Es war dieses Mal kein Hochglanzprodukt. Nichts, was länger in Erinnerung bleiben wird wie der 5:0-Triumph in der Woche zuvor gegen den FC 05 Schweinfurt. Dieser 2:0-(1:0)-Erfolg des TSV Aubstadt in der Fußball-Regionalliga Bayern gegen die SpVgg Ansbach vermittelte in seiner Durchschnittlichkeit aber eine Seriosität, die eine Spitzenmannschaft halt auszeichnet.
Ja, das ist er, der TSV Aubstadt: eine Spitzenmannschaft in dieser Liga. Zumal daheim in der NGN-Arena, in der in acht Partien mächtige sieben Siege und ein Unentschieden zu Buche stehen. Keiner ist auf eigenem Platz besser als der TSV Aubstadt. "Ich bin stolz darauf, wie souverän wir diesen Sieg herausgespielt haben", sagte Julian Grell, der Trainer des Tabellenvierten, wenngleich er nicht verheimlichte, dass er sich "etwas mehr Esprit gewünscht" hätte.
Die etwa 700 Zuschauerinnen und Zuschauer bekamen bei herbstlichem Wetter nicht allzu viele Chancen und Aufreger geboten. Sie gingen aber in der Gewissheit nach Hause, eines der kuriosesten Tore gesehen zu haben, das je in Aubstadt gefallen ist.
Martin Thomann spielt beim TSV Aubstadt zweite Spitze
Grell setzte wieder auf eine Dreierkette, hatte aber eine personelle Änderung im Vergleich zum 5:0 gegen den FC 05 Schweinfurt vorgenommen. Leo Langhans startete auf der rechten Seite im Mittelfeld, Martin Thomann spielte zweite Spitze an der Seite von Marco Nickel – und Michael Dellinger blieb zunächst auf der Bank. Eine Vorsichtsmaßnahme, wie Grell erklärte, weil Dellinger bei seinem Treffer gegen Schweinfurt am Oberschenkel verletzt hatte. Als Dellinger 25 Minuten vor dem Ende eingewechselt wurde, brachte er frischen Wind – und lieferte die Vorarbeit zum Treffer zum 2:0.
Die Anfangsphase der Partie gehörte Ansbach, das viel Betrieb in den vorderen Reihen machte, in vorderster Linie aber keine Akzente setzen konnte. Daran änderte sich bis zum Schluss nichts. Nach etwa 20 Minuten, räumte Co-Trainer Niklas Reutelhuber ein, habe die Spielvereinigung den Zugriff auf das Spiel verloren. Nach einer halben Stunde ging dann zum ersten Mal die Ordnung in der Abwehr verloren, sodass sich Kapitän Tobias Dietrich nur mit einem Foul an Marco Nickel zu helfen musste.
Den Strafstoß schnappte sich Martin Thomann und verwandelte ihn unter gütiger Mithilfe von Ansbachs Schlussmann Sebastian Heid zum 1:0. Thomann schickte den Ball wenig platziert und mit wenig Geschwindigkeit ausgestattet auf die elf Meter lange Reise. Heid tauchte in die richtige Ecke ab, konnte den Ball aber nicht festhalten und schlug ihn über den eigenen Kopf hinweg ins eigene Netz (31.). "Souverän verwandelt", lächelte Grell.
Nach dem Führungstreffer hat der TSV Aubstadt das Spiel im Griff
Dessen Mannschaft ab diesem Zeitpunkt alles im Griff hatte. Die Wucht und Präzision im Spiel nach vorne ging ihr dieses Mal aber ab. Zwei Abschlüsse von Marco Nickel (53., 59.), eine Direktabnahme von Timo Pitter (70.), mehr hatte Aubstadt an diesem Tag nicht zu bieten. Das reichte freilich dicke gegen biedere Ansbacher.
Zwei Minuten vor dem Ende traf Nickel doch noch – der erste Treffer des Mittelstürmers nach vier torlosen Spielen. "Ganz wichtig, dass es bei ihm wieder geklappt hat", sagte Grell. Er, früher selbst Angreifer, hatte zuvor beobachtet, dass die Torlos-Phase und die zuvor vergebene Gelegenheit an Nickel gezehrt hatten. Jetzt, hofft Grell, ist bei Nickel das Glück sowie das Selbstverständnis im Abschluss zurück "und im nächsten Spiel haut er den Ball mit dem Spann unter die Latte". Jenes nächste Spiel ist so weit in der Zukunft nicht, bereits an diesem Dienstag, 17. Oktober, spielt der TSV Aubstadt bei Viktoria Aschaffenburg.
Den nächsten Elfmeter will Marco Nickel wieder schießen
Nickel stand während der 90 Minuten ohnehin oft im Mittelpunkt, beharkte sich ständig mit Ansbachs Verteidiger Lukas Oberseider. "Wenn wir wenig Lösungen im Spiel nach vorne haben, werde ich als Stürmer gesucht und muss versuchen, den Ball festzumachen", umriss der 24-Jährige eine seiner Aufgaben, da sei es "normal, dass es zwischen Verteidiger und Angreifer öfter mal kracht".
Eine andere Rolle Nickels ist es gewöhnlich, die Aubstädter Elfmeter zu schießen. Dieses Mal hatte sich jedoch schon Martin Thomann den Ball genommen, bevor sich der gefoulte Nickel berappelt hatte. "Zirkus machen und ihm den Ball wegnehmen", nein, das wäre nicht die Art von Nickel, dessen Denke und Spiel mannschaftsdienlich ist. "Solange der Ball drin ist, ist es ja auch egal, wer schießt", sagte Nickel, ergänzte dann aber doch noch, dass er in Zukunft wieder die Elfmeter schießen wolle.
Das Auswärtsspiel bei Türkgücü München ist auf 15. November terminiert
Angesetzt ist nun auch das Spiel des TSV Aubstadt bei Türkgücü München, das wegen des Pokalspiels der Münchener gegen Drittligist FC Ingolstadt verlegt werden musste. Anpfiff im Grünwalder Stadion ist am Mittwoch, 15. November, um 18.30 Uhr.