Als sich die Mannschaften nach dem 25:21 (17:11)-Erfolg der SG DJK Rimpar II gegen den TSV Lohr im unterfränkischen Duell der Handball-Bayernliga auf der Spielfläche der DJK-Halle aufgestellt hatten, um in Richtung ihrer Zuschauerinnen und Zuschauer zu applaudieren, erntete das siegreiche Heimteam Pfiffe aus den Reihen des Gäste-Anhangs. Und das nicht etwa wegen böser Fouls oder provokativer Gesten. Der Unmut rührte daher, dass die Rimparer in einer Besetzung angetreten waren wie noch nie in dieser Saison: Sie hatten sieben Spieler ihrer ersten Garnitur aufgeboten, die als Wölfe Würzburg in der Dritten Liga antritt und die an diesem Wochenende spielfrei war.
Mit diesen sieben Handballern – Paul Siegl im Tor, Tim Bauder auf Linksaußen, Florian Schmidt im linken und Johnny Beck im rechten Rückraum, Noah Moussa im zentralen Rückraum, Jona Reidegeld auf Rechtsaußen und Jonas Krenz aus dem Kreis – hatte Rimpar das Spiel begonnen und mit einer 11:3-Führung nach 17 Minuten bereits vorentschieden. In dieser Phase, in der Wölfe-Trainer Johannes Heufelder auf der Bank für das Coaching verantwortlich war, stellten die Drittliga-Handballer unter Beweis, dass sie ihren Kollegen aus der Bayernliga in puncto Tempo und Technik ein ganzes Stück voraus sind.
Dann wechselten die Gastgeber fast komplett durch, ihr etatmäßiges Viertliga-Personal ein – und auf der Bank übernahm mit Bastian Krenz der Trainer der Rimparer Bayernliga-Mannschaft das Coaching. In der Folge gestalteten die Gäste das Geschehen offener.
Johannes Heufelder verwahrt sich gegen Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung
"Dass jemand von Wettbewerbsverzerrung spricht, hätte ich nachvollziehen können, wenn ich gestandene Spieler mit Zweitliga-Erfahrung wie Patrick Schmidt, Steffen Kaufmann oder Felix Karle eingesetzt hätte, was ja möglich gewesen wäre", erklärte Heufelder und verwies darauf, dass alle eingesetzten Drittliga-Akteure unter 21 Jahre alt gewesen seien. Den Sinn von deren Einsatz beschrieb der Wölfe-Trainer so: "Wir wollten unseren Nachwuchs absichern." Sprich: Rimpar will seine zweite Mannschaft, in der zahlreiche junge Handballer spielen, unbedingt in der Bayernliga halten, denn das Team kämpft ebenso wie der TSV Lohr um den Klassenerhalt.
Grundlage für die Einsatzberechtigung der Drittliga-Spieler war, wie der für Spielbetrieb zuständige Vizepräsident des Bayerischen Handball-Verbands (BHV), Andreas Heßelmann, auf Anfrage dieser Redaktion mitteilte, der Umstand, dass nach einer sechswöchigen Spielpause Handballer nicht mehr in einem höherklassigen Team festgespielt sind und auch in unterklassigen Mannschaften des eigenen Vereins eingesetzt werden können. Erst nachdem sie wieder zwei Partien in der höherklassigen Mannschaft absolviert haben, sind sie wieder festgespielt. Dies war bei den Wölfen jedoch nicht der Fall, da sie zwischen 9. Dezember und 20. Januar eine sechswöchigen Pause hatten und seitdem nur ein Drittliga-Spiel absolvierten.
Nach den Worten von Bastian Krenz sei der Einsatz der Drittliga-Akteure "optionslos" gewesen, weil sich die häufig in der Männer-Bayernliga eingesetzten Handballer des Rimparer A-Jugend-Teams schon auf den Weg nach Potsdam gemacht hatten, wo tags drauf ein Bundesliga-Spiel für sie anstand. "Deshalb war ich froh, dass es diese personelle Unterstützung gab."
Lohrs Spielertrainer Maximilian Schmitt kommentiert die Umstände nicht
"Zu den Umständen des Spiels äußere ich mich nicht", sagte Lohrs Spielertrainer Maximilian Schmitt etwas schmallippig und verwies darauf, dass sein Team nach den Problemen in der Anfangsphase einen ordentlichen Auftritt gezeigt hatte. Wobei die Gäste ebenso wie die Hausherren munter durchwechselten und knapp vier Minuten vor Schluss noch einmal auf 21:23 herankamen, obwohl Schmitt selbst die gesamte zweite Hälfte auf der Bank blieb. Seine Teamkollegen holten ohne ihn auf, die Wende schafften sie allerdings nicht.
Dass die Lohrer Spieler aber trotz der verbalen Zurückhaltung ihres Spielertrainers einen "dicken Hals" hatten, merkte man an der einen oder anderen Aktion beziehungsweise Reaktion: Etwa, dass sich die Gäste immer wieder dafür feierten, wenn sie in der Abwehr mal richtig hingelangt hatten. Oder dass sie eigene Treffer selbst bei deutlichem Rückstand lautstark bejubelten. Oder dass nach dem Abpfiff nicht jeder Lohrer Lust auf einen Handschlag mit Heufelder und Krenz hatte.
Mit dem Sieg hat Rimpars Reserve den Vorsprung auf dem mutmaßlich ersten Abstiegsplatz zwölf auf drei Punkte vergrößert, Lohr hat vier Zähler Vorsprung. Gut möglich, dass sich beide Teams in der kommenden Bayernliga-Runde wieder begegnen – in welcher Besetzung dann auch immer.
Die Statistik des Spiels
SG DJK Rimpar II – TSV Lohr 25:21 (17:11)