Wenn am letzten Juli- und ersten August-Wochenende das Homburger Weinfest gefeiert wird, dann sitzen nicht nur Menschen aus den näheren Umgebung des Dorfes auf den Bänken im Hof der Burg. Wer einen Blick auf die Autokennzeichen auf den Parkplätzen unterhalb der Burg wirft, der stellt fest: Es kommen auch Gäste von weit her in den südwestlichen Teil des Main-Spessart-Kreises, teils sogar aus anderen Bundesländern, um Schoppen aus den Lagen Kallmuth oder Edelfrau oder einfach nur die Atmosphäre im Burghof zu genießen.
Nur ein paar Meter weg von den nächsten Weinlagen – einen guten Kilometer von der Burg entfernt außerhalb des Winzerorts – liegen die Sportplätze des TSV Viktoria Homburg. Die Fußballer hatten bei ihren Punktspielen im vergangenen Jahrzehnt anders als die Veranstalter des Weinfests nur Besuch aus der näheren Umgebung, weil sie seit ihrem Abstieg aus der Kreisliga in der Saison 2010/11 zehn Jahre in der Kreisklasse und sogar ein Jahr in der A-Klasse unterwegs waren. Also in Ligen, in denen die Konkurrenz zumeist aus der unmittelbaren Nachbarschaft kommt.
Doch seit dieser Saison hat sich der Einzugsbereich der Homburger wieder ausgeweitet. Durch die Rückkehr in die Kreisliga, die durch den Gewinn der Meisterschaft in der Kreisklasse Würzburg 4 im Mai 2022 möglich geworden war, kommen zwar keine Gegner aus anderen Bundesländern, aber zumindest wieder aus dem ganzen Landkreis Main-Spessart und aus dem Kreis Würzburg.
Mit 27 Punkten auf Tabellenplatz vier
Und nach dem Ende der ersten Saisonhälfte liegt die Vermutung nahe: Das ist ein Zustand, der sich so schnell erst einmal nicht ändern dürfte. Als Aufsteiger liegt der TSV Viktoria mit 27 Punkten aus 13 Spielen nach Ende der Hinrunde auf Tabellenplatz vier.
Der für das Team verantwortliche Spielertrainer heißt Christoph Zanetti, ist 38 Jahre alt, stammt aus Altenbuch im Landkreis Miltenberg und hat die Mannschaft 2020 als Nachfolger des nach Kleinrinderfeld gewechselten Alexander Münz übernommen. Zanetti lobt die Bedingungen, die er in Homburg vorfand: "Als ich die Mannschaft übernommen habe, waren viele Spieler noch sehr jung. Da war Entwicklungspotenzial. Außerdem haben wir einen breiten Kader und eine gute Trainingsbeteiligung. Die Jungs wollen und sind lernwillig", fasst Zanetti zusammen.
Außerdem sei der Verein intakt. Mit Sportleiter Karl Dengel und dem Vorsitzenden Thomas Rosch gebe es, wie Zanetti es formuliert, "zwei Leute, die den Laden zusammenhalten".
Aber auch der Spielertrainer hilft dabei, den Laden, konkret gesprochen die Abwehr des TSV, zusammenzuhalten. Mit seinen 38 Jahren steht er noch selbst auf dem Feld: "Als Verteidiger hat man das Spiel vor sich und kann mit Erfahrung noch einiges bewirken. Ich selbst fühle mich fit und will noch möglichst viele Spiele machen", versichert Zanetti.
Trotz des guten Tabellenstands: Alles optimal gelaufen ist in dieser Saison beim Aufsteiger beilleibe nicht. Zwei Spieler, die eigentlich dazu ausersehen waren, Stützen des Teams zu sein, fehlten nämlich: Offensivspieler Nico Kaufmann und Mittelfeldakteur Andreas Rösch, der zuvor beim TSV Karlburg in der Bayernliga spielte, waren zu Saisonbeginn mit Verletzungen ausgefallen und kehrten erst kürzlich ins Team zurück. Trotzdem schaffte es Zanettis Team aufgrund des breit besetzten Kaders, eine bislang gute Saison zu spielen.
Und manchmal hilft auch der Zufall ein bisschen: Zum Beispiel der Umstand, dass der zuvor für den TSV Lengfeld und den TSV Grombühl aktive Alexander Frik nach Homburg gezogen ist. "Er ist letzte Saison zu uns gekommen, aber erst jetzt richtig durchgestartet", sagt Zanetti über den "klassischen Mittelstürmer", der mit sechs Treffern in der laufenden Saison bester Homburger Torschütze ist.
Am Wochenende, am ersten Rückrundenspieltag, sind die Homburger erst einmal spielfrei, bevor am Sonntag, 13. November, beim sogar noch etwas besser gestarteten Mitaufsteiger SV Waldbrunn der zweite Teil der Saison beginnt. "Unsere Entwicklung ist noch nicht zu Ende", sagt Zanetti mit Blick auf die weitere Zukunft. Dass es am Ende der Saison für seine Mannschaft zum Durchmarsch in die Bezirksliga reichen könnte, ist aber dennoch nicht besonders wahrscheinlich. Dass sie am Ende der Runde aber ein Glas Kallmuth oder Edelfrau auf eine erfolgreiche Runde trinken werden, indes schon.