Eigentlich war alles bereit gewesen beim TSV Lohr, um einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt in der Handball-Bayernliga zu gehen. Zu Gast war am Samstagabend in der Spessarttorhalle mit dem TSV Rothenburg eine Mannschaft, deren Coach Bernd Becker kommende Saison in Lohr Trainer sein wird und die stark ersatzgeschwächt angereist war. Doch am Ende jubelten die Gäste über einen souveränen 29:22 (17:9)-Auswärtserfolg, während es auf Lohrer Seite lange Gesichter gab.
"Vielleicht waren wir unserer Sache zu sicher", meinte Lohrs Spielertrainer Maximilian Schmitt, dessen Team zwar immer noch vier Punkte Vorsprung auf die SG DJK Rimpar II auf dem mutmaßlichen Abstiegsplatz zwölf besitzt. Doch der unterfränkische Rivale hat noch ein Spiel mehr als Lohr und zudem das wohl einfachere Restprogramm.
Heimpartie gegen Erlangen III mit Endspielcharakter
Unter diesen Umständen hat für das TSV-Team die Heimpartie am kommenden Samstag, 13. April, gegen den HC Erlangen III schon fast Endspielcharakter. Denn anschließend folgen mit dem VfL Günzburg, der DJK Waldbüttelbrunn und dem HSC Coburg II ausschließlich Kontrahenten aus der oberen Tabellenhälfte. Und gegen die ersten Sieben der Bayernliga haben die Lohrer in der gesamten bisherigen Runde noch nicht gewonnen.
All diese sportliche Kaffeesatzleserei hätten sich die Lohrer mit einem Sieg über Rothenburg ersparen können. Doch für die Heimsieben lief von der ersten Sekunde der Begegnung an alles schief. Maximilian Schmitt hatte seine Mannschaft mit einer offensiven 4:2-Deckung beginnen lassen, die den Rothenburgern beim 22:21-Heimspielsieg des TSV Lohr noch große Probleme bereitet hatte. "Diesmal waren sie bestens darauf vorbereitet", gab Maximilian Schmitt zu. Bernd Becker, mit dem er kommende Saison gemeinsam das Lohrer Team trainieren wird, schien das richtige Rezept gefunden zu haben.
Und auch als die Lohrer nach einem 3:6-Rückstand nach nicht einmal sieben Minuten zu ihrem gewohnten 6:0-System zurückkehrten, bekam ihre Abwehr lange Zeit keinen Zugriff auf den Gegner. "Das war vor allem in der ersten Hälfte ganz schlecht", räumte Schmitt ein.
Zudem scheiterten die Gastgeber haufenweise mit Würfen am starken Rothenburger Torhüter Andreas Amann. Der Routinier zwischen den Pfosten der Gäste war auch in der zweiten Hälfte immer wieder präsent, als sich die Lohrer in der Deckung etwas stabilisiert hatten. Doch weil sie offensiv zu viele Mängel aufwiesen, kam es nie zu einer Aufholjagd. Die Rothenburger brachten das Spiel sicher nach Hause und ließen sich nach dem Abpfiff von ihrem mitgereisten Anhang feiern.
"Es war eigentlich ziemlich unspektakulär. Wir haben sehr konzentriert und diszipliniert gespielt und außerdem in der Deckung kaum Fehler gemacht. Aber das musst du auch, wenn du ohne drei Stammspieler gewinnen willst", erklärte Becker, der zum Saisonende nach fünf Jahren sein Amt in Rothenburg abgibt und vom Kitzinger Andreas Trabold abgelöst wird.
Dass er sich durch den samstäglichen Sieg in der kommenden Saison um eine mögliche Trainer-Tätigkeit in der Bayernliga gebracht haben könnte, ist dem künftigen TSV-Coach, der bereits von 2006 bis 2009 sowie von 2015 bis 2018 in Lohr tätig gewesen war, durchaus bewusst. "Es gibt eben Dinge, die du nicht beeinflussen kannst", sagt Becker mit Blick auf die letzten vier Lohrer Saisonspiele. Und hofft darauf, dass seine künftige Mannschaft besser als gegen den TSV Rothenburg auftritt und irgendwie die Kurve kriegt.
Handball: Bayernliga Männer
TSV Lohr – TSV Rothenburg 22:29 (8:17)
Lohr: Szabo (1. – 24., 31. – 60.), T. Scheiner (24. – 30.), Gowor (n. e.) – Diehl, M. Schmitt 1, Horn, Röder 1, J. Schmitt 1, Walaszczyk 6, Gerr, Gomes de Almeida 6, Drude 7, Zehnter.
Rothenburg: Amann, Kiss (n. e.) – Schemm 3, Gluhak 1, Schneider 1, T. Ehrlinger 2, Schmidt, A. Ehrlinger 9, Jasarevic 6, Krauter 4, Altwish, Koppler 3.
Schiedsrichter: Kranich/Küstner (Altenerding). Zeitstrafen: 1:1 Siebenmeter: 0/0 – 1/0. Zuschauende: 300.
Spielfilm: 1:4 (4.), 5:6 (9.), 7;8 (15.), 7:12 (21.), 9:15 (26.), 9:17 (29.), 12:18 (37.), 13:21 (45.), 16:21 (50.), 20:24 (54.), 21:29 (59.).