Schon als Teenager hat Fabiana Krenz aufgehört, Fleisch zu essen. „Seit 14, 15 Jahren bin ich Vegetarierin und seit zwei Jahren versuche ich, komplett auf tierische Produkte zu verzichten“, erzählt die ebenso tierliebe wie sportliche Fränkin. Für die 28-Jährige ist ihre Lebensweise konsequent, aber sie macht daraus kein Dogma. Für sie war es nie ein Problem, dass ihr Partner Fleisch aß.
Doch mittlerweile hat sich auch Bastian Krenz´ Denkweise verändert – allerdings aus anderen Gründen als bei Fabiana. Als die beiden beschlossen zu heiraten, war es Bastian, der vorschlug, die Hochzeitsparty vegetarisch-vegan zu gestalten. Fabiana fand die Idee natürlich gut, doch wie würden die 80 Gäste reagieren? Und gibt es überhaupt einen Caterer, der ein hochwertiges fleischloses Angebot hat?
„In unseren Familien und im Freundeskreis haben wir alles: eingefleischte Fleischesser, etwa 15 Vegetarier und ein paar überzeugte Veganer“, berichtet die Würzburgerin. „Wir wollten und wollen niemanden bekehren. Es muss nicht jeder vegetarisch oder gar vegan leben. Aber wir wollten zeigen, dass es tolle Alternativen zu Fleisch gibt.“
9,5 Millionen „Fleischlose“
Sowohl die vegetarische als auch die vegane Lebensweise finden immer mehr Freunde. 7,9 Millionen Vegetarier leben aktuell in Deutschland und fast 1,6 Millionen Menschen bezeichnen sich als Veganer, verzichten also auf alle tierischen Produkte. Das sind Ergebnisse der aktuellen Allensbacher-Analyse. Vor fünf Jahren waren es nur rund halb so viele Veganer.
Dem Boom zugrunde liegen veränderte (Lebens-)Werte. Viele wollen ethischer handeln und das Leiden von Nutztieren verhindern. Andere essen aus gesundheitlichen Gründen kein Fleisch oder sie versuchen, der Umwelt zuliebe auf Nahrungsmittel und Konsumgüter von getöteten Tieren zu verzichten.
Bastian Krenz ordnet sich der letztgenannten Gruppe zu. Der leidenschaftliche Handballer, der die A-Jugend Rimpar trainiert, macht sich mit zunehmendem Alter mehr Gedanken über die menschliche Lebensweise. „Ich habe meinen Fleischkonsum aus Klimaschutzgründen reduziert. Rindfleisch zu Beispiel ist die totale Katastrophe, was Treibhausgase angeht. Auch meine Familie kocht immer weniger Fleisch.“ Der 30-Jährige hat den Eindruck, dass „viele Leute bewusster essen und gerade bei tierischen Lebensmitteln auf deren Erzeugung und Herkunft schauen“.
„Wir sind keine krassen Ökos!“
Wenn Bastian Lust auf ein saftiges Steak hat, dann kauft er das Fleisch frisch beim Metzger seines Vertrauens, „am liebsten in Bio-Qualität“. Verarbeitete Lebensmittel kommen nicht auf den Tisch. „Ich würde niemals so ein gepanschtes vegetarisches Schnitzel essen“, sagt der Sportler und lacht. Ebenso wie Fabiana möchte er, dass die Zutaten fürs Essen hochwertig und gesund sind – und richtig gut schmecken. „Wir backen oft auch Brot selber.“
„Aber wir sind keine krassen Ökos!“, fügt Fabiana hinzu. Bastian nickt. „Wir haben schon noch Laster“, stellt er fest. Bei manchen Import-Leckereien aus Frankreich oder Spanien könne er kaum widerstehen. „Aber wir denken generell mehr nach als früher. Man muss nicht immer in Urlaub fliegen. Das heißt nicht, dass man auf alles verzichten muss, aber wenn wir unseren Lebensstil nicht ein bisschen an die Ressourcen der Erde anpassen, dann schauen wir alle am Ende alt aus.“
Als Vorgabe für ihre Feier gab es deshalb vor allem eins: „Die Lebensmittel sollten hochwertig sein und möglichst nachhaltig produziert.“ Ausgefallene Sachen wollten Fabiana und Bastian nicht, sondern Leckereien, die sie auch selbst gern kochen: Pasta etwa und Pilze wie Pfifferlinge.
Die beiden fanden einen Caterer, der ihren Anspruch voll erfüllte: das MK Geschmacksparadies aus Bullenheim. Fabiana erzählt von Spinatknödeln mit Schmortomaten und Pinienkernen, von Gnocci mit Pfifferlingzitrone. „Dazu gab es einen Parmesanlaib, vom dem sich jeder, der wollte, selbst ein Stück abhobeln und einrühren konnte.“ Für Bastian war der Laib das Highlight am Buffet. Fabiana verzichtete darauf, da Parmesan streng genommen nicht vegetarisch ist.
„Für mich war es aber natürlich super, dass ich vom Buffet generell alles probieren konnte, ganz ohne nachdenken zu müssen“, sagt Fabiana, die aus Tierschutzgründen schon mit 13 Jahren angefangen hat, auf Fleisch zu verzichten. „Bei uns gab es ohnehin wenig Fleisch. Meine Mama hat gar kein Schweinefleisch gegessen. Irgendwann hat jemand gefragt: ´Und die anderen Tiere tun dir nicht leid?´ . Dieser Satz ist in meinem Kopf hängengeblieben. Von da an konnte ich überhaupt kein Fleisch mehr essen.“ Inzwischen überdenkt die Fränkin verstärkt ihr gesamtes Konsum-Verhalten. „Auch Kleidung und Kosmetik können ja viel Tierleid verursachen.“
Ein kleiner Wermutstropfen bei der Hochzeit war es, dass die Bäckerin der veganen Hochzeitstorte kurzfristig absagte. „So schnell haben wir leider keinen Ersatz gefunden, der geschmeckt hätte.“ Das vegane Backen beherrschen noch nicht viele richtig gut, findet die Würzburgerin. „Guter Ersatz für Sahne zu finden, ist schwer. Unsere Hochzeitstorte wurde nun mit Ei und Sahne hergestellt.“ Für die Veganer gab es veganes Gebäck.
Weder Bastian noch Fabiana haben die Entscheidung, vegetarisch-vegan zu feiern, bereut. „Die Feier im Würzburger Juliusspital hat einfach zu uns gepasst, sie war ganz authentisch“, findet der 30-Jährige. Es habe Spaß gemacht, leckere Alternativen zu Fleisch aufzuzeigen.
Ein paar Gäste hatten vor der Feier feixend angekündigt, sich schnell noch Döner zu holen, um satt zu werden. Aber am Ende bekam das Brautpaar viel Zuspruch für seine mutige Entscheidung.