Welche Reaktion zeigt der TSV Aubstadt auf den äußerst glücklichen 1:0-Sieg gegen den FC Pipinsried vor zwei und den Spielausfall in Eichstätt vor einer Woche? Am Samstag ab 14 Uhr, wenn es die Platzverhältnisse in der heimischen NGN-Arena zulassen, wird es die Antwort geben in der Partie gegen die SpVgg Ansbach. Das Team aus Mittelfranken blieb durch den 3:1-Heimsieg gegen Fürth II im Rhythmus, drang auf Platz neun (29 Punkte) vor und hat den Rückstand zum TSV Aubstadt (6./32) auf drei Punkte verkürzt.
Ein weiterer Sieg der SpVgg würde Gleichstand bedeuten, liegt rein statistisch gesehen, aber auch nur so, in weiter Ferne. Die Bilanz der letzten zehn Begegnungen beider Vereine, in der Regional- und Bayernliga sowie im Pokal, spricht mit 8-1-1 eindeutig für die Aubstädter, die auch das Hinspiel mit 2:1 gewannen.
Ben Müller wurde in Ansbach und beim 1. FC Nürnberg ausgebildet
Im Aubstädter Trikot läuft mit Kapitän Ben Müller (24) ein ehemaliger Ansbacher Bub auf, der für Aubstadt bereits 76 Regionalligaspiele bestritten hat. Müller ist in Ansbach als Sohn einer Lehrerfamilie aufgewachsen und hat zehn Jahre lang in den U-Mannschaften der SpVgg gespielt. "Acht Jahre davon unter meinem Vater als Trainer, der auch mein großes Vorbild war und ist", ergänzt Müller. im Alter von 14 Jahren wechselte er in die Noris und spielte fünf Jahre lang in der Nachwuchs-Schmiede des 1. FC Nürnberg.
Er wohnte nicht im FCN-Internat, sondern pendelte vier Jahre lang mit dem Zug und lebte ein Jahr zusammen mit seinem aktuellen Mitspieler Leonard Langhans in einer WG. Nach dem Abitur und mit Beginn seines Studiums (Lehramt Realschule für Mathe und Sport) wechselte er zum Würzburger FV. "Studium und Fußball sollten vereinbar sein", was an seinem Wohnort Würzburg, dem Domizil des halben Aubstädter Kaders, zu realisieren ist.
Als Führungsspieler und Schlüsselspieler anerkannt
Und das musste es auch sein, denn Ben Müller macht keine halben Sachen. Diesen Eindruck bekam ab 2019 auch der damalige Aubstädter Trainer Josef Francic von ihm, ebenso seit 2020 dessen Nachfolger Victor Kleinhenz. Was er macht, sieht alles so einfach aus, ist aber hoch aufwändig und hat meist Hand und Fuß. Als Sechser ist Müller auf jedem Quadratmeter des Spielfelds zuhause. Er ist von allen akzeptierter Führungsspieler und zugleich der Schlüsselspieler, der den Unterschied machen kann.
Diese Schlüsselfunktion übt er in zweifacher Hinsicht aus: Er macht die Tür zur Abwehr zu, hat das Auge und den Intellekt zu antizipieren, wo der Ball her und hin kommt. Und er eröffnet die Angriffe mit genau getimten und justierten Vorlagen für die Offensive. Bei seiner Art zu spielen und sich zu benehmen, war es kein Wunder, dass er erst in den Mannschaftsrat gewählt wurde. "Und als die Führungspersönlichkeiten Daniel Leicht und Dominik Grader weg waren, bin ich mehr oder weniger in die Rolle rein geschlüpft, wurde aber auch von Vicky bestätigt. Ingo Feser ist mein Stellvertreter. Mike Dellinger ist normal noch dabei und für ihn diese Saison Steffen Behr."
Auf sein erstes Saisontor für den TSV Aubstadt wartet Ben Müller noch
Worin er seine Aufgabe als Spielführer sehe? "Schon eine gewisse Art Führung zu übernehmen, auf und neben dem Platz, die Mannschaft zusammen und in einer Spur zu halten, dass alles in die gleiche Richtung geht. Ich muss einer sein, an dem man sich orientieren, vielleicht auch ein Beispiel nehmen kann." Ähnlich, wie er sich auch als Lehrer seiner neuen Klasse vorstellen könnte? "Ja, so ähnlich schon."
"Ben ist der Kopf unserer Mannschaft, mein verlängerter Arm auf dem Spielfeld", sieht Trainer Victor Kleinhenz Müllers Rolle. "Einer, der mit seiner Ruhe und Übersicht unserem Spiel viel Struktur gibt. Er generiert mit seiner Persönlichkeit ein hohes Ansehen in der Mannschaft und im Verein. Wir warten halt noch auf sein erstes Saisontor. Was gäbe es für einen besseren Zeitpunkt als diesen Samstag. Gegen eine Mannschaft, die sehr gut und euphorisch in dieser Liga angekommen ist. Es wird schwer, aber wir wollen den Fans und den ehrenamtlichen Helfern einen schönen Heimspielabschluss bereiten."
Die WM in Katar schaut sich Ben Müller bewusst nicht an
Dass Ben Müller überhaupt den Weg nach Aubstadt gefunden hat, fädelten "mein Papa und der Oliver Merkl ein", die Fußball-Ikone, die 19 Jahre lang für den TSV auf Torejagd ging. "Sie kennen sich vom Studium her und haben sich anlässlich eines Spiels von mir mir dem WFV gegen Aubstadt getroffen." Wie sehen Müllers Sympathien zu seinem Heimatverein SpVgg Ansbach aus? "Doch, doch, die gibt es. Ich muss bekennen, ich kenne nicht mehr viele. Zusammen gespielt habe ich im Endeffekt nur mit zwei von heute, mit Sven Landshuter und Erik Weger. Aber man kennt sich. Ich habe ja mit dem FV und mit Aubstadt mehrmals gegen sie gespielt. Wahnsinnig eng ist die Verbindung aber nicht."
An welchem Wendepunkt seines Lebens er mit dem Wissen von heute eine Entscheidung anders träfe: "Ich hätte mich nicht so früh nur auf Fußball festlegen, sondern Leichtathletik, Basketball, Tennis, Schwimmen oder Turnen länger ausprobieren sollen. Ich war von Anfang an nur auf Fußball fokussiert, weil ich halt dem Papa so nachgeeifert bin." Und Ben Müllers Meinung zur WM in Katar: "Ich fand es sehr cool, als ich nicht wusste, dass sie schon losgegangen ist. Das ist alles eine Farce und hat wenig mit dem zu tun, zu was ich stehen will. Ich schau es mir nicht an." Also auch hier keine halben Sachen.
Immer weitermachen Ben, diese Reaktionen sind leider zu oft die Bestätigung von guten Leistungen!