
Mit dem Ausbau von Radwegen ist Würzburg in den vergangenen Jahren ein ganzes Stück voran gekommen. Ein Problem sind immer noch die Brücken. Hier kommt es auch häufig zu Konflikten mit Fußgängern.
Über welche Brücken dürfen Radler eigentlich fahren?
Am besten sind die Konrad-Adenauer- sowie die Brücke der Deutschen Einheit fürs Rad ausgestattet: Hier gibt es Radspuren. Die Alte Mainbrücke ist Teil des Mainradwegs, aber gleichzeitig auch Fußgängerzone. Radfahrer müssen hier Schrittgeschwindigkeit fahren und auf Fußgänger Rücksicht nehmen. Auf der Löwenbrücke gibt es keinen Weg für Radfahrer, sie können auf der Autospur zwischen den Strabagleisen fahren. Auf dem Kneipp-Steg müssen Radfahrerinnen und Radfahrer schieben.
Wie beurteilen Radfahrerinnen und Radfahrer die Main-Querung?
"Das Überqueren des Mains ist ein Hindernis", sagt Thilo Wagenhöfer vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) sowie Mitglied des Radverkehrsbeirats der Stadt. Vor allem die innenstadtnahen Brücken seien problematisch: Auf der Löwenbrücke bräuchten Radler "viel Selbstbewusstsein", um zwischen Autos und Gleisen zu fahren. Die Alte Mainbrücke sei sehr oft sehr voll. "Da kann man oft nicht fahren, weil kein Platz ist und wenn man dann schiebt, braucht man sogar noch mehr Platz."
Auch Lore Koerber-Becker, Vorsitzende des Kreisverbands des ökologischen Verkehrsclubs VCD Mainfranken-Rhön kritisiert die Brücken-Situation: "Zwischen Adenauer- und Friedensbrücke gibt es keine konfliktfreie Querung." Auch diese beiden Brücken halten die Vertreter der Radfahr-Interessen für nicht optimal: Die Adenauer-Brücke ist stark verkehrsbelastet und auf der Friedensbrücke gibt es immer wieder Konflikte mit Fußgängern.
Wie ist die Situation am Kneipp-Steg?
Der Kneipp-Steg ist ein Gehweg, weil er laut Stadt nicht breit genug dafür ist, dass Radfahrer im Begegnungsverkehr und Fußgänger aneinander vorbei kommen. Radfahrerinnen und Radfahrer müssen schieben - was aber nur die wenigsten tun.
Laut Stadt kontrolliert das Ordnungsamt regelmäßig. "Radfahrer werden durch Hinweise auf die Gefahrenstelle sensibilisiert und mündlich verwarnt. Bußgelder werden aber in der Regel nicht verhängt", sagt Claudia Lother von der Pressestelle der Stadt Würzburg.
Was nervt Fußgänger am Kneipp-Steg?
"Es gibt einfach rücksichtslose Radfahrer, die schnell und dicht an den Fußgängern vorbei sausen", sagt Renate Fiedler, Vorsitzende der Seniorenvertretung der Stadt. Das würde nicht nur Senioren stören, sondern auch Familien mit kleinen Kindern, die hier spazieren gehen. Gerade die schnellen E-Bikes seien eine Gefahr. Sie fordert, dass stärker kontrolliert wird, ob hier alle schieben. Eine Freigabe für Radfahrer wäre laut Fiedler ein falsches Signal. "Dann wird noch rücksichtsloser gefahren."
Was nervt Radfahrer am Kneipp-Steg?
"Für Menschen, die als Pendler das Rad nutzen, muss es schnell gehen", erklärt Koerber-Becker warum Schieben für Radfahrer keine Option ist. "Wenn das Fahrverbot nicht wäre, wäre der Steg für viele Radler eine optimale, weil günstig gelegene und gut anfahrbare Verbindung ohne Autoverkehr." Dass sie über den Steg schieben müssen, auch wenn keine oder nur einige Fußgänger dort unterwegs sind, sehen viele Radfahrer nicht ein.
Welche Verbesserungsvorschläge gibt es?
Die Stadt weiß, dass es Wege braucht, auf denen Radler schnell und mit Vorfahrt unterwegs sein können. Seit 2014 diskutiert man deshalb über einen fahrradfreundlichen Umbau der Löwenbrücke. Verschiedenste Möglichkeiten, die Autospuren auf der Brücke zu verändern und Radwege zu schaffen, wurden geplant und wieder verworfen. Eine Machbarkeitsstudie soll jetzt dort den Bau einer Radbrücke untersuchen. Allerdings ist diese Lösung teuer und kompliziert.
Jetzt hat Baureferent Schneider eine pragmatischere Lösung vorgeschlagen: Die Verbreiterung des Kneipp-Stegs um einen Radweg. Anfang nächsten Jahres sollen Untersuchungen vorgestellt werden.
Was sagt Brigitte Mikschofsky?
Brigitte Mikschofsky hat kürzlich in einem Bericht dieser Redaktion dafür plädiert, dass man auf dem Kneipp-Steg auch offiziell fahren darf. Mit gegenseitiger Rücksichtnahme würde das doch funktionieren, argumentierte sie. In den Kommentaren auf mainpost.de wurde die radelnde Landkreisbewohnerin dafür beschimpft, bekam aber auch Zustimmung. Auch Leserbriefschreiber äußerten kontroverse Meinungen.
"Persönlich habe ich positive Reaktionen bekommen", sagt Brigitte Mikschofsky auf Nachfrage der Redaktion. Viele Menschen könnten wie sie nicht nachvollziehen, warum das Radfahren auf dem Steg verboten ist. "Die Idee, den Steg zu verbreitern finde ich gut, aber bis das soweit ist, wird es ja noch eine ganze Weile dauern", sagt Mikschofsky. "Bis dahin sollte auf dem Kneipp-Steg eine Lösung her."
Welche schnelle Lösung könnte es für den Kneipp-Steg geben?
"Den Kneipp-Steg zu verbreitern und damit für Radverkehr zu öffnen ist sicherlich eine Verbesserung für die Anbindung des Steinbachtals und aus dem Süden", sagt Lore Koerber-Becker. "Aber an der Löwenbrücke muss trotzdem etwas geschehen. Hier wäre es sinnvoll, Platz vom Auto zum Fahrrad umzuverteilen und die Mainquerung Richtung Höchberg sicherer zu machen."
Thilo Wagenhöfer schlägt vor, den Gehweg Kneipp-Steg für Fahrradfahrer frei zu geben. "Dann wäre es so wie an der Alten Mainbrücke, Fußgänger hätten weiter Vorrang und Radfahrer müssten absteigen, wenn es eng wird."
Das faßt die Sichtweise mancher Radler sehr gut zusammen. Und genau wegen denen gibt es die Probleme. Einfach ein paar Minuten eher losfahren geht ja gar nicht.
Ob die Pendler mit anderen Verkehrsmitteln es eilig haben, zählt nicht.
wenn ichs mit dem Auto zu eilig habe, werde ich geblitzt und löhne, wenn ichs mit dem Fahrrad zu eilig habe, reicht es, protestierenden Fußgängern ein freches Maul anzuhängen und gut is'. Man muss ja den umweltfreundlichen Fahrradverkehr fördern...
Wie wäre es denn, wenn die Fahrradfahrer 5 min. früher aufstehen um schiebend die Brücken zu queren? Ein entgangenen Vorteil, ist noch lange kein Nachteil. Außerdem sieht man so wieder einmal die Welt mit den Augen eines Fußgängers. Könnte helfen Einsicht zu erlangen.
Im Gegenteil, es gibt ja Erkenntnisse, dass gerade die mangelhafte Infrastruktur zu Regelübertritten verleitet. Und da das Thema Regelübertritte bei der Verkehrspolizei gut aufgehoben ist, werde ich mich zumindest bei der Erörterung der Verbesserung der Fahrradinfrastruktur nicht davon ablenken lassen, ein Rat, den ich auch gerne an die Stadtleitung weitergebe.
Adenauerbrücke und Einheitbrücke sind kein ausreichender Ersatz für eine effektive Rad-Mainquerung, die nach wie vor dringend gebraucht wird.
Die Lösung auch im Hinblick auf die Kosten muss auf der Löwenbrücke entstehen, indem die rechte Spur stadtauswärts für Autos gesperrt und zu einem 2spurigen Fahrradweg gemacht wird. Es versteht sich von selbst, dass auf der verbleibenden stadtauswärts führenden Autospur Tempo 30 gelten muss. Die stadteinwärts führende Spur bleibt davon unberührt.
über einen Kamm scheren und das kann auch kein Maßstab für die nötige Infrastruktur sein, wo WÜ nunmal schwer hinterherhinkt.
Würde auf der Löwenbrücke eine gute Lösung für die Radfahrer/innen eingerichtet, wäre es nicht mehr so ärgerlich, dass am Kneipp-Steg absteigen und schieben gefordert wird.
Naja, mal sehen was am Ende dabei rauskommt.
Vielleicht kann man die Löwenbrücke ganz für den Autoverkehr schließen? Es gibt doch noch die Einheits- und Adenauerbrücke!
Rücksicht gilt für Alle!
der Fußgängerweg ist ja heutzutage ein Mehrzweckstreifen, den Fußgänger benutzen dürfen, wenn er nicht gerade für höherwertige Zwecke (Abstellen von Autos und Zweirädern, Mülltonnen und anderen Gegenständen, rasende Street-Scooter-Piloten, Fahrrad fahrenden Eltern in Begleitung ihrer Kinder usw.) benötigt wird, so dass einem ja schon fast nichts mehr anderes übrigbleibt als der Fahrradweg, den zu benutzen sich Radprofis sowieso zu fein zu sein scheinen...
Spaß beiseite: würde mehr kontrolliert und geahndet statt laissez-faire praktiziert, würden sich vmtl. auch die "Schlauberger" (wieder) mehr an die Verkehrsregeln halten.
Ich muss als Verkehrsteilnehmer Rücksicht auf andere nehmen. Immer. Schaffe ich das nicht, sollte man nicht am Verkehr teilnehmen, schon gar nicht auf Rädern.
Dass es immer nur darum geht, wie die Radfahrer am besten ohne jede Behinderung ans Ziel kommen, ist der schlimmste Fehler daran. Würden sich Autofahrer diese Rechte herausnehmen, gäbe es Tote! Dass es andere Verkehrsteilnehmer gibt, dass es vor allem sehr viele schwächere Verkehrsteilnehmer gibt, interessiert die Herrschaften nicht.