Massiv abstiegsgefährdet war der FC 05 Schweinfurt in der Fußball-Regionalliga Bayern zuletzt im Frühjahr 2014, als er den Klassenerhalt erst in der Relegation gegen den TSV Aubstadt und 1860 Rosenheim geschafft hatte. Aktuell hat sich vor dem Spiel am Ostermontag beim 1. FC Nürnberg II (14 Uhr, Valznerweiher) die Situation für die Schweinfurter ähnlich verschärft. Der direkte Abstieg droht, die Relegation würde mindestens in eine Runde aus Hin- und Rückspiel gegen einen Bayernliga-Zweiten (ob Nord oder Süd wird zugelost) führen. Terminiert sind diese Partien auf Dienstag, 30. Mai, beim Bayernligisten und Freitag, 2. Juni, beim Regionalligisten.
Da der Bayerische Fußball-Verband (BFV), wie Pressesprecher Fabian Frühwirth auf Nachfrage bestätigte, mit einer Sollstärke von 18 statt derzeit 20 Mannschaften plant, wäre unter Umständen eine zweite Hin-Rückspiel-Runde am 6. und 9. Juni fällig: Läge die Ligenstärke unter Berücksichtigung von Aufstieg oder Nichtaufstieg des Regionalliga-Meisters sowie eines möglichen Abstiegs zwei bayerischer Drittligisten (gefährdet sind Bayreuth und Ingolstadt) über 18, müssten beide Erstrunden-Sieger nochmals ran, läge sie unter 18, hätten beide Verlierer eine zweite Chance.
"Wir sind fest davon überzeugt, die Klasse zu halten", sagt Trainer Marc Reitmaier, "wissen aber, dass es ein knallharter Abstiegskampf wird bis zum letzten Spieltag – oder über diesen hinaus. Wir haben ein Urlaubsverbot für die Zeit der Relegation ausgesprochen." Welche vier Kriterien für einen extrem schwierigen Abstiegskampf seiner Mannschaft sprechen.
1. Der tabellarische Trend im neuen Jahr
Die Tabelle lieferte seit Herbst ein Trugbild. Der FC 05 hangelte sich stets um Platz zehn herum, doch etliche Mannschaften hatten weniger Spiele absolviert. Jetzt ist das Tableau bereinigt, die Konkurrenz vorbeigezogen und psychologisch im Vorteil. Zuletzt überholten Buchbach und Fürth die Schweinfurter, als diese nach der Absage des Kellerduells gegen Hankofen-Hailing spielfrei waren. Und genau diese Hankofener, die an Gründonnerstag in Nürnberg 1:8 verloren haben, liegen als derzeit erster Direktabsteiger unmittelbar hinter dem FC 05.
Dessen Absturz auch der Trainerwechsel nicht aufhalten konnte. Unter Reitmaier gab's in vier Spielen vier Punkte – inklusive Niederlage gegen die Würzburger Kickers, die 2023 bis dahin gegen keinen Anderen gewonnen hatten. In diesen vier Spielen haben die Schweinfurter zweimal einen 0:2-Rückstand egalisiert, gegen Aubstadt ein 0:1 gedreht und selbst in Würzburg aus dem Nichts einen vorübergehenden Gleichstand erzwungen. Das spricht für intakte Mentalität. Reitmaier hat verloren geglaubte Emotionen wecken können. Er hat die Mannschaft "heiß" gemacht. Im Abstiegskampf fraglos ein starker Trumpf, aber erfahrungsgemäß keiner von verlässlicher Nachhaltigkeit.
2. Die unausgeglichene Qualität des Kaders
Mit reduzierten Mitteln hatten die 05-Verantwortlichen versucht, den nach zahlreichen Abgängen ausgedünnten Kader erneut auf Profi-Bedingungen zu trimmen – und vorwiegend zwar technisch gut ausgebildete, jedoch unerfahrene, körperlich wenig robuste NLZ-Talente oder zwar erfahrene, aber aus Verletzungen kommende Spieler verpflichtet. Die vorhersehbare Folge unter Belastung: eine enorme Verletzungsmisere mit bis zu elf Ausfällen gleichzeitig. Jetzt ist der Kader annähernd komplett, doch wenig gefestigt.
Etliche Jung-Profis blieben weit hinter den hochtrabenden Erwartungen zurück, so dass um das Routine-Gerüst aus Adam Jabiri, Kristian Böhnlein (meiste Einsätze), Lukas Billick, Lukas Aigner und Kevin Fery ein qualitativ deutlich unter Vorjahres-Niveau liegender Rest-Kader bleibt, aus dem lediglich Tim Kraus beständig heraussticht. Viele Konkurrenten wirkten nicht nur in den Spielen gegen Schweinfurt homogener. Wohl auch, weil nicht wenige Nullfünfer nach dem Schritt in die Reamateurisierung bereits um einen erneuten Wechsel im Sommer wissen und nicht mehr konsequent in Grenzbereiche gehen. Ein möglicher Grund auch für die hohe Zahl an Gegentoren, obwohl Reitmaier der Defensive deutlich mehr Gewicht einräumt als sein Vorgänger.
3. Die Abhängigkeit von Torjäger Adam Jabiri
17 Treffer hat Adam Jabiri für den FC 05 erzielt, in sieben Spielen waren seine Tore spiel(mit)entscheidend. Die Mannschaft ist abhängig von dem 38-Jährigen und seiner Verletzungsfreiheit. In den vergangenen Jahren kam er meist weniger stabil aus der kalten Jahreszeit, aktuell fehlt er weiterhin wegen einer Oberschenkelzerrung. Pascal Moll, aus dem Mittelfeld oder von Außen wirkungsvoll und schon acht Mal erfolgreich, ist als Mittelstürmer-Ersatz zu schmächtig. Der nachverpflichtete Benjamin Hadzic (3 Tore) zeigt erst seit kurzem ansteigende Form, der lange verletzte Ex-Abtswinder Severo Sturm befindet sich nach vielversprechendem Comeback in einem kleinen "Loch" – und Alexander Bazdrigiannis spielt keine Rolle mehr.
4. Das nominell schwierige Restprogramm
Reichen in dieser von Platz acht (Ansbach, 40 Punkte) bis 17 (Hankofen, 30, ein Spiel weniger) so engen Liga wie im Vorjahr 45 Punkte zum direkten Klassenerhalt? Kaum. Heißt für den FC 05 (34): Minimum vier Siege aus neun Partien. Denn: Die ohnehin schon ein bis sechs Punkte bessere Konkurrenz aus Fürth, Aubstadt, Hankofen, Eichstätt und Ansbach spielt noch gegen die abgeschlagenen Heimstettener; Vilzing, Fürth und Aubstadt gegen den vermutlich freiwilligen Absteiger Rain - beide haben sich mehr oder weniger aufgegeben.
Auf dem Papier leichter lösbar scheint für Schweinfurt indes nur noch der Vorletzte Pipinsried, gegen den aber auch noch Buchbach, Illertissen und Augsburg spielen. Von den weiteren acht 05-Gegnern stehen vier in den Top sieben. Um den direkten Abstieg zu vermeiden, sollte zwingend das für Dienstag, 25. April, neu terminierte Hankofen-Spiel gewonnen werden. Auch die Heimaufgaben gegen Pipinsried, Ansbach und Vilzing haben Finalcharakter. Eine Nervenprobe für ein nicht gefestigtes Team.