Lautes Knurren soll Schrecken verbreiten, dazu scheppern schwere Eisenketten, hölzerne „Pritschen“ rascheln und schwere Holzprügel werden geschwungen: Es ist Fasching in der Rhön, und wie seit fast 200 Jahren ziehen verkleidete Gestalten durch die Straßen und Gassen von Oberelsbach und seinen Ortsteilen Unterelsbach, Weisbach oder Ginolfs. Die Rhöner Masken treiben ihr Unwesen.
Sie heißen Bartmänner, blaue Jüd, Wille Jüd, Spanmänner oder Strohmänner, Schlappmaul oder Heeplgoaß – und sie sind nicht immer zimperlich. Deshalb wollen sie auch nicht erkannt werden. Und deshalb sind sie alle – darunter immer auch Frauen – von Kopf bis Fuß vermummt. Ihr Gesicht ist von einer Maske verdeckt.
Vermummung für politischen Protest
Woher die Tradition kommt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Manche Forscher verweisen darauf, dass erste Rhöner Masken Mitte des 19. Jahrhunderts auftauchten. In dieser unruhigen Zeit begehrten auch in der Rhön Untertanen gegen die Herrschenden auf und verbargen sich dabei möglicherweise hinter den hölzernen Larven.
Später ging die politische Dimension weitgehend verloren, das Tragen von Masken wurde zur Faschingstradition, wenn auch weiterhin zu einer anarchischen, bei der unter dem Schutz der Masken nicht nur der Winter ausgetrieben, sondern auch manch unliebsamer Zeitgenosse kräftig verprügelt wurde.
Zum Ende des 20. Jahrhunderts sank das Interesse an der Tradition und erst seit einigen Jahren gibt es wieder verstärkte Bemühungen, die Rhöner Maskenfastnacht für nachfolgende Generationen zu erhalten. Die wilden Gesellen sind nun lediglich an den Faschingstagen und bei größeren Veranstaltungen wie jüngst dem Rhöner Maskenfasching in Oberelsbach zu erleben.
Freundliches Gesicht zum wilden Treiben
Auch wenn sie von Ort zu Ort verschieden sind, haben die Rhöner Masken viele Gemeinsamkeiten. In der Regel weisen sie keine diabolischen, sondern eher freundliche, edle Züge auf. Sie haben einen weißen Teint, Rouge auf den Wangen, mandelförmige Augenschlitze mit feinen Brauen sowie symmetrische, je nach Ort unterschiedlich gezwirbelte schwarze Bärte.
Den augenfälligsten Unterschied zwischen den Ortsteilen bilden die Gewänder der Maskenträger. Etwa 1000 Holzspäne werden für den Mantel eines Oberelsbacher Spanmanns benötigt, während die Strohmänner zur Verkleidung einfache Arbeitskleidung mit Stroh ausstopften. Kennzeichen der Blaue Jüd aus Weisbach ist neben dem blauen Hemd ein Hut, der mit Buchs und bunten Bändern geschmückt ist. Die Unterelsbacher Bartmänner tragen zu einem Rock und den bestickten Gürteln und Trägern eine bunte Grenadiermütze, während die Bartmänner aus Ginolfs an hohen, spitzen und bunt beklebten Papphüten zu erkennen sind.
Wer etwas Glück hat, kann die wilden Gesellen an den Faschingstagen in einem der Rhöndörfer live erleben. Aber Vorsicht! Sie sind nicht unbedingt zimperlich - und identifizierbar sind sie schon gar nicht.