Die erste Hälfte der Saison 2023/24 in der unterfränkischen Fußball-Bezirksliga Ost ist in den Büchern, von drei Nachholspielen einmal abgesehen. An den ersten 16 Spieltagen hat sich die Spielklasse so präsentiert, wie es erwartet werden konnte: Die meisten Spiele verliefen ausgeglichen, Ausreißer nach oben und unten gab es kaum.
Weder im Rennen um die Meisterschaft und den Aufstieg, noch im Kampf um den Klassenerhalt lässt sich eine klare Tendenz ausmachen. Gut so, verspricht das doch eine aufregende Rückrunde. Wir fassen die Vorrunde in sieben Punkten zusammen.
1. Die Aufstiegsanwärter
Mit 35 Punkten führt der TSV Münnerstadt das Klassement zur Saison-Halbzeit an und geht als Gejagter in die zweite Halbserie. "Mit der Last-Minute-Niederlage in Oberschwarzach hat die Hinrunde für uns natürlich ein bitteres Ende genommen, davon lassen wir uns das Gesamtbild aber nicht verderben", sagt Spielertrainer Simon Snaschel. Verein und Mannschaft seien "komplett zufrieden mit dem, was wir bisher auf den Platz bringen". Es sei aber deutlich zu früh, den TSV Münnerstadt zum Top-Favoriten auf den Titel zu erklären: "Die Liga ist komplett ausgeglichen und vor Ende April brauchen wir uns nicht über so etwas zu unterhalten." Zur Wahrheit gehöre auch, so Snaschel, "dass wir in jedem Spiel aufs Neue an unsere Leistungsgrenze gehen müssen, um Punkte zu holen".
Mit seinem 2:1 gegen Münnerstadt hat der SV-DJK Oberschwarzach/Wiebelsberg den Kampf um den Platz an der Sonne wieder richtig spannend gemacht und liegt nur noch zwei Zähler hinter dem TSV. "Wenn es am Ende reichen sollte, gehen wir in die Landesliga", sagt Spielertrainer Simon Müller, der Oberschwarzach seit 2011 zusammen mit seinem kickenden Kollegen Alexander Greß trainiert. "Der Aufstieg ist aber kein Muss, wir fühlen uns in der Liga wohl. Die Jungs machen ihre Sache in den vergangenen Wochen allerdings sensationell gut und wir schauen, was geht – auch, was das kommende Jahr so bringt." Der kleine, aber fleißige Kader sei, so Müller, auch "immer für mehrere Tore im Spiel" gut.
Ein Wörtchen bei der Vergabe der vorderen Plätze hat auch der TSV Ettleben/Werneck mitzureden – trotz der 0:4-Niederlage gegen die DJK Altbessingen am vergangenen Wochenende. "Das ist ein Ausrutscher, der mal passieren kann", beschwichtigt Trainer Stefan Riegler, "es war uns auch von Anfang an klar, dass die Mannschaft ein bisschen Zeit braucht, bis sie den Fußball spielt, den ich gern hätte." In Sachen Aufstieg hat der Ex-Coach des Landesligisten TSV Gochsheim übrigens eine klare Meinung: "Jede Mannschaft, die hochgehen würde, hätte viele Probleme, denn dort herrscht ein ganz anderes Niveau. Das ist auch ein Grund dafür, warum bei uns die Entwicklung im Vordergrund steht."
Aktuell weist die Tabelle den TSV Aubstadt II nur als Sechsten aus. Gewinnt die Mannschaft von David Noack und Dominik Grader aber die beiden noch ausstehenden Nachholspiele, wäre sie erster Verfolger von Spitzenreiter Münnerstadt. Der Trumpf des Aufsteigers ist der breite Kader: 32 Spieler haben Noack und Grader schon zum Einsatz gebracht, darunter auch immer wieder Akteure aus dem Regionalliga-Team. Die größte Herausforderung für die beiden Trainer wird es sein, die manchmal schwankenden Leistungen zu stabilisieren, falls Aubstadt II dauerhaft oben mitspielen will.
2. Die Abstiegskandidaten
Der amtierende Kreisliga-Meister TSV Knetzgau/Oberschwappach ist nach der Hinrunde Letzter, doch bei den Haßberglern ist das kein Grund für Panik: "In den ersten Spielen haben wir ganz klar gezeigt, dass wir mithalten können, doch dann haben uns Verletzungen und Pech im Spiel ausgebremst", so Spielertrainer Tim Wagner. "Ein Abstieg wäre für uns kein Weltuntergang, denn jeder Spieler hat – schon bislang – dazugelernt, doch wir können auch Mut schöpfen."
Etwas besser sieht die Situation beim TSV Eßleben aus, der mit zehn Punkten drei mehr als das Schlusslicht auf dem Konto hat. "Wir hatten in der Vorbereitung und auch bis lange in die Runde hinein extremes Verletzungspech, das bildet sich schon ab. Mitte der Vorrunde sind die Verletzten nach und nach zurückgekommen, so dass wir seitdem viel besser drin und dran sind", sagt Spielertrainer Julian Göbel, der mit Dominik Seufert das Team trainiert. "Teilweise waren wir ohne Chance auf Punkte, doch jetzt sind wir wieder konkurrenzfähig."
3. Die Überraschung
Der FC Strahlungen hatte sich im Sommer als letzte Mannschaft für die Liga qualifiziert, der Zweite der Kreisliga Rhön setzte sich in der Relegation gegen Sylbach und gegen Stammheim durch. In neuer Umgebung fühlte sich der Aufsteiger gleich wie zu Hause und wartete mit starken Ergebnissen auf. Zwischendurch blieben die Strahlunger acht Spiele in Serie ungeschlagen, zur Saisonhalbzeit rangieren die Schwarz-Weißen mit 26 Zählern in der oberen Tabellenhälfte – beides mehr als beachtlich für einen Neuling. Höhere Ziele als den Klassenerhalt ruft Spielertrainer Marco Nöth nicht aus, er ist sich wohl bewusst, dass auch Negativ-Läufe zum Sport dazugehören: "Wir bleiben demütig und sind einfach froh, dass wir ein Punktepolster haben, um nicht direkt in die Abstiegszone zu rutschen, wenn es mal so kommt."
4. Die Enttäuschung
In Bergrheinfeld ist in dieser Runde der Abstiegskampf ausgebrochen. Der Achte der Vorsaison ist nun auf einem direkten Abstiegsplatz gelandet. Klar, dass TSV-Spielertrainer David Fleischmann das bisher enttäuschende Abschneiden nicht kleinreden möchte. "Die Situation ist natürlich so, dass niemand freudestrahlend rumrennt. Jeder ist sich bewusst, dass nun Punkte hermüssen. Wir müssen dranbleiben, arbeiten und uns das Glück erzwingen, das wir derzeit nicht haben", beteuerte er nach dem 0:2 gegen Bad Kissingen am vergangenen Wochenende.
5. Der Torjäger
Er hat schon einmal die Torjägerkanone der Bayernliga Nord gewonnen und einmal die der Bezirksliga Ost. In dieser Saison ist er auf dem besten Weg, letzteres zu wiederholen. Simon Snaschel, der Spielertrainer des TSV Münnerstadt, führt mit 22 Toren diese Sonderwertung zur Saisonhalbzeit an, mit großem Abstand auf Shaban Rugovaj (14) vom TSV Forst. "Für mich persönlich läuft es sehr gut, was die Torausbeute angeht", sagt der 33-Jährige und schlüpft in seine Hauptrolle: "Aus Trainersicht ist mir aber deutlich wichtiger, dass wir sehr viele Spieler haben, die jederzeit für ein Tor gut sind. Aus dem Alter, dass mir die persönlichen Werte sehr wichtig sind, bin ich raus." Die 52 Treffer, die die Münnerstädter erzielt haben, sind ebenfalls Bestwert.
6. Die Fairness-Tabelle
Hinrundenmeister TSV Münnerstadt steht auch in der Fairness-Tabelle ganz oben. Die Mannschaft von Spielertrainer Simon Snaschel ist bisher als einziges Team der Liga von Hinausstellungen jeglicher Art (Rot, Gelb-Rot, Zeitstrafe) verschont geblieben. "Ich glaube schon, dass das mit unserer Grundphilosophie auf, aber auch neben dem Platz zu tun hat", sagt Snaschel und ergänzt: "Wir kommen im Spiel über viel Ballbesitz und sind keine Mannschaft, die wahnsinnig körperlich spielt." Grundsätzlich lege der TSV "großen Wert auf Fair-Play und Respekt vor dem Gegner, ich hoffe zumindest, dass auch das dazu beiträgt".
Ganz am Ende dieser Statistik taucht der abstiegsgefährdete TSV Bergrheinfeld auf, der mit Abstand die meisten Gelben Karten (56) auf seinem Konto hat. Ins Auge sticht auch der TSV Ettleben/Werneck mit seinen insgesamt sieben Zeitstrafen. Wenig verwunderlich, dass das Duell mit Bergrheinfeld mit neun Gelben und einer Gelb-Roten Karte eines der farbenfrohsten der gesamten Hinrunde war. "Ich hab noch gar nicht so auf die Fairness-Tabelle geschaut und glaube auch nicht, dass wir eine unfaire Mannschaft sind. Wir arbeiten einfach mit viel Druck gegen den Ball und da kann es ja auch mal sein, dass eine Zeitstrafe kommt", so Ettleben-Trainer Stefan Riegler. Kurios: Der TSV Aubstadt II hat drei seiner insgesamt vier Platzverweise im Derby gegen den SV Rödelmaier (0:2) kassiert.
7. Die Spielplan-Problematik
Bezirks-Spielleiter Bernd Reitstetter war bereits im Vorfeld der Saison "nicht glücklich darüber", dass die beiden Bezirksligen in Unterfranken in dieser Spielzeit mit jeweils 17 anstatt wie bisher 16 Mannschaften spielen. Notgedrungen musste er daher reguläre Spieltage in den Wintermonaten Dezember und Februar ansetzen. In den vergangenen Wochen verschärfte sich die Spielplanproblematik aufgrund des schlechten Wetters und den dadurch bedingten ersten Spielabsagen. Reitstetter hat daher die Vereine angeschrieben, die bisher Partien wegen Unbespielbarkeit der Plätze abgesagt hatten, und mit Konsequenzen (Heimrechttausch) gedroht. "Es ist mehr als fraglich, ob unser Platz im Dezember noch zu bespielen sein wird. Wir denken daher darüber nach, zumindest das Nachholspiel gegen den TSV Eßleben am 10. Dezember auf dem Kunstrasenplatz in Strahlungen auszutragen", sagt Nico Kirchner vom TSV Großbardorf II. Das würde freilich Zusatzkosten für den Verein bedeuten.