
Eigentlich wollten Kulturamtsleiter Klaus Heuberger und sein Stellvertreter Ingolf Stöcker im Kulturausschuss des Stadtrats das musikalische Programm des Hafensommers vorstellen, der in diesem Jahr vom 21. Juli bis 6. August an der Hafentreppe hinter dem Kulturspeicher stattfindet.
In der Diskussion ging es dann aber nicht um das bereits ausverkaufte Konzert der Sportfreunde Stiller, die Auftritte bekannter Stars wie Suzanne Vega oder die zehnprozentige Erhöhung der Ticketpreise: Weil die Veranstalter entschieden haben, in diesem Jahr zum ersten Mal nur vegetarische Speisen anzubieten, protestierten CSU und FDP gegen Umerziehung und Ideologie.
Stadtrat hat beschlossen, dass Würzburg klimaneutral werden soll
Nachdem der Stadtrat im vergangenen Jahr mit breiter Mehrheit beschlossen hat, dass Würzburg spätestens 2045 und die Stadtverwaltung bereits in fünf Jahren klimaneutral sein soll, wollen die Organisatoren der städtischen Veranstaltung Hafensommer mit gutem Beispiel vorangehen.
Neben Inklusion und Barrierefreiheit will der Hafensommer auch beim Thema Nachhaltigkeit "eine Vorbildrolle einnehmen, und unsere Besucher sollen durchaus wissen, das wir daran arbeiten", erläuterte Klaus Heuberger, der Leiter des städtischen Fachbereichs Kultur. Deswegen wird der Hafensommer in diesem Jahr eine Klimabilanz erstellen und will dabei vor allem herausfinden, mit welchen Verkehrsmitteln die Besucherinnen und Besucher kommen.
Außerdem haben die Veranstalter entschieden, dem Publikum in diesem Jahr zum ersten Mal nur vegetarische Speisen anzubieten – ebenfalls im Sinne der Klimaneutralität: Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) geht davon aus, dass rund 15 Prozent der der vom Menschen weltweit verursachten Treibhausgasemissionen durch Nutztierhaltung entstehen.
Alt-Bürgermeister Adolf Bauer befürchtet "gewaltige Einschränkung"
Es war Alt-Bürgermeister Adolf Bauer (CSU), der die Diskussion ums Essen begann: Er bezeichnete ein rein vegetarisches Angebot als "gewaltige Einschränkung", dadurch sei der Hafensommer keine Veranstaltung mehr für alle Menschen. Seine Fraktionskollegin Annette Hollerbach hat nach eigenen Worten selbst kein Problem mit vegetarischen Speisen, regte aber an, auch Fleischessern eine Alternative anzubieten: "Es gibt gestandene Männer, die nichts Vegetarisches essen wollen."
Dabei hat der Hafensommer schon seit vielen Jahren nur wenig Fleisch im Angebot. Im vergangenen Jahr hatte der langjährige Caterer "Wunschwerk" zum ersten Mal kein Fleischgericht auf der Speisekarte, die beiden Fisch-Alternativen waren laut Ingolf Stöcker nicht besonders gefragt. "Wir machen das im Sinne der Nachhaltigkeit, wollen aber niemanden belehren oder bevormunden", betonte der stellvertretende Fachbereichsleiter. "Wir haben uns bewusst dafür entschieden, auch um das Thema zu diskutieren", fügte Klaus Heuberger hinzu.
Stadtrat Spatz (FDP) sieht "Kulturkampf"
Gerade diese Äußerung kam bei Joachim Spatz nicht gut an: "Das erinnert mich an Kulturkampf, das kann ich nicht unterstützen", schimpfte der FDP-Stadtrat. Noch deutlicher wurde der CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth. Für ihn geht es "um nichts anderes, als dass man die Leute umgewöhnen möchte", sagte er. Außerdem sei es "in Teilen nicht richtig, dass vegetarische Ernährung nachhaltiger ist als tierische Ernährung.(...) Der Mensch ist für den Verzehr von Heu und Wiesen nicht geeignet."
Ändern wird sich durch die Diskussion im Kulturausschuss nichts. "Wir haben uns als Veranstalter dafür entschieden", sagte Kulturreferent Achim Könneke. Logistisch sei mehr als ein Essensstand nicht möglich, außerdem komme das Publikum wegen der Konzerte und nicht wegen der Speisen: "Nach den Erfahrungen aus den letzten Jahren glaube und hoffe ich, dass das vegetarische Essen hervorragend angenommen werden wird."
Dagegen aufgewogen wird die CO2-Bilanz.
Andererseits möchte ich Sie bitten einen Schritt zurückzutreten und zu erkennen, dass wir Menschen auch nur Tiere sind. Schweine, Rinder, Hühner usw. sind hochentwickelte soziale Wesen, die die gleichen Sinnesorgane und aller Wahrscheinlichkeit nach, die gleichen Empfindungen wie Menschen haben, mit denen sie gleiches Leid empfinden können.
Um unnötiges Leid zu vermeiden, wäre eher ein Diskussion lohnend, beim kulinarischen Angebot (neben Fleisch) auch auf sonstige tierische Produkte zu verzichten.
Wahrscheinlich denken nun viele Leser:innen, wie extrem meine Meinung doch ist....
Denken Sie bitte über Ihre angelernten Verhaltensmuster hinaus – dabei würde schnell klar, was die wirklich extreme Konsumform ist.
Ethik statt Tradition!
Passt schon so.