Auf den Titel Bayernliga-Dino sind sie beim TSV Großbardorf mit Recht stolz. Am 7. Juni 2003 waren die Grabfelder mit einem 2:1-Sieg in der Relegation gegen den SV Gendorf-Burgkirchen erstmals aus der Landesliga in die damals noch eingleisige Bayernliga aufgestiegen. Seitdem haben sich die Grabfeld-Gallier in Fußballkreisen bayernweit einen Namen gemacht und dürfen sich als Belohnung aktuell "ewiger" Tabellenführer der 2012 eingeführten Bayernliga Nord nennen. Doch ausgerechnet im Jahr seines 100. Geburtstages muss der TSV Großbardorf mehr denn je um seine Zukunft in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse bangen.
Die Vorrunde des TSV Großbardorf bewertet Andreas Lampert mit der Note 3-
"Wir wussten vor der Saison, was auf uns zukommt. Daher haben wir unsere Zuversicht auch nicht verloren und gehen fest davon aus, dass wir weiterhin der Bayernliga-Dino bleiben", sagt TSV-Sportvorstand Andreas Lampert. Mit 20 Punkten aus 19 Spielen überwintert der TSV auf einem Abstiegs-Relegationsplatz in der Bayernliga Nord, das rettende Ufer ist bei einem bzw. zwei weniger ausgetragenen Spielen allerdings nur ein Zähler entfernt.
"Für die Vorrunde würde ich uns eine 3- geben", sagt Lampert und unterstreicht damit, dass bei Weitem nicht alles nach Wusch gelaufen ist. Nach dem erneuten Kaderumbruch sei man schwierig in die Saison gestartet, habe sich zwischenzeitlich gefangen und dann mit vier verlorenen Spielen im Herbst einen erneuten Knick erhalten. "In dieser Phase hat auch die Stimmung innerhalb der Mannschaft gelitten", hat Lampert beobachtet.
Nach dem Rücktritt von Chefcoach Andreas Brendler kam unter dem Interims-Trainer Markus Bach, der das Team zusammen mit Thomas Jakob und Tobias Schunder bis Saisonende trainieren wird, mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen der Erfolg zurück. "Da haben wir gesehen, dass wir jede Mannschaft der Liga schlagen können. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir jederzeit gegen jeden verlieren können." Nach Lamperts Ansicht sei das Großbardorfer Team im Vergleich zur Vorsaison trotz der Abgänge einiger Leistungsträger nicht schlechter geworden, die Liga mit "potenten Aufsteigern" aber deutlich stärker und ausgeglichener.
Für viele Spieler im besten Alter ist der Aufwand Bayernliga mittlerweile zu groß
Umso schwieriger dürfte die Aufgabe sein, in Großbardorf weiterhin Bayernliga-Fußball präsentieren zu können. Das haben die letzten Jahre gezeigt, als die Grabfeld-Gallier mehrmals Leistungsträger im besten Fußballalter haben ziehen lassen müssen und in der Folge aus der Spitzengruppe der Liga ins untere Drittel abrutschten. Auffällig dabei: Die Spieler zog es meist nicht zu ambitionierteren oder höherklassigen Klubs, sondern oft ein paar Ligen tiefer zu ihren Heimatvereinen. "Ich sehe da durchaus einen Trend. Wenn die Spieler älter als 25 Jahre sind, wird ihnen der Aufwand in der Bayernliga bei uns oft zu hoch", sagt Lampert.
Häufig habe es auch berufliche Gründe gegeben, sodass "uns allein in den letzten Jahren zahlreiche Spieler wie Manuel Orf, André Rieß, Markus Kirchner oder Benjamin Kaufmann im besten Fußballalter verlassen haben". In diesem Sommer wird mit Tim Strohmenger (24), der in der vergangenen Saison mit 15 Treffern bester Torschütze der Grabfelder war, ein weiterer Leistungsträger den TSV verlassen und als Spielertrainer zu seinem Heimatverein FV Gemünden/Seifriedsburg zurückkehren. "Auch Tim nimmt einen neuen Job an, wodurch der Aufwand Bayernliga für ihn in Großbardorf nicht mehr zu stemmen ist", informiert Lampert.
Kompensieren konnten sie die Abgänge in Großbardorf zuletzt vor allem aufgrund der seit Jahrzehnten guten Nachwuchsarbeit. Seit einem Jahr besteht darüber hinaus eine offizielle Partnerschaft mit dem Regionalligisten FC 05 Schweinfurt, von der die Großbardorfer im vergangenen Sommer erstmals profitierten. Mit Jakob Götz, Elias Reiher und Robin Zeitler wechselten gleich drei Spieler aus der Schweinfurter A-Jugend ins Bayernliga-Team des TSV Großbardorf, wo sie auf Anhieb einen guten Eindruck hinterließen.
Kooperation mit dem FC 05 Schweinfurt macht für den TSV Großbardorf weiter Sinn
Da dürfte die Ankündigung aus Schweinfurt, sich vom Profitum zu verabschieden und künftig vermehrt auf den eigenen Nachwuchs bzw. Talente aus der Region setzen zu wollen, bei den Großbardorfer Verantwortlichen doch sicher für Unruhe gesorgt haben. Andreas Lampert sieht das anders und bleibt gelassen. "Auch wenn die Schweinfurter auf Halbprofitum umstellen, haben sie schon noch andere Ansprüche und zum Teil auch ein anderes Einzugsgebiet als wir."
Ein Ende der Kooperation mit dem FC 05 Schweinfurt stehe daher aktuell nicht zur Diskussion. "Es wird ja auch nicht so sein, dass alle Spieler aus der Schweinfurter A-Jugend sofort den Weg ins Regionalliga-Team schaffen werden. Für einige kann der Umweg über die Bayernliga sicher die bessere Alternative sein. Gleichzeitig werden wir auch nicht in jedem Jahr drei Spieler aus der Schweinfurter Jugend zu uns holen."
Der Vertrag des TSV Großbardorf mit Hauptsponsor Texpa läuft noch zwei Jahre
Dass Hauptsponsor Texpa aus dem benachbarten Saal an der Saale im vergangenen Herbst nach China verkauft wurde, sorgt in Großbardorf ebenfalls nicht für Unruhe. "Unser Vertrag läuft noch zwei Jahre, zudem haben wir viele weitere treue Sponsoren. Wir sind nach all den Jahren schon auch eine gute Marke und breit aufgestellt." Lampert ist überzeugt, "dass wir wieder kreative Lösungen finden werden, um mit unserer Philosophie und unseren Möglichkeiten weiterhin Bayernliga in Großbardorf spielen zu können".
Zunächst einmal steht aber die am Montag gestartete Vorbereitung auf den Rest der Saison im Vordergrund. Veränderungen am Kader des TSV Großbardorf wird es nach aktuellem Stand nicht geben. "Es kommen aber einige Spieler zurück, die zuletzt verletzt waren. Vor allem von Jakob Götz erhoffe ich mir viel, er ist ein junger Spieler mit großem Potenzial", sagt Lampert. Der TSV-Sportvorstand ist jedenfalls zuversichtlich, dass der neue Trainer Mario Schindler im Sommer einen Bayernligisten trainieren wird und die 100-Jahr-Feierlichkeiten nicht durch den erstmaligen Abstieg in die Landesliga getrübt werden.