Ins 320 Kilometer entfernte Memmingen geht die Reise desTSV Aubstadtan diesem Freitag, wo um 19.30 Uhr das Flutlichtspiel in der Regionalliga Bayern gegen den FC Memmingen angepfiffen wird. Das Hinspiel gewann die Mannschaft der TSV-Trainer Victor Kleinhenz und André Betz am 2. Oktober mit 3:1 durch Tore von Patrick Hofmann, Christopher Bieber und Chris-Stephan Dierke. In der ersten Regionalliga-Saison trennte man sich zwei Mal Unentschieden (0:0, 1:1), womit die Aubstädter gegen die immer noch im Abstiegskampf festsitzenden Allgäuer noch ungeschlagen sind.
Memmingen steckt trotz des jüngsten Sieges gegen Fürth tief im Abstiegskampf fest
Immer noch deshalb, obwohl sie ihre letzte Begegnung bei Greuther Fürth II mit 1:0 gewinnen konnten - wenn auch sehr glücklich. Yannick Scholz zeigte gute Nerven und verwandelte einen Strafstoß in der Nachspielzeit. Davor blieb die Mannschaft von Trainer Fabian Adelmann gegen Rain (0:0), in Schalding (0:3) und in Buchbach (1:1) sieglos. Mit 35 Punkten nimmt sie den ersten Abstiegs-Relegationsplatz ein. Scholz ist ein Vertreter der jungen Generation im FCM-Team, das gegen Rain, rechnet man die beiden Routiniers Markus Dausch (36) und Keeper Martin Gruber (32) nicht mit, auf ein Durchschnittsalter von 21,7 Jahre kam.
"Das ist der Weg, den der FC Memmingen zuletzt gegangen ist und gehen wird", bekennt Adelmann. "Es sind alles gute Jungs. Die werden in zwei, drei Jahren richtig gute Regionalligaspieler sein. Sie brauchen halt Zeit." Sie brauchen aber auch die Regionalliga-Zugehörigkeit und werden deshalb vor gewohnter Flutlichtkulisse alles daran setzen, dem Tabellensiebten die Räume eng zu machen.
Unterschiede bei den Strukturen und der Historie zwischen Memmingen und Aubstadt
Denn das hat sich in den Wochen nach der Winterpause mehrfach gezeigt: Wer gegen den TSV Aubstadt Offensiv-Fußball mitspielen will, bekommt die Hucke voll - siehe Burghausen, Buchbach, Eichstätt. Wer ihnen nur Destruktives anbietet und lediglich auf Fehler wartet, hat hingegen große Chancen, unbesiegt davonzukommen.
Im Kader des FC Memmingen stand bis vor Kurzem mit dem Karlstädter Thilo Wilke ein Spieler, der auch eine Saison (2015/16) beim TSV Aubstadt spielte und danach als Fußball spielender Globetrotter fast alle Erdteile bereiste. Im März zog er nach Norwegen zu IF Alta weiter. Im April löste man "in gegenseitigem Einvernehmen" den Vertrag mit dem Ex-Bundesligaprofi Timo Gebhart (33) wegen anhaltender Achillessehnenprobleme.
Die Historie und die Strukturen des FC Memmingen in der 43.000-Einwohner-Stadt sind ganz andere als die des TSV Aubstadt. 38 Jahre lang spielte man Bayernliga, auch als sie noch drittklassig war. 2010 gelang der Aufstieg in die Regionalliga Süd, 2012 war man Gründungsmitglied der Regionalliga Bayern. Ein besonders gravierender Unterschied: Die zweite Mannschaft spielt in der Landesliga, während die Reserve des TSV Aubstadt aktuell noch drei Ligen tiefer in der Kreisklasse feststeckt.
Christopher Biebers Qualitäten tuen dem Spiel des TSV Aubstadt gut
Seit längerer Zeit hatten die Aubstädter wieder einmal keine Englische Woche und deshalb die Möglichkeit, sich wenigstens zu zwei Trainingseinheiten zu treffen. Vor allem beim jüngsten 4:0-Sieg gegen den VfB Eichstätt machte Christopher Bieber, der Backup für den angeschlagenen Mike Dellinger, positiv auf sich aufmerksam. Nicht einmal besonders wegen seines Kopfballtors zum 3:0, sondern weil man ihn als umtriebigen Zielspieler viel suchte und fand. Mit seiner besonderen Art, den Ball mit dem Kopf, der Brust oder sonstigen Körperteilen mit Mini-Kontakten direkt weiterzuleiten, macht er das Spiel schnell, ohne persönlich besonders im Rampenlicht zu stehen.
TSV-Trainer Victor Kleinhenz weiß um die Schwierigkeit, die Abwehrriegel von tief stehenden Mannschaften zu knacken, hatte aber zuletzt auch Erfolge mit den dazu nötigen Maßnahmen. Dem FC Memmingen traut er zu, dass die "junge Truppe mit ein paar erfahrenen alten Haudegen drin sehr wohl mit der aktuellen Situation umzugehen weiß". Die Schwierigkeiten mit Greuther Fürth II konnten sie kaum besser lösen als Aubstadt beim 0:0 Anfang März. "Mit der Abstiegssituation gehen sie ziemlich gelassen und ruhig um, und das wird sich auf Dauer auch bezahlt machen."
Michael Dellinger und Leonard Langhans kehren in den Kader des TSV Aubstadt zurück
Große Qualität haben die Allgäuer vor allem bei Standardsituationen mit den kopfballstarken Martin Dausch und Dominik Stroh-Engel. "Wir müssen schauen, dass wir die weitestgehend vermeiden. Ansonsten können und wollen wir befreit aufspielen, auswärts wieder mal gewinnen und uns ein gutes Gefühl für das anstehende Highlight gegen den FC Bayern München II am 7. Mai in Aubstadt holen", sagt Kleinhenz.
Christian Köttler (vom Spiel) und Leon Heinze (vom Training) sind noch etwas angeschlagen. Michael Dellinger und Leonard Langhans kehren in den Kader zurück, auch mit Optionen für die Startelf.
