
Vor acht Tagen bezeichnete Victor Kleinhenz, der Trainer des Fußball-Regionalligisten TSV Aubstadt, "die nächsten zwei Spiele als große Chance für unsere Mannschaft, den Vorsprung auf die Abstiegszone auf ein beruhigendes Maß zu vergrößern". Von der 83. bis zur 84. Minute im Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth II befand sich der TSV Aubstadt im Maximalbereich nach dem 1:0-Führungstor von Neuzugang Marco Nickel.
Dann fiel postwendend der Ausgleich und in der 90. Minute Afimico Pululus Traumtor zur 1:2-Niederlage. "Das widerspricht nicht der Einschätzung, dass meine Mannschaft über die nötige Klarheit und Konzentration in entscheidenden Situationen verfügt. Das ist eben Fußball", sagt Kleinhenz. Diesen Samstag steht das zweite dieser zwei richtungsweisenden Spiele beim TSV Rain am Lech (Anpfiff: 14 Uhr), dem Drittletzten der Tabelle, bevor.
Trotz dieser Niederlage in Fürth nennt sich Kleinhenz "die letzten Wochen ein richtig großer Fan vom Spiel, das die Jungs auf den Platz bringen. Weil es Spaß macht zuzuschauen, weil wir mutig agieren. Es sind richtig gute Auftritte. Wo wir noch einen Tick zulegen wollen, ist das letzte Drittel". Er fordert: "Den Keeper und die zwei Innenverteidiger mal ausgenommen, dass wir mehr Schärfe, noch mehr Entschlossenheit reinbringen, noch mehr Torchancen kreieren und nutzen und noch mehr Spiele gewinnen. Wir sind zehnmal in Fürth im Sechzehner zum Abschluss gekommen, lange vor dem 1:0, und wollen künftig mehr daraus machen."
Im Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth II erzielt Marco Nickel sein erstes Tor für den TSV Aubstadt
Da für den Langzeitverletzten Mike Dellinger explizit kein Back-up verpflichtet worden war, wurde man vor einem Monat fündig, wurde Marco Nickel, vereinslos seit drei Monaten, zuletzt beim FC Augsburg II, verpflichtet. Zweimal durfte er nur zuschauen. Beim dritten Mal - dem 0:4 bei Wacker Burghausen - kam er in der 71. Minute ins Spiel, dann beim 2:0 gegen den FC Bayern München II in der 86. Minute und in Fürth in der 63. Minute. Und zwanzig Minuten später bedankte er sich mit dem Kopfballtor zum 1:0.
"Marco ist jetzt vier Wochen bei uns im Training, ist top integriert, was an ihm liegt, aber auch an uns. Da ziehe ich meinen Hut davor, wie die Mannschaft einen Probespieler oder Neuzugang aufnimmt. Das ist einfach überragend, eben ihr Charakter", sagt Victor Kleinhenz. Schließlich kommt er ja nicht nur als Helfer, sondern auch als Konkurrent: "Sie machen einem das Leben einfach. Marco hat sich nach drei Monaten Abstinenz auf einfache Sachen konzentriert und zu tausend Prozent in den Dienst der Mannschaft gestellt. So hat er sich den Respekt bei den Mitspielern, bei den Trainern und beim Aubstädter Umfeld erarbeitet."
Marco Nickel stammt aus einem kleinen Ort in der Nähe von Günzburg: Kleinkötz
Nickel ist 23 und begann mit drei Jahren mit Vereinsfußball "bei meinem Heimatverein in Kleinkötz, einem kleinen Dorf in der Nähe von Günzburg im Schwäbischen. Andere Sportarten und Hobbys außer Fußball hatte ich eigentlich nicht". Nach dem Mittelschulabschluss machte er eine Ausbildung als Fachlagerist "und seit dem FC Augsburg eigentlich nur noch Fußball". Wie bei vielen seiner Kollegen sind die Ausbildungsvereine FC Ingolstadt oder FC Augsburg nicht seine Lieblingsklubs, sondern Borussia Dortmund.
Mit dem Gardemaß von 1,89 Meter spielt er Spitze, hinter der Spitze oder im rechten Mittelfeld. Mit 17 wechselte er aus Kleinkötz in den Nachwuchs des FC Ingolstadt und von hier aus der U19 erst wieder in die Kreisklasse nach Kleinkötz, von da aus zum FC Memmingen und zuletzt zum FC Augsburg II. Der Wechsel zum TSV Aubstadt kam seiner Auskunft nach durch Victor Kleinhenz zustande.
"Er hat mich angeschrieben, ob wir mal telefonieren können. Ich habe zwar schon mit Memmingen und Augsburg gegen Aubstadt gespielt, mich mit dem Verein aber nicht wirklich beschäftigt", sagt Nickel. Sein Eindruck nach einem Monat beim TSV, er wohnt ja mit seiner Freundin aktuell am Golfclub bei Maria Bildhausen und ist auf der Suche nach einer Wohnung? "Insgesamt sehr positiv. Es ist alles sehr familiär und freundschaftlich. Ich bin richtig gut aufgenommen worden."
Der TSV Rain/Lech wird sich zu wehren wissen, ist sich Marco Nickel sicher
Sein erstes Tor für den TSV erzielte Nickel mit dem Kopf. "Ja, ich kann das relativ gut. Aber den Abschluss vor dem Tor insgesamt würde ich eher als meine Stärke bezeichnen." Verbessern möchte er an sich selber "das Kopfballspiel um ein weiteres Stück. Da ist noch Luft nach oben. Zulegen kann ich auch noch mit meinem schwächeren, dem linken Fuß."
Gegen Rain am Lech hat er schon öfter gespielt "und eigentlich nur positive Erfahrungen mit ihnen gemacht. Es ist ganz klar unser Ziel, dort die drei Punkte zu holen, obwohl wir wissen, wie sich Mannschaften zu wehren wissen, die mit dem Rücken zur Wand stehen". Zu weit in die Zukunft schaut Marco Nickel nicht: "Ich bin erst mal froh, dass das hier geklappt hat, will mein Bestes geben und was in eins, zwei, drei Jahren ist, das lasse ich auf mich zukommen."