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WÜRZBURG
Festungsaufzug: Wenn der Freistaat zahlt, ist die Stadt dabei
Ein ehemaliger Lastenaufzug führte über eine Rampe zum Husarenkeller an der Festung. Der Durchgang ist heute zugemauert und befindet sich an der stadtseitigen Wehrmauer der Festung Marienberg.
Foto: OBERMEIER | Ein ehemaliger Lastenaufzug führte über eine Rampe zum Husarenkeller an der Festung. Der Durchgang ist heute zugemauert und befindet sich an der stadtseitigen Wehrmauer der Festung Marienberg.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:55 Uhr

Ein besserer Zugang zur Festung mit ihren künftigen neuen Nutzungen ist notwendig. Allerdings hat die Stadt kein Geld dafür. Deshalb wird sie alle Planungen des Freistaates mit dem Ziel einer besseren, barrierefreien Erschließung „positiv begleiten“. Darauf einigten sich die Stadträte in ihrer Sitzung am Donnerstag nach eingehender Diskussion.

Ins Rollen gebracht hatte das Thema Alt-Oberbürgermeister Jürgen Weber von der Würzburger Liste mit seinem Antrag, den Rat über die 1988 begonnenen und noch im selben Jahr wieder zu den Akten gelegten Pläne für einen Festungsaufzug zu informieren. 1988 waren die Pläne am Widerstand der Bevölkerung und dann letztendlich am Rückzug eines Hotelinvestors gescheitert, der ursprünglich ein Hotel am Spitäle bauen und die Talstation in sein Hotel integrieren wollte.

Von dort sollte eine 270 Meter lange Standseilbahn in 95 Sekunden die 75 Meter Höhenunterschied zum Husarenkeller auf der Festung überwinden. Als der Investor seine Pläne überdachte, stoppte die Stadt die Ausschreibung für den Aufzug. Zuvor hatte auch eine Bürgerinitiative rund 10 000 Stimmen gegen das Projekt gesammelt.

Weber warb dann auch zu Beginn der Sitzung für das Projekt. Würzburg–Besucher seien dann nicht mehr auf ihr Auto angewiesen, wenn sie nacheinander Residenz und Festung besuchen wollten. „Entweder sie parken dann an der Residenz und fahren mit einem Aufzug zur Festung hoch oder parken an der Festung und fahren hinunter.“

Im Prinzip waren sich die Fraktionen schon im Vorfeld der Sitzung einig gewesen, das hatte eine Umfrage dieser Zeitung ergeben: Eine bessere Erschließung ist wünschenswert, doch nur wenn diese die Stadt nichts kostet. Und so ging es im Großen und Ganzen nur um die Formulierung der Beschlussvorlage der Verwaltung. Diese war vielen zu eng gesteckt, lautete sie in ihrem zweiten Punkt doch wie folgt: Eine stadtbild- und denkmalschutzverträgliche Erschließung des Landesmuseums durch einen Festungsaufzug oder eine Festungsbahn wird seitens der Stadt Würzburg befürwortet.

Skeptisch äußerte sich Willi Dürrnagel (CSU), der auch eine Verbesserung der Busanbindung für möglich hielt: „Eine gute Erschließung ist notwendig, aber wir sollten uns nicht nur auf einen Aufzug festlegen.“ Dürrnagel zeigte sich, ebenso wie seine SPD-Kollegin Gisela Pfannes, besorgt über die dann seiner Meinung nach zu prekäre Parksituation im Mainviertel, wo er die künftige Talstation vermutet.

Hans Werner Loew (SPD) erinnerte daran, dass es ja nicht nur um die Erreichbarkeit eines künftigen Landesmuseums gehe. „Dort entstehen auch neue, deutlich größere Kongressräume. Man muss die Festung als den großen Baukomplex betrachten, der sie ist, sich nicht nur auf das künftige Museum fixieren“, mahnte Loew. Zudem sei die Erreichbarkeit der Festung nicht nur von der Alten Mainbrücke aus gegeben. Matthias Pilz (Grüne) legte im Verlauf der Diskussion großen Wert darauf, dass bei jeglicher Planung die Barrierefreiheit großen Raum bekommen müsse.

„Wir sind uns einig, dass es ein wichtiges Thema ist, aber primär kein städtisches“, fasste Stadtkämmerer Robert Scheller zusammen. „Da sehen wir als Stadt andere Projekte in der Priorität, wie die Verlängerung der Line 5 in Grombühl oder den geplanten Bau der Linie 6 ans Hubland.“ Ob die alten Pläne in ihrer Bauart mit einer unterirdischen Bahn weiterverfolgt werden könnten, hielt Scheller angesichts des Unglücks mit 155 Toten mit einer Standseilbahn in Kaprun im November 2000 für zweifelhaft. „Da hat sich viel verändert.“ Er legte im Zusammenhang mit der Diskussion um den Aufzug Wert darauf, dass der frühere Stadtmitarbeiter Wolfgang Fey, wie im Vorbericht zur Sitzung berichtet, keinen Beratervertrag mit der Stadt habe.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt sprach sich dafür aus, offen an das Thema heranzugehen: „Wenn man zu einer Lösung kommen will, muss man das Planen zulassen.“

„Wir sollten den Freistaat darauf aufmerksam machen, dass es Beispiele für verträgliche Aufzüge gibt, für alle Nutzungen dort auf der Festung“, sagte Joachim Spatz (FDP). Er mahnte: „Alle anderen Möglichkeiten, die es außer einem Aufzug geben könnte, bleiben mit der Verwirklichung an der Stadt hängen.“
Bei sieben Gegenstimmen entschloss sich das Plenum mit großer Mehrzeit dann zu folgenden drei Sätzen: Die Verwaltung wird beauftragt, beim Freistaat Bayern daraufhin zu wirken, sich mit dem Thema „bessere Erreichbarkeit des neuen Landesmuseums“ zu befassen.
 

Eine stadtbild- und denkmalschutzverträgliche Erschließung des Landesmuseums durch Beförderungs- und Verkehrsmittel, gegebenenfalls Festungsaufzug/-bahn wird seitens der Stadt Würzburg befürwortet. Entsprechende Planungsaktivitäten des Freistaats Bayern werden durch die Stadt Würzburg positiv begleitet.

 

 
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  • der Widerstand der Bevölkerung hoch und lässt diese Überlegung entgültig in der Versenkung verschwinden. Optisch ist das ein enormer Eingriff in die Natur und es sieht einfach Sch... aus, wenn ein Aufzug oder sonstwas den Aufblick stört. Egal wer den Mist bezahlt.
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  • Einwohner
    Wenn andere zahlen kann man immer alles umsetzen egal ob es sinnvoll ist oder Unsinn. Das Geld vom Freistaat ist aber ebenfalls das Geld der Bürger und Steuerzahler. Von daher sollten die Verantwortlichen auch dann, wenn sie es nicht aus ihrem Budget zahlen müssen, die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit prüfen.
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