Für einiges Aufsehen hat unsere Berichterstattung über den Festungsaufzug gesorgt – und Zeitzeugen früherer Planungen haben sich gemeldet. Dabei sind interessante Details ans Licht gekommen: 1987 war ein Aufzug in einem Stollen hinauf zur Festung Marienberg bereits fix und fertig geplant. Die Landes-Denkmalschutzbehörde war damit einverstanden und der Freistaat wollte sich mit zwei Millionen an den fünf Millionen Mark teuren Baukosten beteiligen. Doch der Stadtrat entschied sich dann knapp gegen den Aufzug. Angeblich soll es an einer einzigen Stimme gescheitert sein. Dass man damals recht wenig von dem Projekt mitbekommen hat, lag daran, dass es größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt wurde.
Günter Grötzbach der die Festungsbahn geplant hat, steht im Mainviertel hinter dem Spitäle an einem historischen Portal. Was einmal der Eingang der Festungsbahn, mit einer Beförderungskapazität von 640 Personen pro Stunde werden sollte, wirkt heute vergammelt und ist von Autos verstellt.
Der Aufzug sollte durch einen Stollen bis zum Husarenkeller auf der Festung führen. Ein Hotel, das dort geplant war, wo heute das Parkhaus am Spitäle steht, hätte sich nach Informationen dieser Zeitung am Festungsaufzug finanziell beteiligt. Heute erschweren Parkhaus und Wohnbebauung den Zugang zum geplanten Eingang – unmöglich sei dieser dort laut Grötzbach aber nicht und das Parkhaus daneben sogar sinnvoll.
Ingenieur Grötzbach war bis zu seinem Ruhestand bei der WVV und plante den Aufzug gemeinsam mit einer Schweizer Fachfirma. Der Auftrag kam vom Rathaus. Überprüft wurden damals vier verschiedene Standorte. So auch die historische Variante hinter der Burkarder-Kirche, wo es noch den Stollen eines Lastenaufzugs zur Versorgung der Festung gibt. Der Standort erschien aber touristisch weniger attraktiv wie ein Einstieg direkt an der Alten Mainbrücke.
Jürgen Weber, der 1987 Bürgermeister und Stadtentwicklungsreferent war, bestätigt, dass die Stadt die WVV mit der konkreten Planung beauftragt hatte. Hintergrund sei die Buslinie zur Festung gewesen, die jährlich rund 300 000 Mark gekostet hatte. Deshalb habe man die Realisierung eines Festungsaufzugs intensiviert und auch mit der Staatsregierung verhandelt. Alt-OB Weber sieht auch heute den Zugang zur Festung als einen Schwachpunkt. Das Thema sei wieder sehr aktuell und technisch machbar, weil alles schon durchgeplant sei.
Dagegen sieht Klaus Zeitler, der damals Oberbürgermeister war, Probleme, weil der damals geplante Standort für den Eingang verbaut ist. Außerdem gelte für derartige Verkehrsprojekte heute ein ganz anderer Maßstab.
1987 war planungstechnisch also alles für Ausschreibung und Genehmigung vorbereitet. Nach unseren Recherchen hat die Planung der WVV rund 350 000 Mark gekostet. Heute liegen die Pläne in den Archiven. Für immer?
Wohl auch aufgrund des damaligen Fehlschlags erklärt der Bayerische Finanzminister Markus Söder zur aktuellen Frage des Festungszugangs, dass zunächst die Stadt entscheiden muss, ob sie einen Aufzug haben will oder nicht. 100 Millionen Euro will der Freistaat für die Ertüchtigung der Festung und des Museums ausgeben.
Statt auch nur einige dieser Sachen konsequent anzugehen und nicht nur zu vertagen, macht man jetzt wieder eine neue Baustelle auf, über die man hervorragend palavern kann um von den restlichen Leichen im Keller abzulenken.