Am Ende war der Laune gut beim TSV Lohr, obwohl es trotz einer Führung kurz vor Schluss für den Handball-Bayernligisten nur zu einem 22:22 (11:13) beim Testspiel gegen das U-20-Nationalteam der Ukraine gereicht hatte. "Hat Spaß gemacht", bemerkte TSV-Spielertrainer Maximilian Schmitt kurz nachdem seine Handballer mit den ukrainischen Gegnern im Tor zum Gruppenbild posiert hatten. Mit dabei natürlich blaugelbe Nationalfahnen des vom Krieg gebeutelten Landes. Zudem wurden in der Halle Spenden für die Familien der zwischen 16 und 19 Jahren alten ukrainischen Nachwuchs-Handballer gesammelt.
Positiv war die Stimmung auch, weil die Gastgeber nach zwei Jahren mit diversen Corona-Lockdowns in ihre eigentliche Spielstätte, die Spessarttorhalle, zurückkehren durften. Zuletzt fungierte die Sporthalle als Impfzentrum und Flüchtlingsunterkunft.
Gute Laune herrschte auch, weil die Lohrer wenige Tage nach ihrem Vorbereitungsstart schon eine ordentliche Leistung gezeigt hatten. Und an der hatten zwei Neuzugänge, die Schmitt von seinem Ex-Verein HSC Bad Neustadt nach Lohr gelotst hatte, nicht unerheblichen Anteil: Kreisläufer Franziskus Gerr (6/3 Tore) und Rückraumspieler Max Drude (5) waren nicht nur die erfolgreichsten Werfer des Heimteams, sie harmonierten mit ihren neuen Mitspielern trotz der kurzen Eingewöhnungszeit schon erstaunlich gut.
Entspannter Neuzugang
Auf die Frage, wie das sein könne, antwortete Franziskus Gerr mit einem Schmunzeln und den Worten: "Ich war nie weg." Natürlich war das nicht so ganz ernst gemeint. Zwar spielte der nunmehr 36-Jährige bereits einmal in Lohr und trug wie damals das Trikot mit der Nummer 23, doch sein letzter Auftritt für das TSV-Team datiert aus dem Jahr 2010. Anschließend wechselte der in Schondra (Lkr. Bad Kissingen) lebende Kreisläufer zum HSC Bad Neustadt, wo er lange Jahre (zusammen mit Maximilian Schmitt) in der Dritten Liga spielte und zuletzt Kapitän war.
Allerdings war es in der abgelaufenen Saison nur selten eine Freude, für den HSC zu spielen, der sang- und klanglos aus der Dritten Liga abstieg und künftig in der Bayernliga Konkurrent des TSV Lohr ist. Gegen den ukrainischen Nachwuchs vermittelten Gerr und Drude den Eindruck, als hätten sie die Freude an ihrem Sport zurückgewonnen. Gerr wandte sich nach erzielten Treffern mit geballten Fäusten Richtung eigene Bank und war in der Deckung mit seinen 1,96 Metern Körpergröße und seinen breiten Schultern eine beeindruckende Erscheinung. Kollege Drude unterstrich, dass die Lohrer mit ihm auf der rechten Rückraumposition an Qualität und Variabilität dazugewonnen haben.
Zeit für eine Luftveränderung
"Ich wusste, wenn ich hierherkomme, macht es Spaß. Ich kenne ja das Umfeld und auch einige aus der Mannschaft", erklärte Franziskus Gerr, schickte aber hinterher: "Das soll nicht heißen, dass es auch beim HSC Bad Neustadt hätte Spaß machen können." Doch es sei eben an der Zeit gewesen für eine Luftveränderung.
Ob die Neu-Lohrer auch im Liga-Spielbetrieb so viel Spaß wie beim Test gegen das ukrainische U-20-Team haben, wird sich ab Mitte September weisen, wenn die (auch in der dieser Saison wieder in eine Nord- und Südstaffel geteilte) Bayernliga beginnt. Und nach einem vorläufigen und im Augenblick noch nicht offiziellen Spielplan startet der TSV am Samstag, 17. September, mit einem Heimspiel. Gegner ist demnach, man ahnt es fast, zwei Tage nach Franziskus Gerrs 37. Geburtstag der HSC Bad Neustadt.
"Besser kann es eigentlich nicht sein", so TSV-Spielertrainer Schmitt. Denn diese Konstellation garantiere, dass sein Team in den Wochen vor dem Saisonstart höchst fokussiert trainieren werde. Nicht nur, weil es beim Spielertrainer und seinen beiden Neuzugängen zum Wiedersehen mit dem Ex-Verein kommt. Sondern auch, weil die erste Lohrer Mannschaft noch nie in ihrer Geschichte ein Punktspiel gegen den unterfränkischen Rivalen gewonnen hat.
Lohr: Szabo (1. – 20.), Gowor (20. – 40.), T. Scheiner (40. – 60.) – Sicheneder, M. Schmitt 2, Seltsam 2, Röder 1. L. Schmitt 1, Werthmann, J. Schmitt 1, Drude 5, Gerr 6/3, de Almeida Gomes 1, Zehnter 1, Horky 1.
U 20, Ukraine: Budko, Pysarevsky (n. e.) – Litvinenko 2, Ploshin, Shchererbina 5. Tomaskevskyi 3, Kasai, Redkyn 1, Hmillevsiy, Blagodir 1, Korzhuk, Protsiuk 8/3, Velichko, Chernakov, Siryk 2.
Schiedsrichter: Abel/Herpoltsheimer (Erlangen). Zeitstrafen: 1:2. Siebenmeter: 3/3 – 3:3. Zuschauende: 200.
Spielfilm: 2:2 (4.), 3:7 (9.), 7:8 (14.), 10:13 (28.), 15:13 (34.), 16:16 (41.), 21:19 (52,.), 22:20 (57.).