
Innerhalb von nur 91 Tagen wurde die Vorrunde der Saison 2023/24 der Fußball-Regionalliga Bayern mit 17 Partien, plus drei Pokalspielen, durchgezogen. Für den TSV Aubstadt bedeutete das im Durchschnitt alle viereinhalb Tage ein Pflichtspiel inklusive knapp 5000 Reise-Kilometern zu den Auswärtsspielen.
An diesem Samstag (Anpfiff: 14 Uhr) beginnt für den Tabellenvierten mit dem Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth II die Rückrunde. Wohl dem, der einen breiten Kader und eine solide medizinische und physiotherapeutische Betreuung hat wie der TSV Aubstadt. Dessen Trainer Julian Grell zwar glühender Bayern-München-Fan ist, seinem Herzensklub aber voraus hat, dass er nicht über einen zu kleinen Kader und Verletzungsprobleme lamentieren muss. Ihm stehen, wenn einmal alle gesund sind, drei Torhüter und 26 Feldspieler zur Verfügung.
Einen Spieler-Engpass gab es nie in den vergangenen Monaten, trotz längerer Verletzungspausen von Christian Köttler, Ingo Feser, Leonard Langhans, Marvin Weiß, Maximilian Stahl, Philipp Harlaß, Leon Heinze, Max Schebak und Patrick Hofmann. Symptomatisch für die komfortable Kaderbreite, die auch in unmittelbarem Zusammenhang mit dem bisher besten Vorrunden-Ergebnis des TSV Aubstadt in seiner Regionalliga-Geschichte zu sehen ist, war ein Bild aus dem Heimspiel gegen Ansbach, als sich hinter der Linie zwischen Tor und Eckfahne acht Aubstädter Ersatzleute für einen möglichen Einsatz aufwärmten. Sieben weitere waren entweder noch verletzt oder nicht im Kader.
Beim TSV Aubstadt ist Trainer Julian Grell in Sachen Personalführung gefordert
Was zunächst wie purer Luxus aussieht, bringt auch harte psychosoziale Arbeit in Sachen Personalführung für Grell und sein Trainerteam mit sich. "Natürlich weiß ich, was in einem Fußballer vorgeht, der dreimal die Woche nach Aubstadt fährt, fleißig trainiert und am Samstag nicht zum Einsatz kommt", verrät er. "Man versucht, irgendwo alle mitzunehmen, muss sie aber auch ansprechen und begründen, was gut und was weniger gut läuft."
Entscheidungen müsse man, so Grell weiter, "nicht immer, aber zu gegebener Zeit dem Spieler gegenüber offen rechtfertigen. Dann hofft man, dass die Reaktion positiv ist, dass er nicht sauer auf den Trainer ist, sondern seine Situation irgendwo durch Leistung zu verändern versucht, zum Beispiel im Training voranzugehen. Das gelingt uns zurzeit ganz gut. Man muss allerdings auch zugeben, dass der oder jener auch mal andere Ansprüche hat".
Am Beispiel der Partie vergangenen Samstag gegen den TSV Buchbach haben sich aber auch die Unterschiede auf und hinter der Bank gezeigt. Während Grell fast immer das Wechselkontingent von fünf Spielern voll ausschöpft, viel Vertrauen investiert und damit frischen Wind ins Spiel bringt, brachte Buchbachs Coach Aleksandro Petrovic lediglich zwei neue Leute, in der 76. Minute. Bereits beim 3:0-Auswärtssieg in Fürth, Grells Regionalliga-Debüt als Trainer, wechselte er fünfmal.
Der Sieg zum Saisonauftakt in Fürth war eminent wichtig für den TSV Aubstadt
Überhaupt war dieser Start-Sieg von eminent wichtiger Bedeutung. Das Vertrauen der Mannschaft in ihn und sein Team war da, eventuelle Ungewissheit gewichen. Voller Selbstvertrauen erklomm man die Tabellenspitze, war sechs Spieltage lang Tabellenführer, meistens unter den ersten Drei, nie schlechter als Vierter. Aus den letzten vier Spielen holte der TSV zehn Punkte und beendete damit das Gerede, dass der Höhenflug vorbei sei.
Petr Ruman, ehemaliger Bundesligaspieler in Fürth und beim FSV Mainz 05, ist, mit einem Jahr Unterbrechung, seit 2018 der U-23-Trainer der Fürther. Nach vorher drei Niederlagen in Serie holte man zuletzt ein 2:2 in Illertissen. Die Gäste reisen als Zwölfter (18) mit drei Punkten Vorsprung auf einen Relegationsplatz an. Alle 16 Spiele absolvierte der Stürmer Ricky Bornschein (24), dem in Illertissen bereits der dritte Doppelpack dieser Saison bei insgesamt acht Treffern gelang. Ein weltmeisterlicher Name steht auch im Kader: Lucien, der Sohn von Pierre Littbarski.
Der TSV Aubstadt wird den Gegner nicht aufgrund dessen Tabellenposition unterschätzen
Davon, einen Gegner wegen seiner Tabellenposition zu unterschätzen, sind die Aubstädter weit entfernt, wie die Spiele gegen die SpVgg Ansbach und den TSV Buchbach gezeigt haben. Man arbeitet so ein Spiel ab, wobei dennoch die Tore eins und drei vergangenen Samstag in der Umschaltentstehung mit hohem Tempo und flachem Direktpass-Spiel ein Augenschmaus für die Zuschauer waren.
Obwohl der Mannschaft volle Konzentration diesem Spiel gelten müsse, so Julian Grell, wolle er als Trainer den Spagat bei der Besetzung zweier erfolgversprechender Teams finden: für Fürth und das Pokal-Viertelfinale am Dienstag, 31. Oktober, beim FV Illertissen.