Kaum an einem anderen Standort der Fußball-Kreisliga Würzburg 2 herrscht gegenwärtig derart gute Stimmung wie in Waldbrunn. Nachdem der örtliche SV am vergangenen Sonntag das Heimspiel gegen den FV Stetten/Binsfeld-Müdesheim mit 5:1 gewonnen hatte, wummerte laute Partymusik durch das Vereinsheim.
Grund zur Ausgelassenheit haben sie in der gut 2500 Einwohner zählenden Gemeinde im westlichen Landkreis Würzburg nämlich allemal. Im Frühsommer war der SVW erst über die Relegation aus der Kreisklasse aufgestiegen, rangiert aber derzeit ohne spektakuläre Neuverpflichtungen eine Etage höher wieder auf Platz zwei und hat gute Chancen, auf diesem Rang in die Winterpause zu gehen. Auch nach dem Heimspiel an diesem Sonntag, 30. Oktober, gegen den FV Steinfeld/Hausen-Rohrbach (Anpfiff 15 Uhr) wird die Mannschaft auf jeden Fall mindestens Zweite sein, da der Vorsprung auf die drittplatzierten Birkenfelder bereits vier Zähler beträgt.
Spaß und gute Trainingsbeteiligung
Die Gründe für den Erfolg, die Trainer Thomas Finger anführt, wirken auf den ersten Blick wie Selbstverständlichkeiten, sie sind es aber in der Kreisliga nicht überall: "In der Klasse, in der wir unterwegs sind, hängt vieles davon ab, ob man überhaupt regelmäßig zusammen trainieren kann und ob alle Leute am Wochenende da sind. Beides ist in Waldbrunn auf jeden Fall da: die Trainingsbegeisterung und die Trainingsteilnahme." Ein weiterer Grund sei, dass seine Fußballer Spaß haben sollten. "Dann kommen sie auch", so Finger.
Dass der Sport Freude machen solle, gelte sowohl während der Übungseinheiten als bei gemeinsamen Aktivitäten jenseits des Fußballplatzes, betont der SVW-Trainer: "Zum Beispiel haben meine Kapitäne am Dienstag nach dem Training eine gemeinsame Brotzeit organisiert, danach haben wir zusammen Champions League geschaut."
Thomas Finger ist bereits seit 2018 bei den Blau-Weißen tätig. Als Aktiver hat der heute 43-Jährige, der im Sommer Vater von Zwillingen geworden ist, mit dem TSV Lengfeld den Durchmarsch von der A-Klasse bis in die Landesliga mitgemacht. Nachdem er 2010 seine aktive Laufbahn wegen einer Verletzung beenden musste, wechselte er ins Trainerfach. Dort war er beim SV Maidbronn tätig, seit 2018 nun in Waldbrunn.
Finger sieht sich als Trainer, der Mannschaften über einen längeren Zeitraum entwickelt: "Ich arbeite lieber langfristig, auch in Maidbronn war ich schließlich vier oder fünf Jahre." Sein derzeitiges Team bestehe aus einer Gruppe "älterer und jüngerer Waldbrunner plus einen Freudeskreis. Sprich Leute, die gehört haben, dass es bei uns passt, und auf diesem Wege zu uns gekommen sind." Diese Gruppen gelte es, zu einem Team zusammenzuführen.
Im Jugendbereich arbeiten die Waldbrunner mit dem TSV Eisingen (Bezirksliga) in der JFG Kreis Würzburg Süd-West zusammen, in der auch Nachwuchskicker aus Hettstadt und Kist vertreten sind. Die Folge ist natürlich, dass sich die Jugendfußballer der JFG bei ihrem Wechsel in der Männerbereich unter den vier Vereinen verteilen. "So viele Waldbrunner haben wir leider nicht in der Jugend", sagt Finger, weshalb es besonders wichtig sei, auch den einen oder anderen Spieler über den "Freundeskreis" zu rekrutieren.
Eine Bezirksliga 2023/24 mit vielen Nachbarschaftsduellen?
Auf das Thema "Aufstieg" angesprochen, sagte der Waldbrunner Coach: "Ich darf als Trainer ein bisschen nach oben schielen, die Mannschaft noch nicht. Die soll ihre Hausaufgaben machen." Auf jeden Fall könnte eine mögliche Bezirksliga in der Saison 2023/24 höchst attraktiv werden: Ziemlich sicher mit dem TSV Eisingen, vielleicht mit der TG Höchberg – derzeit Vorletzter in der Landesliga – oder dem FV Helmstadt, der gegenwärtig zwei Punkte vor den Waldbrunnern auf Rang eins der Kreisliga Würzburg 2 steht. Das sind alles Teams aus der unmittelbaren Waldbrunner Umgebung und daher mögliche Derbygegner. Daher ist klar: Sollte Thomas Fingers Team tatsächlich der Aufstieg gelingen, dürfte die Partymusik im Mai 2023 noch etwas lauter dröhnen als am vergangenen Sonntag.