Durch ein Wechselbad der Gefühle mussten Trainer und Spieler desTSV Aubstadt in den letzten zwei Wochen gehen. Der Jubel und die Stimmung in der NGN-Arena vom 4:3-Pokalsieg gegen 1860 München dürfte ihnen noch in den Ohren klingen. Mit der Unterbrechung der Reise nach Augsburg wegen zu später Spielabsetzung mussten sie im Kopf auch erst klar kommen. Was es dann drei Tage später gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Nürnberg zu sehen gab, haben sie noch frisch vor Augen. Nun geht es an diesem Samstag um 14 Uhr gegen den SV Heimstetten, der unter der Woche spielfrei war.
Aubstadts Motor stottert: Pokal-Spiel gegen 1860 München eine Ausnahme
Wer hoch fliegt, fällt tief. Ob daran der eine oder andere Spieler am Dienstag gegen den Club gedacht hatte? Wenn man so will, war das Spiel der Aubstädter gegen die Münchner Löwen die ruhmreiche Ausnahme, was die Form nach der Winterpause betrifft: Nicht schlecht, aber auch nicht so herausragend wie von Juli bis November. Letztendlich gab es in den fünf Ligaspielen nur einen Sieg (in Burghausen), zwei Unentschieden und zwei Niederlagen. Im Moment zehrt man von den in der Vorrunde fleißig gesammelten Punkten.
Wer allerdings von diesen beiden Spielen aus der Pokal-Euphorie heraus sechs Punkte gegen den Club und Heimstetten hochgerechnet hatte, der hatte auf jeden Fall schon mal die derzeitige Glanzform der Nürnberger übersehen. TSV-Trainer Victor Kleinhenz nicht: "Die sind momentan im Spiel mit dem Ball oberstes Regionalliga-Niveau", betonte er vorher und nachher gleichlautend.
Victor Kleinhenz wollte vor dem Nürnberg-Spiel nicht den Mahner geben
Seiner Mannschaft sagte er in den Spielerkreis hinein zunächst, was ihm nicht gepasst hatte: "Es lag auch an der Einstellung, an zu wenig Zweikampfhärte, gerade gegen so eine U21-Mannschaft. In dem Bereich hätten wir uns ein Übergewicht erarbeiten müssen. Trotz 55 Minuten Überzahlspiel und drückender Überlegenheit haben wir keine Torchance erarbeitet. Dramatisch ist es nicht, weh tut´s trotzdem, weil ich weiß, dass wir es besser können. Es war eine Gelegenheit, uns in einen Flow hinein zu spielen. Dann müssen wir das Ganze halt am Samstag nachholen."
Nach dem Pokal-Viertelfinal-Sieg gegen Türkgücü München, das inzwischen aus der 3. Liga verschwunden ist, hatte sich Kleinhenz noch wie ein Mahner in der Wüste angehört, als er "das Spiel nach dem Highlight als die Königsdisziplin" bezeichnet hatte. "Erst das macht eine Mannschaft zu einer großen Mannschaft." Es kam Pipinsried nach Aubstadt und wurde deutlich mit 4:1 wieder nach Hause geschickt. Patrick Hofmann erinnert sich besonders gern: Er erzielte alle vier Treffer. Nach Nürnberg meinte Kleinhenz: "Ich wollte mich nicht wiederholen und den Spielern auf den Geist gehen. Vielleicht hätte ich es tun sollen."
Solch ein Spannungsabfall nach einem Highlight im Pokalwettbewerb ist indes schon weit besseren Mannschaften und Spielern passiert. "Man will es eigentlich nicht wahrhaben, dann passiert es aber doch", gab der Chef-Coach zu. Die Arbeit der beiden Trainer Victor Kleinhenz und Andre Betz ist aber von einer so hohen Sozialkompetenz, feinfühligen Psychologie und Authentizität geprägt, dass sie sofort danach genau den Ton anstimmten, der jetzt erforderlich ist und der gegenseitiges Vertrauen vermittelt.
Victor Kleinhenz: "Wir müssen uns in dieser bärenstarken Liga jeden Punkt hart erarbeiten"
Heimstetten, aktuell Relegationsplatzinhaber mit einem Punkt hinter Rain und zwei hinter Memmingen, kann Abstiegskampf und hat aus den letzten vier Spielen sieben Punkte geholt. Zweimal wurde gewonnen (gegen Buchbach und Aschaffenburg) und dem FC 05 Schweinfurt ein Unentschieden abgeknöpft. Lediglich die Partie in Rain 2:4 verloren.
In der ersten Aubstädter Regionalliga-Saison gewann jeder sein Heimspiel. In dieser Hinrunde im September aber kam Aubstadt mit einem 4:1-Sieg aus Heimstetten zurück. "Sie sind innerhalb dieser Saison zu einer Mannschaft gereift, die richtig guten Fußball spielen kann und ihre Probleme mit schnellen Kontern in Griff bekommen hat. Sie haben in der Vorrunde noch wesentlich mehr Kontertore bekommen und spielen jetzt Ergebnis-orientierter", hat Kleinhenz beobachtet.
Er betont in diesem Zusammenhang auch, "dass wir uns in dieser bärenstarken Liga jeden Punkt hart erarbeiten müssen. Das wird auch am Samstag so sein." Kleinhenz weiß, "wenn der Gegner tief und kompakt steht, werden wir als unseren nächsten Entwicklungsschritt daran arbeiten müssen, wie man dann Lösungen findet".
Leon Heinze fehlt dem TSV Aubstadt wegen seiner fünften gelben Karte
Mit Maximilian Riedmüller (34) haben die Gäste einen der erfahrensten Keeper der Liga im Tor, der sich in Aubstadt beim 2:0 im Juli 2019 schon einmal in Glanzform präsentiert hatte. Er hat 53 Drittliga-Spiele beim FC Bayern München II und bei Holstein Kiel absolviert. Lukas Riglewski (28), interner SVH-Torschützenkönig (9), ist der Sohn des ehemaligen Tennis-Profis Udo Riglewski. Beim TSV Aubstadt fehlt am Samstag Leon Heinze wegen der fünften gelben Karte. Dominik Grader "war der letzte von uns, der Corona hatte und zwischenzeitlich auch noch mit Leistenproblemen zu kämpfen hatte. Er wird gerade erst wieder an die Mannschaft herangeführt."