zurück
Würzburg
Hafensommer Würzburg wird vegetarisch: "Gewaltige Einschränkung" oder vernünftige Entscheidung fürs Klima?
Im Kulturausschuss des Stadtrats gab es eine längere Diskussion über die Entscheidung des Hafensommers, in diesem Jahr zum ersten Mal nur vegetarische Speisen anzubieten
Gut besucht war im vergangenen Jahren die Sparda-Bank Classic Night beim Hafensommer in Würzburg
Foto: Ulises Ruiz | Gut besucht war im vergangenen Jahren die Sparda-Bank Classic Night beim Hafensommer in Würzburg
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:18 Uhr

Eigentlich wollten Kulturamtsleiter Klaus Heuberger und sein Stellvertreter Ingolf Stöcker im Kulturausschuss des Stadtrats das musikalische Programm des Hafensommers vorstellen, der in diesem Jahr vom 21. Juli bis 6. August an der Hafentreppe hinter dem Kulturspeicher stattfindet.

In der Diskussion ging es dann aber nicht um das bereits ausverkaufte Konzert der Sportfreunde Stiller, die Auftritte bekannter Stars wie Suzanne Vega oder die zehnprozentige Erhöhung der Ticketpreise: Weil die Veranstalter entschieden haben, in diesem Jahr zum ersten Mal nur vegetarische Speisen anzubieten, protestierten CSU und FDP gegen Umerziehung und Ideologie.

Stadtrat hat beschlossen, dass Würzburg klimaneutral werden soll

Nachdem der Stadtrat im vergangenen Jahr mit breiter Mehrheit beschlossen hat, dass Würzburg spätestens 2045 und die Stadtverwaltung bereits in fünf Jahren klimaneutral sein soll, wollen die Organisatoren der  städtischen Veranstaltung Hafensommer mit gutem Beispiel vorangehen.

Neben Inklusion und Barrierefreiheit will der Hafensommer auch beim Thema Nachhaltigkeit "eine Vorbildrolle einnehmen, und unsere Besucher sollen durchaus wissen, das wir daran arbeiten", erläuterte Klaus Heuberger, der Leiter des städtischen Fachbereichs Kultur. Deswegen wird der Hafensommer in diesem Jahr eine Klimabilanz erstellen und will dabei vor allem herausfinden, mit welchen Verkehrsmitteln die Besucherinnen und Besucher kommen.

Außerdem haben die Veranstalter entschieden, dem Publikum in diesem Jahr zum ersten Mal nur vegetarische Speisen anzubieten – ebenfalls im Sinne der Klimaneutralität: Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) geht davon aus, dass rund 15 Prozent der der vom Menschen weltweit verursachten Treibhausgasemissionen durch Nutztierhaltung entstehen.

Alt-Bürgermeister Adolf Bauer befürchtet "gewaltige Einschränkung"

Es war Alt-Bürgermeister Adolf Bauer (CSU), der die Diskussion ums Essen begann: Er bezeichnete ein rein vegetarisches Angebot als "gewaltige Einschränkung", dadurch sei der Hafensommer keine Veranstaltung mehr für alle Menschen. Seine Fraktionskollegin Annette Hollerbach hat nach eigenen Worten selbst kein Problem mit vegetarischen Speisen, regte aber an, auch Fleischessern eine Alternative anzubieten: "Es gibt gestandene Männer, die nichts Vegetarisches essen wollen."

Dabei hat der Hafensommer schon seit vielen Jahren nur wenig Fleisch im Angebot. Im vergangenen Jahr hatte der langjährige Caterer "Wunschwerk" zum ersten Mal kein Fleischgericht auf der Speisekarte, die beiden Fisch-Alternativen waren laut Ingolf Stöcker nicht besonders gefragt. "Wir machen das im Sinne der Nachhaltigkeit, wollen aber niemanden belehren oder bevormunden", betonte der stellvertretende Fachbereichsleiter. "Wir haben uns bewusst dafür entschieden, auch um das Thema zu diskutieren", fügte Klaus Heuberger hinzu.

Stadtrat Spatz (FDP) sieht "Kulturkampf"

Gerade diese Äußerung kam bei Joachim Spatz nicht gut an: "Das erinnert mich an Kulturkampf, das kann ich nicht unterstützen", schimpfte der FDP-Stadtrat. Noch deutlicher wurde der CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth. Für ihn geht es "um nichts anderes, als dass man die Leute umgewöhnen möchte", sagte er. Außerdem sei es "in Teilen nicht richtig, dass vegetarische Ernährung nachhaltiger ist als tierische Ernährung.(...) Der Mensch ist für den Verzehr von Heu und Wiesen nicht geeignet."

Ändern wird sich durch die Diskussion im Kulturausschuss nichts. "Wir haben uns als Veranstalter dafür entschieden", sagte Kulturreferent Achim Könneke. Logistisch sei mehr als ein Essensstand nicht möglich, außerdem komme das Publikum wegen der Konzerte und nicht wegen der Speisen: "Nach den Erfahrungen aus den letzten Jahren glaube und hoffe ich, dass das vegetarische Essen hervorragend angenommen werden wird."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Patrick Wötzel
Adolf Bauer
CSU Würzburg
Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen
FDP Würzburg
Hafensommer
Joachim Spatz
Speisekarten
Sportfreunde Stiller
Stadträte und Gemeinderäte
Suzanne Vega
Vegetarische Kost und Küche
Vegetarische Speisen und Gerichte
Wolfgang Roth
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • B. F.
    wer kann und darf entscheiden, was die Menschen auf einer Veranstaltung essen ?? Das ist reine Bevormundung....das hat nichts mehr damit zu tun, dass vegetarische Gerichte besser ankommen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Ob es die 2 Stunden Sojakräcker oder Presswurst an dem Stand gibt, ist eigentlich ziemlich egal. Es geht ja vor Allem um die Musik. Was nicht egal ist: Eine solche Veranstaltung für ideologische Zwecke zu missbrauchen (rund 10% der Deutschen sind Veganer, also 90% nicht!). Und das ist der Unterschied zum Vorjahr, den CSU und FDP zu Recht kritisieren! Ich entscheide selbst, was ich esse, wie ich mich fortbewege und wie ich spreche. Werde mir daher ein Paar Debrecziner einpacken. Oder vielleicht ein Paar mehr und als heiße Ware undercover verkaufen. Nehme an sofort Vorbestellungen an 😊
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. S.
    Komisch, ich hatte so verstanden das auch im vergangenen Jahr vegetarische Kost angeboten wurde, ohne das sich irgendjemand darüber beschwert hatte. Was soll dann so ein Artikel ???
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. H.
    Wahlkampf eben zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Oh Gott oh Gott oh Gott - es geht ans Fleisch, der Deutschen liebstes Kind gleich nach dem Auto (und der Ölheizung?!). Kein Würschtel mehr aus Massentierhaltung auf dem Konzert, weitere Parkplätze fallen auch weg und oh weh, an den Verbrenner, das einzig echte Auto, wollens auch ran. ÖKODIKTATUR!!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. S.
    Steht das so im Artikel ? Ich lese eigentlich nur das H.Wötzel nur gegen die CSU schürt und dabei vergisst das im letzten Jahr schon vegan verkauft wurde und sich niemend beschwert hat, auch H. Wötzwl nicht. Also was soll so ein Artikel bedeuten, Wahlkampf gegen die CSU ???
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Für die Menschheit geht es durchaus langsam „um die Wurst“, aber Ignoranz ist so viel einfacher, nicht wahr?!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. Z.
    Oh nein die Welt geht unter ich muss auf ein Konzert gehen und rund 90 Minuten auf Fleisch verzichten. Sind die Kommentare hier echt ernst gemeint? Ich definiere meine persönliche Identität über den Fleischkonsum, eine peinlichere bzw. tarurigere Aussage kann ich mir kaum vorstellen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. H.
    Klimaschutz ist wichtig. Tierwohl ist wichtig. Aber der Wahlkampf ist wohl uneingeschränkt und unangefochten am wichtigsten. Bravo Söder!?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. D.
    Ja, es ist schon extrem, wie die Freiheit der Menschen eingeschränkt wird, wenn bei diesem Fest kein Fleisch serviert wird.
    Dagegen aufgewogen wird die CO2-Bilanz.
    Andererseits möchte ich Sie bitten einen Schritt zurückzutreten und zu erkennen, dass wir Menschen auch nur Tiere sind. Schweine, Rinder, Hühner usw. sind hochentwickelte soziale Wesen, die die gleichen Sinnesorgane und aller Wahrscheinlichkeit nach, die gleichen Empfindungen wie Menschen haben, mit denen sie gleiches Leid empfinden können.
    Um unnötiges Leid zu vermeiden, wäre eher ein Diskussion lohnend, beim kulinarischen Angebot (neben Fleisch) auch auf sonstige tierische Produkte zu verzichten.

    Wahrscheinlich denken nun viele Leser:innen, wie extrem meine Meinung doch ist....
    Denken Sie bitte über Ihre angelernten Verhaltensmuster hinaus – dabei würde schnell klar, was die wirklich extreme Konsumform ist.

    Ethik statt Tradition!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. S.
    Wenn es ein privater Veranstalter wäre, könnte man ja nichts einwenden. Aber eine öffentliche Veranstaltung, die noch dazu von Steuergeld bezuschusst wird, sollte für alle Bürger sein und nicht übergriffige Erziehungsprogrammme beinhalten . Oder liegt es an Suzanne Vega(n) zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. H.
    Und die Schweinehalter werden nicht bezuschusst??
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Nein, der Schweinemarkt ist ein freier Markt mit Höhen und Tiefen wo Leute massive Verluste oder massive Gewinne machen, in den letzten 5 Jahren bis Mitte 2022 hat es nicht gut ausgesehen, deswegen sind 20 % der Schweineerzeuger sind aus dem Markt ausgestiegen, erst seit Mitte letzten Jahres wird nach vier Jahren Krise wieder das erste Geld verdient, das muss aber die Verluste der vorhergehenden Jahre erst mal ausgleichen, zu Ihrer Information der Spargelmarkt, der Kartoffelmarkt, der Schweinemarkt und der Erdbeermarkt sind alles freie Märkte, haben nichts mit irgendeiner Subvention zu tun, schon seit Jahrzehnten nicht mehr, machen sie sich doch erst mal schlau, bevor sie irgendeinen Stuss erzählen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. T.
    Hier kam ein Vorschlag von einer weitdenkenden Abteilung des Rathauses (wer redet hier denn die ganze Zeit von Minderheiten??). Nämlich nachhaltig und klimabewusst. Das ist doch mal ein Schritt in eine gute Richtung! ich finde das gut, zeitgemäß und eigentlich selbstverständlich in der heutigen Zeit. Herr Bauer und Co. kann sich ja eine Bratwurst in der Tupperschüssel mitbringen, wenn er überhaupt hingeht. Alternativ wäre vielleicht noch Biofleisch aus der Region gewesen, aber dann schimpfen wieder alle zu teuer etc. pp...
    Passt schon so.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. H.
    So wird wenigstens garantiert, dass das grölende Puffmama-Layla-Publikum fernbleibt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. R.
    Ach jetzt werden Menschen anhand von Essgewohnheiten in Schubladen gesteckt...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Natürlich nicht wegen der Essgewohnheiten, aber wegen des begrenzten Horizonts. 🤣
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. R.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten