Bereits dreimal musste der FC Haßfurt in dieser noch recht jungen Saison passen. Zwei personell bedingte Absagen, ein Ausfall wegen einer Platzsperre. Sollte der so traditionsreiche Verein noch zwei weitere Spiele wegen fehlender Spieler absagen müssen, wird die Mannschaft aus dem Spielbetrieb der Fußball-Kreisliga Schweinfurt 2 genommen. Kommt es also zum von vielen erwarteten Rückzug der Mannschaft in der Kreisliga Schweinfurt 2 oder kriegt der Verein die Kurve? Vorsitzender Markus Wlacil macht das, was er in dieser Situation tun muss: Er beschwört den Teamgeist innerhalb des Vereins – aufgeben will er aber nicht.
Gerade mal einen Punkt hat der FC Haßfurt auf dem Konto, liegt damit auf dem letzten Tabellenplatz. Der eine Zähler – bislang das einzige Erfolgserlebnis – gelang dem FC beim 0:0 in Trossenfurt. Erfolgserlebnis deshalb, "weil die Jungs da wirklich alles reingehauen und gezeigt haben, dass sie gewillt sind", hat Wlacil beobachtet.
Auch im nachgeholten Heimspiel gegen den TSV Knetzgau/Oberschwappach (0:2) – die Partie wurde zuvor wegen einer Platzsperre beim FC Haßfurt verlegt (Wlacil: "Die Option hatten wir ja") – war zumindest der Wille deutlich erkennbar. In dieser Partie mussten die Gastgeber verletzungsbedingt zeitweise mit nur neun Spielern agieren, weil die Bank ausschließlich mit Wonfurter Kickern besetzt war. Und die durften nach den Statuen des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) erst nach der Pause eingesetzt werden.
Der Kader ist mit gerade mal 17 Spielern sehr dünn besetzt. Auch darum hat sich der Verein mit dem A-Klassisten TSV Wonfurt zusammengeschlossen. Trainiert wird abwechselnd in Haßfurt und in Wonfurt.
"In der Corona-Saison hat uns die Quotientenregelung erwischt, eine Relegation gab es ja auch nicht", blieb dem Vizemeister der damals abgebrochenen Saison ein möglicher Aufstieg verwehrt. "Hätte das geklappt, würden wir jetzt nicht hier sitzen", ahnt Wlacil. "Danach aber haben wir wir drei Stammspieler verloren."
In der Rückrunde der vergangenen Saison arbeitete sich der FC Haßfurt zwar Stück für Stück nach vorne, "aber dann hatten wir plötzlich sechs Spiele in 20 Tagen zu bestreiten. Dass da von Woche zu Woche Verletzen zu beklagen sind, ist klar. Das ging soweit, dass wir das letzte Spiel gegen Sand II abgesagt haben, weil wir uns am letzten Spieltag nicht abschießen lassen wollten."
Es kamen, zum Teil kurz vor Transferschluss, weitere Abgänge hinzu. Chris Etzel ging als Co-Trainer nach Donnersdorf, Martin Schwemler und Sven Tropper nach Knetzgau, Maximilan Mahr, mit 28 Treffern Torschützenkönig der Kreisliga, nach Sand, Joe Etzel nach Aubstadt, Rico Geiling nach Ebelsbach, Felix Willinger zur SG Lendershausen/Ostheim, Sebastian Moller zum SV Fatschenbrunn und Jonas Wagner zum TSV Wülflingen. "Und obendrauf noch die Verletzungsserie", beklagt der Vereinsvorsitzende.
In der Ursachenforschung nimmt auch der fehlende Nachwuchs eine nicht zu vernachlässigende Rolle ein. Nach der Auflösung der JFG Haßfurter Maintal stand der FC Haßfurt ohne Junioren da. "Hier arbeiten wir vor allem mit Manuel Schleelein aktuell daran, wieder etwas auf die Beine zu stellen", hofft Wlacil, mittelfristig auch wieder eine FC-Jugend ins Rennen schicken zu können.
Neun Stammspieler hat der FC Haßfurt vor dieser Saison abgeben müssen, hinzu kommen aktuell sechs Langzeitverletzte. "Für einige Wechsel hatte ich absolut Verständnis, andere hingegen haben mich schon enttäuscht", weiß Wlacil, dass sich da eine Kettenreaktion in Gang gesetzt hatte. Neuzugänge gab es – sieht man von den Wonfurter Spielern mal ab – keine. Eigenen Nachwuchs hat der FC Haßfurt auch nicht. "Das Problem ist, dass wir derzeit permanent Verletzungen hinzubekommen", zählt Wlacil die aktuellen Sorgen auf. Zuletzt habe sich Janik Full schwer am Knie verletzt, auch Spielertrainer Louis Wlacil werde noch längere Zeit ausfallen. "Mit neun Spielern wollten und werden wir nicht antreten", verweist Wlacil, der auch selbst noch aufläuft, auf die abgesagten Partien in Unter- sowie gegen Obertheres.
Drei personell bedingte Absagen darf sich der FC Haßfurt in dieser Saison leisten, bevor die Mannschaft aus dem Spielbetrieb genommen wird. Zwei gab es schon, einmal geht noch. "Ich gebe aber nicht kampflos auf. Wir versuchen eben auch mit älteren Spielern, deren Pässe noch bei uns sind, zu spielen." Sebastian Kern oder Thomas Zettel sind zwei dieser "Alten", die dem FC als eine Art "Rettungsanker" zumindest bis zur Winterpause helfen sollen. Danach erhofft sich Wlacil die Rückkehr einiger Spieler aus dem Lazarett. Wenn es bis dahin aber zweimal nicht für elf Spieler reichen und der BFV eingreifen sollte, "dann werden wir den Weg gehen müssen. Wir versuchen alles, aber wenn es nicht sein soll, dann soll es nicht sein", gibt sich Wlacil pragmatisch.
Kurzfristig steht nun erst einmal das Auswärtsspiel beim TV Jahn Schweinfurt an. An diesem Samstag "werden wir auf jeden Fall antreten". Mit Markus Wlacil im weiterhin ausgedünnten Kader.