Wenn Bernd Becker an diesem Samstag, 6. April, die Lohrer Spessarttorhalle betritt, dann steht für den Trainer des Handball-Bayernligisten TSV Rothenburg (8. Platz/20:22 Punkte) keine alltägliche Partie an. Denn der in Höchberg lebende und ursprünglich aus Rimpar stammende Coach ist nur noch bis Saisonende Trainer in Rothenburg, in der neuen Runde wird er zusammen mit dem derzeitigen Spielertrainer Maximilian Schmitt den samstäglichen Gastgeber TSV Lohr (10./15:27) betreuen. "Natürlich ist das für mich ein besonderes Spiel", betont Becker vor der Partie, die ein Kräftemessen seines neuen Teams mit seinem alten ist und die um 19.30 Uhr angepfiffen wird.
Noch besonderer wird die Situation durch den Umstand, dass Beckers künftiger Lohrer Verein durch einen Sieg dem Klassenerhalt und die SG DJK Rimpar II aus seinem Heimatort dem Abstieg immer näherkommen würden. "All das wäre möglich", räumt Becker ein. Doch er betont: "Noch bin ich in Rothenburg. Und meine Aufgabe mit der Mannschaft ist, das Spiel zu gewinnen." Auch wenn ein Rothenburger Erfolg den Bayernliga-Platz seiner künftigen Mannschaft wieder in Gefahr bringen könnte.
Er glaube schon, dass er die für ihn durchaus pikante Situation in der Halle ausblenden könne. "Dabei helfen einem Routinen, die vor jedem Spiel gleich sind. Du bereitest deine Mannschaft vor und überlegst dir was. Wenn es läuft, brauchst du während des Spiels nicht viel zu machen. Wenn nicht, musst du dir was Neues einfallen lassen", so Becker, der sich natürlich wünscht, dass es das Spiel TSV Lohr gegen TSV Rothenburg auch in der kommenden Bayernliga-Saison geben wird.
Fünf Jahre lang in Rothenburg
Fünf Jahre lang war Becker nun im westlichen Mittelfranken tätig gewesen und hat die 70 Kilometer lange Anfahrt gen Süden von seinem Wohnort Höchberg zu den Spielen und Übungseinheiten auf sich genommen. Künftig ist er dann die gut 40 Kilometer lange Strecke in westlicher Richtung nach Lohr unterwegs.
Für ihn übrigens kein unbekannter Anfahrtsweg, trainierte er doch den TSV Lohr schon von 2006 bis 2009 sowie von 2015 bis 2018. Und hat dadurch eine intensive Bindung entwickelt: "Der TSV Lohr ist nicht mein Heimatverein, aber kommt dem schon sehr nahe", sagt der künftige Coach, der auch in seiner Rothenburger Zeit häufiger in der Lohrer Spessarttorhalle aufgetaucht war. Nicht nur, um dort Bayernliga-Spiele beobachten, sondern auch, um alte Weggefährten wiederzusehen.
Parallelen zwischen dem alten und neuen Klub
Zwischen seinem derzeitigen und künftigen Klub sieht er einige Parallelen. Nicht nur, weil sie in Kleinstädten zu Hause sind, in denen der Handball die Sportart mit dem größten Zuschauerzuspruch ist, sondern auch, weil die Klubs auf ein langjähriges Dasein in der Bayernliga zurückblicken können: "Beide sind Traditionsvereine", sagt Becker. "Da sitzen eben nicht nur Leute auf der Tribüne, die sich ein Handballspiel anschauen, sondern auch viele, die früher selbst mal gespielt haben und mitreden können." Das mache die Arbeit eines Trainers bisweilen auch etwas anstrengend, "aber du kriegst auch immer wieder wertvolle Anregungen".
Außerdem hält Becker die Spielstätten in Lohr und Rothenburg – die Spessarttorhalle und die Halle am P1 – für die mit der besten Atmosphäre in der gesamten Klasse, in denen bei Heimspielen regelmäßig 400 bis 500 Menschen auftauchen. "Ich glaube schon, dass die Hallen in Rothenburg und in Lohr die mit der besten Stimmung in der Bayernliga sind. In den letzten fünf Jahren hat sich in Rothenburg etwas entwickelt. Mittlerweile kann die Mannschaft die Stimmung der Halle aufnehmen und für sich nutzen. Das ist mittlerweile ähnlich wie in Lohr", zieht Becker eine weitere Parallele.