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OBERELSBACH
Maske vom Vater dient heute als Modell
Filigrane Arbeit: Der Oberelsbacher Holzbildhauer Franz Weigand schnitzt Masken aus Traditionsbewusstsein. Die von seinem Vater hergestellte Maske im Hintergrund dient dabei als Modell.
Foto: Thomas Pfeuffer | Filigrane Arbeit: Der Oberelsbacher Holzbildhauer Franz Weigand schnitzt Masken aus Traditionsbewusstsein. Die von seinem Vater hergestellte Maske im Hintergrund dient dabei als Modell.

Von unserem Redaktionsmitglied

Thomas Pfeuffer

 |  aktualisiert: 15.12.2020 16:55 Uhr

„Es ist nicht nur Traditionsbewusstsein, das Maskenschnitzen macht auch richtig Spaß!“ Auf der Werkbank im Atelier Franz Weigand in Oberelsbach liegen acht filigran geschnitzte, hölzerne Gesichter. Damit daraus original Oberelsbacher Faschingsmasken werden, müssen sie noch angemalt, die Kappe aus Sackleinen und die Haare aus Hanf oder Flachs noch angenäht werden.

Es ist zwar Faschingszeit, doch wann und ob die Masken überhaupt verkauft werden, weiß der Holzbildhauer in der Oberelsbacher Vorstadt nicht. Masken sind zwar ein uralter Rhöner Faschingsbrauch, nur verkaufen lassen sie sich heute kaum mehr. So ist der Oberelsbacher einer der letzten, die die Tradition des Maskenschnitzens in der Rhön noch aufrecht erhalten.

Fünf Generationen

Tradition ist dem 46-Jährigen aber wichtig, schließlich sind die Weigands nicht nur seit fünf Generationen als Holzschnitzer im Ort tätig. Auch der Großvater, von dem der heutige Schnitzer den Vornamen hat, war schon als Maskenschnitzer bekannt.

Sein Vater Gerhard, der zwischen den 70er und 90er Jahren noch 15 bis 20 Masken im Jahr verkaufte, als die eingeschlafenen Rhöner Faschingsbräuche wieder auflebten, schnitzte für den jungen Franz in eben diesen 70er Jahren eine Maske, die dem Sohn heute noch als Vorlage dient. Daher ist sie neben den neuen Masken auf der Schnitzbank aufgestellt.

Tradition und Spaß, in jedem Fall sind es keine finanziellen Gründe, weshalb Franz Weigand noch Masken schnitzt. Für Fräsen, Schnitzen, Schleifen, Grundieren und Bemalen benötigt er zehn bis zwölf Stunden pro Stück. Den Preis, den er dafür verlangen müsste, „zahlt mir niemand“, ist er sich sicher. Aber er hat eine weitere Überzeugung: „Die Tradition darf nicht ganz in Vergessenheit geraten, da darf man das nicht alles betriebswirtschaftlich betrachten“, betont er.

Mit 16 Jahren hat er seine erste Maske geschnitzt. Inzwischen hat er die Technik natürlich wesentlich verfeinert. „Die Maske muss leicht sein und passen, schließlich hat man sie stundenlang auf“, betont Weigand. Entsprechend dünnwandig wird sie aus Lindenholz hergestellt, die Fäden für die Befestigung der Kappe werden in einer Rille versenkt.

Weigand schnitzt bis auf ganz wenige typisch Oberelsbacher Strohmann-Masken. Mit dem großen, meist gezwirbelten Schnurrbart, Kinnbart, roten Backen und gewöhnlicher Nase sehen sie fast edel und nicht bedrohlich oder furcht erregend aus wie etwas die Teufels- oder Hexenfratzen der alemannischen Faschingstradition. Getragen werden sie in Oberelsbach traditionell mit einem übergroßen mit Stroh ausgestopften Arbeitsanzug oder von den selteneren Spanmännern. Dabei ist jede Maske unterschiedlich gestaltet. Bärte, Augenbrauen und Haare werden jeweils individuell geschnitzt.

So findet sich bei den acht neuen Masken diesmal eine besondere. Weigands sechsjährige Tochter Anna hat ihrem Vater beim Maskenschnitzen beobachtet und ihn gemalt. Bei ihrer Maske ist der Schnurrbad nach unten gezwirbelt. Diese Anregung hat Vater Franz gleich aufgenommen und seine erste Maske mit dieser Art von Bart geschnitzt.

 
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