Stell dir vor, du baust ein Museum – und nur wenige wollen hinein. Solch ein Schicksal könnte dem "Museum für Franken" auf der Festung Marienberg bevorstehen. Wie bereits berichtet hatte der Haushaltsausschuss des Freistaates in der ersten Dezemberwoche die Projekt-Freigabe für den zweiten Bauabschnitt der Festungssanierung inklusive des neuen "Museums für Franken" beschlossen. Geschätzte Gesamtkosten: 231,5 Millionen Euro; der Museumsanteil daran: rund 100 Millionen Euro
Auch wenn noch nicht feststeht, bis wann das neue Museum eröffnen wird: Denkt man seitens der Verantwortlichen schon in der Planungsphase auch darüber nach, wie dann die Besucher, sei es auch erst in acht oder zehn Jahren, den Berg hoch zur Festung bewältigen können?
Denn nimmt man die Besucherzahlen aus der Zeit vor Corona, ergibt sich folgendes Bild: 2017 besuchten laut Bayerischer Schlösserverwaltung 344 215 Personen die Würzburger Residenz. In den Festungsräumen verzeichnete man im selben Zeitraum aber gerade einmal 20 525 Besucherinnen und Besucher, immerhin 28 682 Gäste zählte man im inzwischen ins Museum für Franken einbezogenen Fürstenbaumuseum.
Nur einer von knapp 14 Residenz-Besuchern machte sich auch auf den Weg in die Festungsräume
Das heißt, von jeweils knapp 14 Besucherinnen und Besuchern, die in der Residenz waren, machte sich nur eine/r auch auf den Weg hinauf zur Festung. Das andere gute Dutzend verzichtete trotz des herrlichen Panoramablicks darauf. Woran das lag, darüber lässt sich spekulieren.
Auch wenn alles getan wird, um die Attraktivität des neuen Museums deutlich zu erhöhen: Es ist eben nicht jedermanns Sache – sei es wegen des Alters, der Fitness oder der fehlenden Zeit – den steilen Aufgang zu Fuß zu erklimmen. Auch in den Festungsbus, der von Ostern bis zu den Herbstferien verkehrt, setzen sich nur wenige. Abgesehen davon, dass die Anwohner im engen Oberen Burgweg über noch mehr Busse sicherlich auch nicht erfreut wären, egal ob diese mit Diesel- oder Elektromotoren betrieben werden.
Mit der Gestaltung des Museums mit seinen künftig rund 4000 Quadratmetern Ausstellungsfläche hat man sich, wie berichtet, in jüngster Zeit ausgiebig befasst. Sollte man sich dann, wenn man schon eine gute Viertelmilliarde Euro für das Gesamtprojekt Festung in die Hand nimmt, nicht auch Gedanken machen, wie man die Leute dort hoch bringt?
In Salzburg gibt es seit 130 Jahren die Festungsbahn von der Altstadt hinauf zur Festung
Andernorts ist das Problem längst gelöst. In Salzburg, wo die Festung Hohensalzburg in ähnlicher Lage über der Altstadt thront, fährt seit fast 130 Jahren die Festungsbahn vom Kapitelplatz in der Altstadt auf direktem Weg hinauf ins Burggemäuer mit seinen Museen. "Schon während der Fahrt kann man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt Salzburg werfen und oben angekommen lädt das Panorama über Salzburg zum Träumen ein", heißt es auf der Internetseite der Bahn. Ist Würzburg mit seiner Festung nicht mindestens genau so sehenswert wie Salzburg?
Oder Koblenz? Dort sollte eine für die Bundesgartenschau 2011 gebaute Seilbahn über den Rhein hinauf zur Festung Ehrenbreitstein nach der Gartenschau wieder abgebaut werden. Sie fährt immer noch, unter anderem, weil die Unesco anerkannte, dass die Festung durch die Seilbahn erstmals optimal erschlossen werden konnte.
So schnell will man das Thema im Rathaus nicht zu den Akten legen
Einem solchen Festungsaufzug, der in den späten 1980er Jahren in Würzburg bereits einmal geplant worden war, dann aber im Stadtrat scheiterte, war man im Rathaus zuletzt nicht ablehnend gegenüber gestanden – wenn sich der Freistaat beteiligen würde. Doch das hatte man in München abgelehnt: "Eine Anbindung der Altstadt durch einen Festungsaufzug ist nicht Gegenstand der Planungen des Freistaates Bayern", hieß es im Juli 2016. Damals waren verschiedene Varianten, die von Studenten der TU Deggendorf erarbeitet worden waren, sogar im Rathaus ausgestellt gewesen.
Doch so schnell will man das Thema im Rathaus wohl nicht zu den Akten legen. "Es gibt Überlegungen dahingehend", zitiert Stadtsprecher Christian Weiß auf Anfrage jetzt den Baureferenten Benjamin Schneider. Es habe auch bereits wieder Sondierungsgespräche mit der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung gegeben. Derzeit konzentriere man sich im Rathaus aber auf die aktuell anstehen Maßnahmen, wie zum Beispiel die Line 6 zum Hubland, so Weiß weiter.
Der Museumsleiter sieht die Zuständigkeit für den Festungszugang bei der Stadt Würzburg
Was sagt man von Museumsseite? Dort ist Jörg Meißner seit dem 1. März 2021 der Leiter des Museums für Franken. Er soll, wie der bayerische Kultusminister Bernd Sibler bei der Amtseinführung sagte, "die angestoßenen Prozesse hin zu einer innovativen Dauerausstellung für ganz Franken in den Räumen der Kernburg weiter vorantreiben". Da wäre es doch schade, wenn dieser Ausstellung die Besucher fehlen würden.
"Das sehe ich als ein Problem", bestätigt auch Meißner. Er sieht die Zuständigkeit bei der Stadt Würzburg: "Natürlich wäre es wünschenswert, dass dieses Problem der Zugänglichkeit bis zum Abschluss der Burgsanierung angegangen und von Seiten der Stadt auf jeden Fall eine Lösung gefunden würde", sagt der Museumschef. Viel früher mache dies keinen Sinn, glaubt er. Denn bedingt durch die Sanierungsmaßnahmen an der Gesamtanlage seien in den nächsten Jahren immer nur wenige Bereiche der Burganlage zugänglich.
Wann das neue "Museum für Franken" eröffnet werden wird, ist derzeit aber noch ungewiss
Noch ist etwas Zeit. War man ursprünglich von einer Museumseröffnung im Jahr 2025 ausgegangen, ist diese nun weiter in die Ferne gerückt: Ein konkreter Baubeginn für das "Museum für Franken" sei "für Mitte der Zwanziger Jahre angesetzt", hieß es Anfang Dezember bei der eingangs erwähnten Projekt-Freigabe durch den Landtag. Wenn die Verlagerung des Staatsarchivs aus der Festung nach Kitzingen wie geplant ab 2026 möglich sei, "wird man ab 2030 oder auch einige Jahre später mit der Fertigstellung rechnen können".
Wer von der Residenz nicht per Linie 9 zur Festung fahren will, wird erst Recht nicht zum Spitäle laufen und sich durch die Brückenschöppler kämpfen um per Seilbahn hoch zu fahren.
Mehr als der Berg wird der Main derzeit das größte Hindernis sein zur Festung aufzusteigen.
In Salzburg thront die Festung direkt über der Innenstadt und nicht am anderen Ufer der Salzach! Für Tagestouristen, die nur ein paar Stunden da sind, ein entscheidender Faktor, denke ich.
Und für die betagteren Flußkreuzfahrer kann man ja dann noch die Shuttlebusanbindung ausbauen (Haltestelle direkt unter der Löwenbrücke bzw. Residenz)
Wer sich wundert, warum die Residenz wesentlich bessere Besucherzahlen aufweist, dem sei gesagt, die Residenz ist nicht umsonst Weltkulturerbe und Tiepolos Werk ist einfach umwerfend. Zudem lockt an schönen Tagen noch der ebenso sehenswerte Residenzgarten. Das beeindruckt nicht nur Lieschen Müller sondern auch Joe Miller und Wei Dong.
Und mal ganz ehrlich: der Ausblick vom Käppele ist schöner als der von der Festung.
Das dieses Konzept Aufzug auch wirtschaftlich funktioniert, machen uns andere Städte vor.
Also Stadt: nehmt dieses Vorhaben wieder beschleunigt auf und plant bitte keine 20 jahre.
In Salzburg liegt die Talstation direkt in der Innenstadt. In Koblenz in der Innenstadt beim Deutschen Eck.
In Würzburg wäre sie am "Touristenmagneten" Spitäle ...
Oder auch die von Touristen überrannte Leistenstraße wurde schon vorgeschlagen ...
Glaubt wirklich jemand, Residenzbesucher, die nicht mit der Linie 9 zur Festung fahren wollen, laufen zum Spitäle und kämpfen sich durch die Brückenschöppler, weil sie Seilbahn fahren wollen?
Oder wie wäre es mit einem Sponsor für einen Aufzug/Seilbahn, Herr F. von der Firma F. hat ja jetzt Ressourcen frei.