Die Sitzung des Stadtrats am 25. Mai dürfte wohl mehr Aufmerksamkeit in überregionalen Medien bekommen als üblich: Dann soll auch der Streit um Bratwurst und Steak beim Würzburger Hafensommer auf der Tagesordnung stehen. Die Berichterstattung dieser Redaktion über die Proteste aus der konservativen Ecke des Stadtrats gegen die Entscheidung, in diesem Jahr nur vegetarische Snacks und Speisen bei der 17-tägigen Konzertreihe anzubieten, hat inzwischen bundesweit und über die Grenzen hinaus für Schlagzeilen und mediale Aufmerksamkeit gesorgt.
Am Mittwoch erschien ein Interview mit Achim Könneke auf der Webseite des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", zuvor hatte der Kulturreferent in Sachen Hafensommer Besuch von mehreren Kamerateams überregionaler Sender. Grund für das große Interesse ist freilich nicht das hochkarätige Konzertprogramm vom 21. Juli bis zum 6. August, sondern der in einem interfraktionellen Antrag von CSU, FDP/Bürgerforum und Freien Wählern formulierte Widerstand gegen die "Sortimentsbeschränkung" an der Hafentreppe hinter dem Kulturspeicher.
Würzburgs OB Schuchardt teilt Antrag gegen Sortimentsbeschränkung "ausdrücklich"
Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) hatte unterzeichnet und an der Formulierung mitgewirkt: "Ich teile die Intention des Antrags ausdrücklich", teilte der OB auf Anfrage der Redaktion mit: "Es ist nicht Aufgabe der Politik, Angebotseinschränkungen zu bestellen. Vielfalt sollte beim weltoffenen Hafensommer auf dem Programm stehen."
Nachdem bereits 2022 nur vegetarische Snacks und zwei Fischgerichte für den kleinen Hunger zwischendurch beim Hafensommer angeboten wurden, hatte sich der Fachbereich Kultur als Veranstalter entschieden, in diesem Jahr nur noch vegetarische Speisen anzubieten – unter anderem deshalb, um einen kleinen Beitrag zum Erreichen der städtischen Klimaziele zu leisten. In dem interfraktionellen Antrag wird das als "übergriffig im Hinblick auf die persönliche Lebensführung" bezeichnet. Die Antragsteller fordern, die Beschränkung des gastronomischen Angebots zurückzunehmen oder zusätzlich eine Bratwurstbude aufzustellen.
Andere Parteien und Gruppierungen sehen Wahlkampf als Hintergrund
Bei den anderen Parteien und Gruppierungen im Stadtrat stößt die Diskussion auf Unverständnis. "Wir haben viele andere wichtige Themen, die uns in dieser Stadt beschäftigen, unter anderem der Klimawandel und die Überhitzung", sagt Sandra Vorlová, die Fraktionsvorsitzende der Grünen: "Vielleicht hängt die Diskussion auch damit zusammen, dass in diesem Jahr im Herbst eine Wahl stattfindet."
Den Versuch, Punkte im Landtagswahlkampf zu sammeln, vermutet auch Raimund Binder: "Für uns wirkt die Debatte beinahe lächerlich", so der ÖDP-Fraktionschef. Zwar respektiere seine Fraktion auch beim Thema Ernährung unterschiedliche Sichtweisen und Kulturen. Es sei aber inzwischen Allgemeinwissen, dass sich die Klimaschutzziele nur durch Änderung von Lebensgewohnheiten erreichen lassen: "Die Essensgewohnheiten sind dabei ein Faktor, der nicht zu vernachlässigen ist."
Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Kolbow findet deutliche Worte: "Man könnte meinen, der Kulturkampf um die Bayerische Weißwurst sei ausgebrochen. Das ist natürlich Quatsch." Kolbow verweist ebenfalls auf die im Stadtrat gemeinsam beschlossenen Klimaschutzziele: "Die Produktion tierischer Produkte belastet die Umwelt in hohem Maße. Deshalb ist es richtig, wenn die Stadtverwaltung (…) beim Hafensommer einen klaren Akzent mit vegetarischen Produkten setzt."
Stadtmarketing: Kein "Fleischverbot" Würzburger Stadtfest im September
Barbara Meyer, Fraktionsvorsitzende der Linken, unterstützt die Entscheidung des Kulturreferats und sieht keinerlei Anlass zur Veränderung des Speisenangebots, "nachdem die Gäste bislang damit zufrieden waren und die vegetarischen Gerichte gut angenommen wurden". Wolfgang Baumann (ZfW) hatte den "innovativen Schritt" der Veranstalter bereits bei der Diskussion im Kulturausschuss begrüßt. "Die Anteile älterer Menschen, die auf Fleisch fixiert sind, dürfte sich beim Hafensommer in Grenzen halten", sagte Baumann damals.
Unterdessen hat sich auch Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins "Würzburg macht Spaß" (WümS), zu Wort gemeldet. Mit Bezug auf "Headlines bzw. Tweets zweier großer überregionaler Medien" und Gerüchte über ein angebliches "Fleischverbot beim Stadtfest" stellte Weier klar, dass dies nicht der Fall sei. "Auf dem Würzburger Stadtfest ist nach wie vor jeder willkommen, egal ob Fleischesser, Vegetarier oder Veganer. Entsprechende Speisen werden unsere Partner und Gastronomen daher auch anbieten." Das Würzburger Stadtfest 2023 findet am 15. und 16. September statt.
Ich war immer absoluter Fleisch- und Wurstfan, möchte aber wegen Klima und Gesundheit gerne mehr ersetzen. Toll, dass es solche Inspirationen gibt.
Leute, nehmt die Scheuklappen ab und schaut mal über den Tellerrand hinaus...die Welt ist groß außerhalb der "Provinz auf Weltniveau".
Aber das ist ja sicherlich Wurscht ! 🌭🌭🌭
Der beste Witz war allerdings gestern im BR Fernsehen bei „quer“ unser Wolfgang Roth…….einfach nur noch lustig 🤣🤣🤣