt und SC Lindleinsmühle. Ab 1995 war der Sportlehrer nur noch im Schulfußball tätig. Heute lebt der 73-jährige Seufert mit seiner Frau in Höchberg. Er hat zwei Söhne (36 und 33), eine Tochter (35) sowie zwei vierjährige Enkel.

Nachdenklich: Paul Seufert in seiner Zeit als Trainer des TV Marktheidenfeld.
Foto: Michi Bauer | Nachdenklich: Paul Seufert in seiner Zeit als Trainer des TV Marktheidenfeld.
Frage: Wie haben Sie die Corona-Krise erlebt und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Paul Seufert: Zunächst einmal bin ich sehr froh, dass meine Familie und ich gesund durch die Corona-Zeit gekommen sind. Durch die offiziellen Vorgaben und Einschränkungen war auf einmal viel Zeit für die Familie, zum Lesen und für Wanderungen. Leider konnte man seine persönlichen Kontakte mit Freunden und Kollegen nicht mehr pflegen – das war für mich die größte Einschränkung. Ich hoffe, dass sich alle Ungeimpften aus Selbstschutz und Solidarität der Gemeinschaft gegenüber zur Impfung entschließen. Dann würden in den nächsten Monaten, gerade im Sportbereich, wieder mehr Aktivitäten möglich werden.

Ihre gegenwärtige Form?

Seufert: Dem Alter entsprechend gut: Haus, Garten, Enkel.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Seufert: Fahrradfahren, Skifahren, Fitnesstraining, Schwimmen und Wandern.

Und was bewegt Sie?

Seufert: Das unsoziale, egoistische Verhalten vieler Impfgegner.

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Seufert: Zum Fußballspielen.

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Seufert: Eine gewisse Gelassenheit und Zufriedenheit.

Großer Erfolg: Paul Seufert bekommt von BFV-Vizepräsident Heiner Müller (rechts) den Wimpel zum Gewinn der deutschen Amateurmeisterschaft mit der Bayernauswahl überreicht.
Foto: Harald Bittner | Großer Erfolg: Paul Seufert bekommt von BFV-Vizepräsident Heiner Müller (rechts) den Wimpel zum Gewinn der deutschen Amateurmeisterschaft mit der Bayernauswahl überreicht.
In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

Seufert: Ich bin mit der jetzigen Epoche sehr zufrieden.

Ihr Lieblingsort?

Seufert: Die Insel Sveti Nikola in Istrien/Kroatien.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Seufert: Immer positiv zu denken. Es gibt immer einen Weg.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Seufert: Niemals aufzugeben. Auch aus Niederlagen kann man lernen, wenn man die richtigen Schlüsse zieht.

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Seufert: Wenn Absprachen nicht eingehalten werden.

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Seufert: Die Familie und wahre Freunde – sowie bestimmte Prinzipien.

Der Trainer: Paul Seufert (rechts) als Coach der Würzburger Kickers Anfang der 80er-Jahre.
Foto: Seufert | Der Trainer: Paul Seufert (rechts) als Coach der Würzburger Kickers Anfang der 80er-Jahre.
Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Seufert: Es gab keine Veränderungen im Privaten. Der Tagesablauf war durch Kinder und Schule vorgegeben.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Seufert: Die Geburten meiner drei Kinder.

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Seufert: Ich versuche sowohl im sportlichen wie im menschlichen Bereich immer fair und anständig zu agieren, beziehungsweise zu handeln.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Seufert: Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht – Sportlehrer.

Ihr Lieblingssportler heute?

Seufert: Der Fußballer Robert Lewandowski und der Triathlet Jan Frodeno.

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Seufert: Die Amerikafahrten und Campground-Touren mit den Schülern.

Der Kämpfer: Paul Seufert (rechts), Kapitän der Kickers-Elf, drängt seinen Gegenspieler ab und behauptet energisch den Ball.
Foto: Harald Bittner | Der Kämpfer: Paul Seufert (rechts), Kapitän der Kickers-Elf, drängt seinen Gegenspieler ab und behauptet energisch den Ball.
Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Seufert: Nach der Pfeife meiner Enkel.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Seufert: Über den missglückten Purzelbaum meines Enkels Milio.

Was regt Sie auf?

Seufert: Unklare Corona-Maßnahmen, aggressives Verhalten mancher Impfgegner und "Querdenker".

Wen bewundern Sie – und wofür?

Seufert: Ehemalige Kollegen für sportliche Aktivitäten im fortgeschrittenen Alter.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Seufert: Meine Familie, allen voran meine beiden Enkel Johannes und Milio.

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Seufert: Vor Krankheiten.

Im Trikot der Bayern-Auswahl: Paul Seufert war in den 70ern eine Stütze der Mannschaft.
Foto: Seufert | Im Trikot der Bayern-Auswahl: Paul Seufert war in den 70ern eine Stütze der Mannschaft.
Was möchten Sie noch lernen?

Seufert: In jeder Situation gelassen zu bleiben.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Seufert: Wandern – beziehungsweise Pilgern – auf dem Ignatiusweg.

Wovon träumen Sie?

Seufert: Von einem Roadtrip mit durch Amerika.

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

Seufert: Versuche, immer das Beste zu geben und glaube an dich selbst.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Seufert: Als Paul Seufert. Ich bin ich sehr zufrieden mit allen Stärken und Unzulänglichkeiten.

Der Skifahrer: Paul Seufert im Winterurlaub.
Foto: Seufert | Der Skifahrer: Paul Seufert im Winterurlaub.

Die Reihe: Was macht eigentlich...?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie online in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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  • W. L.
    Toller Fußballer und gute Lebens-/Werteeinstellung***
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  • B. M.
    Paul ist ein bodenständiger Mensch, der nie überheblich war. Seine Antworten zu den Fragen sind klar und ungekünstelt. Seine Einstellungen zu vielen Lebensbereichen entsprechen meiner Meinung.
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  • k. k.
    Gruß an Paul aus Schleswig Holstein.
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