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Fußball: Regionalliga Bayern
Daniel Leicht nach seinem Abschied aus Aubstadt: "Ich hätte nie gedacht, einmal Regionalliga spielen zu können"
Daniel Leicht verlässt nach zehneinhalb Jahren den TSV Aubstadt und kehrt als Spielertrainer nach Strahlungen zurück. Welche beiden Gründe ausschlaggebend für seinen Wechsel sind.
Daniel Leicht (vorne) trug beim seinem letzten Spiel für den TSV Aubstadt in Aschaffenburg noch einmal die Kapitänsbinde.
Foto: Julien Christ | Daniel Leicht (vorne) trug beim seinem letzten Spiel für den TSV Aubstadt in Aschaffenburg noch einmal die Kapitänsbinde.
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 15.02.2024 16:10 Uhr

Daniel Leicht und Dominik Grader sind die letzten Verbliebenen jener Mannschaft, die im letzten Landesliga-Jahr 2011/12 das Trikot des TSV Aubstadt trugen und den Weg bis in die Regionalliga mitgingen. Seit Montagabend ist es Grader allein, da Leicht und die Vereinsführung sich auf seinen Wunsch nach einer Auflösung seines Vertrags zum 31.12.2021 geeinigt haben. Es habe zwei Gründe gegeben, diesen Schritt jetzt zu machen, verrät der Strahlunger, der verheiratet und Vater einer Tochter ist. Als Spielertrainer wird er im Januar zu seinem Heimatverein FC Strahlungen zurückkehren.

"In Aubstadt hatte ich eine wunderschöne Zeit von zehneinhalb Jahren", räumt Leicht ein. "Ich bin jetzt 32, Vollblutfußballer und habe immer 100 Prozent gegeben. Aber ich renne nicht drei bis vier Mal die Woche nach Aubstadt, hänge mich im Training voll rein, fahre auswärts bis nach Buxtehude mit und komme dann für ein paar Minuten zum Spielen." Die Einsatzzeiten in dieser Saison hätten ihm letztlich nicht immer so gepasst, wie er sich das vorgestellt habe. "Deswegen war es einfach Zeit. Leichter hat es mir die Entscheidung nur bedingt gemacht, da es mir in Aubstadt immer gut gefallen hat und auch immer noch gefällt. Die Mannschaft ist intakt und super. Aber ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich die Prioritäten anders setze."

Daniel Leicht spielte in sieben verschiedenen Ligen

Das hört sich nachvollziehbar an und hat auch nichts mit Groll zu tun. Vielmehr ist es das Ergebnis einer realistischen Bestandsaufnahme. Dafür hat der Mann, der wie wenige andere Fußball in sieben verschiedenen Ligen, von der Kreisklasse bis zur Regionalliga, gespielt hat, schon zu viel erlebt. Andererseits wird er woanders dringend gebraucht. Sein Heimatverein FC Strahlungen ist in der Kreisliga Rhön etwas überraschend nahe an die Abstiegszone heran gerutscht und kann seine Hilfe als Spielertrainer sehr gut gebrauchen. Da Benedikt Bötsch nach Oliver Schönwiesners Rückzug vom Trainerposten diesen sowie nur interimsweise besetzen wollte, wird Daniel Leicht ihn nun ab 1. Januar als gleichberechtigter Partner unterstützen.

"Es ist auch die Möglichkeit, meinem Heimatverein etwas zurückzugeben", betont Leicht. "Ich denke, wir konnten mit Daniel einen sehr erfahrenen und überragenden Kicker hinzu gewinnen, der ähnlich wie ich auch als Coach noch recht unerfahren ist, aber unter guten Trainern gespielt hat", sagt Bötsch. "Er ist Einheimischer, vom Typ her positiv und will immer gewinnen. Wir haben ja noch zusammen in Strahlungen in der Jugend gespielt und später, leider nur ein gemeinsames Jahr, im Herrenbereich. Wir schätzen uns sehr, wodurch sicherlich eine gute Zusammenarbeit gewährleistet ist."

Mit Aubstadt von der Landesliga bis in die Regionalliga

In seiner Jugend wurde der Strahlunger beim heimischen FC ausgebildet und bekam drei Jahre lang den Fußball-Feinschliff in der U15 und U17 beim FC Schweinfurt 05. "Dann bin ich wieder zurück nach Strahlungen gegangen und habe dort den Rest in der Jugend und vier Jahre in der ersten Mannschaft gespielt. Wir sind von der Kreisklasse über die Kreisliga und Bezirksliga bis in die Bezirksoberliga aufgestiegen. Dann habe ich mich dem TSV Aubstadt angeschlossen", erinnert sich Leicht an seine Anfangszeit.

In Aubstadt setzte sich sein grandioser Aufstieg fort und Leicht erlebte "das schönste Jahrzehnt seiner Laufbahn". Unter Trainer Josef Francic bestritt er gleich in der ersten Saison alle 34 Spiele in der Landesliga Nord. Leicht ist auch der Letzte der Sechsergruppe, die zu Beginn jener Saison von Francic nach Aubstadt gelotst worden war: Julian Grell, Christoph Rützel, Julius Benkenstein, Johannes Frank und Patrick Winter verließen den TSV schon vor ihm. Dass man am Ende jener Landesliga-Saison hinter den Würzburger Kickers Zweiter werden würde, war am Anfang keineswegs absehbar.

Vorstellung der Neuzugänge beim TSV Aubstadt im Juli 2011. Von links:  Julian Grell, Daniel Leicht, Christoph Rützel, Patrick Winter, Johannes Frank und Julius Benkenstein.
Foto: Rudi Dümpert | Vorstellung der Neuzugänge beim TSV Aubstadt im Juli 2011. Von links:  Julian Grell, Daniel Leicht, Christoph Rützel, Patrick Winter, Johannes Frank und Julius Benkenstein.

Fünf Spiele lang blieb die Truppe sieglos und holte nur zwei Punkte. Im sechsten Anlauf gelang der erste Dreier beim 4:1 gegen den SV Pettstadt. Das 1:0 in der sechsten Minute war Daniel Leichts erster Treffer für den TSV. Nach dem neunten Spieltag war Aubstadt noch auf dem Abstiegsplatz 16, nach dem 32. auf Platz 3 und am Schluss Vizemeister und Aufsteiger in die Bayernliga. Auf die Relegation, um die Bayernliga zu überspringen und in die Regionalliga aufzusteigen, verzichtete Aubstadt damals.

Flexibel einsetzbar und ein echte Leader 

Leicht war in all den Jahren immer ein Spieler, der Verantwortung übernahm. Er gehörte in 34 Landesliga- und 189 Bayernliga-Spielen bis zur ersten Regionalliga-Saison immer zu den Top-Kandidaten für die Startelf, war Kapitän oder erster Stellvertreter und gehörte dem Mannschaftsrat an. Unterbrochen, aber dadurch verlängert, wurde seine aktive Zeit auf so hohem Niveau dadurch, dass er Vernunft walten ließ: "Die Ärzte rieten mir zu zwei Hüftoperationen, die zu dem Zeitpunkt noch nicht dringend, aber vorbeugend nötig seien. Ich würde dadurch ein halbes Jahr ausfallen, aber länger und Beschwerde-frei spielen können und ließ mich darauf ein. Das war richtig."

In den zehneinhalb Jahren brachte er es trotz dieser und anderer kürzerer Pausen auf 267 Punktspieleinsätze in Aubstadt und vier Relegationsspiele. Seine Trainer, es waren mit Josef Francic und Victor Kleinhenz nur zwei, setzten die flexible Aubstädter Nummer 7 "als Sechser, Achter, Zehner und sogar als Neuner", so seine Sichtweise, ein. Insgesamt erzielte er im Trikot des TSV Aubstadt in 17266 Minuten 44 Tore. "Ich habe selber mal nachgerechnet: Ich habe mit über 50 Spielern zusammen gespielt."

Grund zum Feiern hatte Daniel Leicht in seiner Zeit beim TSV Aubstadt genug. Gleich in seiner ersten Saison gelang ihm mit den Grabfeldern der Aufstieg von der Landesliga in die Bayernliga.
Foto: Rudi Dümpert | Grund zum Feiern hatte Daniel Leicht in seiner Zeit beim TSV Aubstadt genug. Gleich in seiner ersten Saison gelang ihm mit den Grabfeldern der Aufstieg von der Landesliga in die Bayernliga.

Wie sieht Daniel Leichts persönliche Bilanz nach einem Drittel seines Lebens beim TSV Aubstadt aus? "Es war menschlich wie sportlich einfach super. Ich habe sportlich sehr viel erreicht, hätte nie daran gedacht, eines Tages mal Regionalliga spielen zu dürfen. Und ich habe super Menschen kennen gelernt und Freunde fürs Leben gefunden. Mit dem Verein konnte ich mich immer identifizieren, kam mit allen klar." Sein schönstes Erlebnis beim TSV? "Der Aufstieg in die Bayernliga war schon toll. Herausragend war aber der Aufstieg in die Regionalliga nach dem letzten Auswärtsspiel bei Don Bosco Bamberg."

Kleinhenz: "Daniel Leicht hat die Aubstädter DNA gelebt"

Was er anders machen würde? "Während der Zeit in Aubstadt nichts. Das hat alles gepasst. Wir sind ja Jahr für Jahr besser geworden. Aber in der Jugend hätte ich wohl doch insgesamt mehr Engagement zeigen sollen." Aubstadts Trainer Victor Kleinhenz, zwei Jahre jünger als Leicht, schätzt seinen bisherigen Spielführer so ein: "Neben seinen großen Qualitäten an der Murmel ist Daniel ein echter Leader, der eine Mannschaft mitreißen kann. Einer, der die Aubstädter DNA nicht nur gelebt, sondern initiiert hat. Davon werden wir noch Jahre profitieren. Außerdem habe ich an ihm seinen ehrlichen und offenen Umgang geschätzt. Ich wünsche Dani beim FC Strahlungen, einem sympathischen Verein, eine erfolgreiche Zeit und einen erfolgreichen Start in die Trainerkarriere."

 
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