Der aus Karlstadt stammende Fußballer Thilo Wilke wird ab April für den norwegischen Verein Alta IF auflaufen. "Es ist eine aufregende Zeit, die auch mit Ängsten verbunden ist. Aber die positive Aufregung überwiegt", erklärt Thilo Wilke, der unmittelbar vor seinem Umzug nach Norwegen steht.
Der 30-Jährige, der in der Region unter anderem bei der FT Schweinfurt, beim TSV Karlburg, TSV Abtswind und beim TSV Aubstadt höherklassig gespielt hat, ist in Sachen Fußball ein echter Globetrotter. Er zog 2016 für zwei Jahre in die USA, um dort sein Studium der Wirtschaftswissenschaften abzuschließen. Nebenbei schnürte er seinerzeit für seine Collegemannschaft die Fußballschuhe.
Anschließend wechselte er nach Australien in die Zweite Liga und kickte zwischendurch für vier Monate in Neuseeland in der Ersten Liga. "Fußballerisch war das eine super Zeit", erinnert sich der gebürtige Karlstadter gerne an die Eindrücke zurück. In der aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochenen Saison 2019/2020 zog es ihn zurück nach Deutschland. "Meine Frau und ich waren der Meinung, das sei ein guter Zeitpunkt", berichtet Wilke, der seit März 2021 für eine Unternehmensberatung in München tätig ist. Aus verschiedenen Angeboten von Regionalliga-Vereinen entschied er sich damals für den FC Memmingen und pendelte seither zwischen seiner Wohnung in Landsberg für seinen Job nach München und für den Fußball nach Memmingen.
Doch die Situation wurde für ihn zunehmend unbefriedigend. "Teils konnte ich aufgrund meines Jobs überhaupt nicht am Training teilnehmen, und wenn, dann ist es natürlich nicht so einfach, nach acht Stunden Arbeit noch auf Regionalliga-Niveau zu trainieren", macht der Blondschopf deutlich.
Der Wunsch nach einer Veränderung reifte in dem 30-Jährigen – und so kam ihm die Vertragsänderung seines Arbeitgebers im März sehr gelegen. "Mir ist es jetzt möglich, mehrere Monate vom Ausland aus zu arbeiten", freut sich Wilke, dessen Ehefrau ohnehin seit längerem das Mobile Office praktiziert.
Das Interesse für Skandinavien und ein Kurztrip nach Oslo haben die Entscheidung des Fußball-Weltenbummlers begünstigt, künftig in Alta, der nördlichsten Stadt Europas mit rund 21.000 Einwohnern, zu leben und dort Fußball zu spielen. "Die Jungs dort und auch der Trainer waren super freundlich", berichtet Wilke von seinen äußerst positiven Erfahrungen bei zwei Testspielen. Der Kontakt zu dem Drittligisten kam durch einen ehemaligen norwegischen Teamkollegen aus den USA zustande. Zudem sei er überrascht vom guten Niveau der Liga. Der gebürtige Karlstadter betont, dass die Arbeit, die ihm sehr viel Spaß mache, für ihn Priorität habe. Umso schöner findet er es, seiner Leidenschaft Fußball nun weiterhin auf "ordentlichem Niveau" nachgehen zu können.
Trainingsstätte und Arbeitsplatz nah beieinander
Gleichwohl ist in Norwegen manches anders als in Deutschland: Wie er berichtet, sind die Auswärtsspiele sehr weit entfernt, die Anreise erfolgt stets mit dem Flugzeug. Aber im Gegensatz zu bisher spart er sich die weiten Wege zum Arbeitsplatz und zum Training, denn dank des Homeoffice befindet sich künftig alles kompakt an einem Ort. "Wir sind dem Verein dankbar, dass er uns die Wohnung zur Verfügung stellt", erklärt er angesichts des bislang ausgehandelten "Gehalts".
Nun muss alles ganz schnell gehen, denn während die finale Entscheidung erst vor wenigen Tagen gefallen ist, möchte ihn sein neuer Trainer möglichst schon zum Saisonstart an Bord haben. Wilke freut sich nach eigenem Bekunden auf die neue Herausforderung, macht aber auch deutlich: "Grundsätzlich wollen wir wieder nach Deutschland zurück, wir fühlen uns in Landsberg sehr wohl." Die Wohnung in Oberbayern hat er deshalb auch nicht aufgegeben.