Am 12. September wird es spannend: An diesem Tag findet in Würzburg die so genannte "Hauptbereisung" durch die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK) statt. Die Kommission wird dabei überprüfen, ob die Bemühungen der Stadt zur Verbesserung des Radverkehrs ausreichen, um Würzburg knapp fünf Jahre nach der Aufnahme in die AGFK mit dem Titel "Fahrradfreundliche Kommune" auszuzeichnen.
Gegründet wurde die Arbeitsgemeinschaft im Jahr 2012, 67 bayerische Kommunen sind inzwischen Mitglied. Würzburg wurde nach einer "Vorbereisung" durch die AGFK mit Handlungsempfehlungen am 1. Januar 2015 aufgenommen.
Anteil des Radverkehrs erhöhen
Ein entscheidender Punkt auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Kommune war das Radverkehrskonzept, das seit der Verabschiedung durch den Stadtrat im November 2016 Schritt für Schritt umgesetzt wird, um den Anteil des Radverkehrs in der Stadt spürbar zu erhöhen. Für viele Kritiker geht der Ausbau der Radinfrastruktur allerdings nicht schnell und auch nicht konsequent genug voran. Dazu kommt, dass Würzburg bei Umfragen zur Fahrradfreundlichkeit regelmäßig auf den hintersten Plätzen landet – zuletzt war es Platz 31 von 41 deutschen Städten zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern und der letzte Platz in Bayern.
Die Hauptbereisung beginnt am 12. September mit einer knapp zweistündigen Präsentation im Rathaus, bei der die Mitglieder der Kommission auch Fragen stellen können. Nach der Mittagspause geht es dann auf die Fahrräder und Pedelecs: Bei einer Rundfahrt durch die Stadt will die Kommission sich die Situation vor Ort anschauen. Anschließend wird beraten und noch am späten Nachmittag das Ergebnis verkündet.
Was schon umgesetzt wurde
Am Geld scheitert der Ausbau der Infrastruktur inzwischen nicht mehr. Über drei Millionen Euro hat der Stadtrat im Haushalt 2019 dafür zur Verfügung gestellt – das ist zehnmal mehr als noch 2013, als es gerade mal 290.000 Euro waren.
Vorrangiges Ziel des Radverkehrskonzepts ist der Bau wichtiger Haupt- und Nebenrouten, auf denen Radelnde ihre Ziele innerhalb der Stadt schnell, bequem und sicher erreichen sollen. Bisher umgesetzt sind unter anderem die Radachse 1 von der Sanderau durch das Frauenland zum Hubland, die Radachse 7 in der Gneisenaustraße und Teile der Radachse 3/3a von der Zellerau über die Friedensbrücke und den Berliner Ring und weiter bis nach Versbach. Noch in diesem Jahr sollen am Röntgen- und Haugerring die Bauarbeiten für den Lückenschluss des Radwegs zwischen Congress Centrum und Berliner Ring beginnen.
Bei der AGFK-Rundfahrt am 12. September geht es auch zum ersten kleinen Teilstück der Radachse 2 in der Zeller Straße, die entlang der Frankfurter Straße bis zur Endhaltestelle der Straßenbahn am Bürgerbräu-Areal noch auf ihre Umsetzung wartet.
Stadt setzt auf Schutz- oder Angebotsstreifen
Der Bau von eigenen Radwegen mit ausreichender Breite ist in Würzburg aufgrund fehlender Flächen nur selten möglich, deshalb setzt das Radverkehrskonzept auf so genannte Schutz- oder Angebotsstreifen, die inzwischen an vielen Stellen zum festen Bestandteil des Stadtbilds gehören – zum Beispiel am Friedrich-Ebert-Ring, in der Versbacher Straße oder seit diesem Jahr auf beiden Seiten der Heuchelhofstraße.
Die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr ist ein Punkt, der konsequent umgesetzt wurde – zuletzt in der Peter- und Münzstraße und in der Jehuda-Amichai-Straße bis zum Studentenhaus mit zwei eigenen Ampeln nur für Radler. Gerade noch rechtzeitig vor der Hauptbereisung wurde außerdem in der Büttnerstraße die erste Fahrradstraße im Stadgebiet eingerichtet, in der Radelnde absoluten Vorrang vor dem motorisierten Individualverkehr haben.
Auch genügend Abstellmöglichkeiten muss es geben
Zur Rad-Infrastruktur gehören auch Abstellmöglichkeiten, die AGFK-Rundfahrt führt deshalb unter anderem zu den beiden Fahrrad-Garagen am Sternplatz und an der Talavera. Weitere Rad-Garagen und Abstellmöglichkeiten sind in Planung. Am Hauptbahnhof verfolgt die Stadt laut Baureferent Benjamin Schneider weiterhin das Ziel, mittelfristig Abstellplätze für 1200 Räder und E-Bikes zur Verfügung zu stellen, unter anderem durch den Bau eines Fahrrad-Parkhauses.
Weitere Punkte bei der Bewertung der AGFK dürften die zumindest in der Innenstadt verfügbaren Leihräder der Firma nextbike und die erst im vergangenen Jahr beschlossene Öffentlichkeitsarbeit für den Radverkehr sein: Die Stadt gibt jedes Jahr 60.000 Euro für Aufklärungs- und Imagekampagnen aus. Erstes sichtbares Zeichen sind die neuen Hinweisschilder, die Autofahrer seit einigen Monaten unter anderem auf den Mindestabstand beim Überholen von Radelnden hinweisen.
Zitat: "Der Bau von eigenen Radwegen mit ausreichender Breite ist in Würzburg aufgrund fehlender Flächen nur selten möglich, deshalb setzt das Radverkehrskonzept auf so genannte Schutz- oder Angebotsstreifen, die inzwischen an vielen Stellen zum festen Bestandteil des Stadtbilds gehören – zum Beispiel am Friedrich-Ebert-Ring, in der Versbacher Straße oder seit diesem Jahr auf beiden Seiten der Heuchelhofstraße."
Das ist Unsinn und hier hätte der Autor mal nachhaken können: Die drei genannten Straßen sind sehr wohl breit genug, um echte Radwege zu bauen. Die Stadt malt aber lieber die in Belgien "Mordstreifen" genannten sogenannten Schutzstreifen auf, weil man dem Auto keinen Cm Raum nehmen will.
Leider ist es nun mal so, daß ich, wenn mir ein Radler direkt die Vorfahrt missachtend und unbeleuchtet (es war nachts) volles Rohr auf der Kühlerhaube landet (Radler Sieboldstr bergab, ich Friedrich-Ebert-Ring, Richtung Valentin-Becker-Strasse) ich eine erhebliche Teilschuld aufgeladen bekomme - obwohl ich null und nichts dafür kann, weil Vorfahrt - denn der Radler ist nunmal der schwächere Verkehrsteilnehmer. Zum Glück konnte ich noch eine Vollbremsung hinlegen, der Radler ist einfach durchgezischt.
Ähnlicher Fall erst heute morgen: Radler kommt mit ziemlichem Tempo aus dem Ringpark und quert ohne auch nur einmal zu schauen den Zebra.
Klar benehmen sich nicht nur Radler daneben, aber wenn soviele Autofahrer über rote Ampeln führen wie Radler, der Verkehr in WÜ käme zum erliegen, denn es würde ständig scheppern