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Würzburg
Löwenbrücke: Für Radfahrer passiert seit vier Jahren nichts
Heil über die Löwenbrücke zu kommen, ist für Radfahrer ein Abenteuer. Das sollte sich 2015 ändern, doch ein neues Verkehrskonzept fiel durch. Tut sich jetzt endlich was?
Ein typisches Bild: Für Radfahrer wird's oft eng und gefährlich auf der Löwenbrücke. Viele fahren deshalb auf dem schmalen Gehweg. 
Foto: Thomas Obermeier | Ein typisches Bild: Für Radfahrer wird's oft eng und gefährlich auf der Löwenbrücke. Viele fahren deshalb auf dem schmalen Gehweg. 
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:32 Uhr

Seit langem ist es eines der großen und gefährlichen Abenteuer in der Stadt: die Löwenbrücke mit dem Fahrrad zu überqueren. Obwohl die Verbindung über den Main nicht als Unfallschwerpunkt gilt, ist es für Radfahrer eine potenzielle Gefahr, sich die enge Brücke mit Autofahrern, Fußgängern und Straßenbahn zu teilen – ohne eigens markierte Radstreifen oder Radwege. Diese Situation ist ein Beispiel, warum Würzburg beim jüngsten ADFC Fahrradklimatest bayernweit nur Letzter wurde. "Das Problem muss dringend angepackt werden, für die Radfahrenden ist die Löwenbrücke das Übel Nummer eins  in Würzburg", sagt Hans-Jürgen Beck vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC).

Warum tut sich hier nichts? 2015 hatte die Stadt einen drei Millionen Euro teuren Umbau der Brücke mit einem eigenen Radweg auf der rechten der beiden stadtauswärts-Spuren geplant. Doch dieses Konzept lehnte der Radverkehrsbeirat ab. Kritisiert wurde die komplizierte Radwegführung im Umfeld der Brücke und vor allem die mangelnde Gleichberechtigung der Radler gegenüber den Autofahrern. Das Ergebnis: Der damalige Stadtbaurat Christian Baumgart sah "keine relevanten Sicherheitsprobleme", der Umbau  wurde auf Eis gelegt – und da liegt er noch heute.  

Umfrage
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Der neue Baureferent will das Thema nach jahrelangem Stillstand wieder aufgreifen

Die Redaktion fragte nach, ob das so bleiben soll. Die Antwort aus dem Rathaus: Dem neuen Baureferenten Benjamin Schneider liege die Löwenbrücke im Netz der Hauptrad-Routen "am Herzen". Vor einigen Wochen hätten Schneider und der städtische Radverkehrsbeauftragte Adrien Cochet-Weinandt mit Vertretern der Radfahrer-Interessenverbände gesprochen – "um die Knackpunkte der Planung herauszuarbeiten", die seinerzeit zur Ablehnung führten. 

Ist bei den Radfahrern vor vier Jahren durchgefallen: die städtische Verkehrsplanung für Radfahrer auf und im Umfeld der Löwenbrücke.
Foto: Stadt Würzburg | Ist bei den Radfahrern vor vier Jahren durchgefallen: die städtische Verkehrsplanung für Radfahrer auf und im Umfeld der Löwenbrücke.

Diese Erkenntnisse sind seit Jahren bekannt: Selbst wenn eine der drei Fahrspuren auf der Brücke zum Radweg für zwei Fahrrichtungen umgewandelt würde, bleibt das Problem, wie und wo die Radler von der Mergentheimer Straße bzw. aus Richtung Burkarder Tor oder Leistenstraße zur Brücke kommen und umgekehrt. Das städtische Konzept sah hierfür eine Rampe von der Brücke zur Kreuzung Mergentheimer-/Leistenstraße vor sowie die Führung des Radverkehrs entlang des mainseitigen Teils der Mergentheimer Straße.                          

"Für die Radfahrenden ist die Löwenbrücke das Übel Nummer eins in Würzburg."
Hans-Jürgen Beck vom Würzburger ADFC

Vor allem aber machten die Planer um Stadtbaurat Baumgart damals deutlich: Radfahrer und Autos gemeinsam auf der Brücke sowie im Bereich der Kreuzung Mergentheimer-/Leistenstraße soll es nicht geben. Über diese fahren täglich bis zu 22 000 Autos. Eine Verlangsamung des Verkehrs durch Radfahrer komme deshalb nicht in Frage. Auch finanzielle Überlegungen spielten eine Rolle: Um Zuschussmittel für den millionenschweren Umbau zu bekommen, müsste die Kreuzung "leistungsfähiger" werden – sprich, der Verkehr schneller fließen. Diese Vorrangstellung für den Autoverkehr war und ist der Hauptkritikpunkt der Radfahrer-Interessenverbände.                           

Schon 2014 ein Thema: Radfahren auf der Löwenbrücke

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

"Nein, an der ablehnenden Haltung zur damaligen Planung hat sich nichts geändert", erklärt ADFC-Vertreter Beck jetzt gegenüber der Redaktion. Die Probleme für die Radler (Umwege, zusätzliche Wartezeiten an Ampeln sowie die teils gemeinsame Weg-Nutzung mit Fußgängern) seien nach wie vor dieselben wie die generelle Forderung der Radfahrer-Fraktion: "Die Lösung für die Löwenbrücke muss eingebettet sein in die dringend notwendige Verkehrswende weg vom Auto und hin zu Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV. Dabei muss dem Fahrrad deutlich mehr Platz auf der Straße eingeräumt werden."

"Die Lösung für die Löwenbrücke muss eingebettet sein in die dringend notwendige Verkehrswende."
Hans-Jürgen Beck vom Würzburger ADFC

Zu verwirklichen wäre das laut Beck beispielsweise mit zwei Radwegen oder markierten Radschutzstreifen jeweils am Fahrbahnrad, der Reduzierung auf zwei Autospuren und optimalerweise mit einer Verlegung der für Radfahrer tückischen Straßenbahngleise in Richtung Brückenmitte.             

Eine Radfahrer- und Fußgängerbrücke als Alternative? 

Eine Alternative wäre eine neue Brücke eigens für Radfahrer und Fußgänger. Dazu haben FH-Studenten eine Online-Umfrage unter www.umfrageonline.com/s/f15ffcd gestartet. Diese Idee zur Main-Überquerung hatten die Planer 2015 wegen der hohen Kosten (geschätzte sieben Millionen Euro) und den auch bei dieser Lösung problematischen Zu- und Abfahrten verworfen. Trotzdem beantragte die CSU-Stadtratsfraktion im Herbst 2018 Planungen für eine solche Brücke. Einstimmig beschlossen die Stadträte, dieses Projekt weiterzuverfolgen. Passiert ist seitdem nichts.          

Und wie geht's jetzt weiter? Derzeit überdenke man die Planungen noch einmal, "um ganzheitliche Lösungen zu entwickeln", erklärt das Rathaus auf Anfrage. Das Projekt liege "im Bereich der mittelfristigen Vorhaben". Demnach bleibt den Radfahrern das Abenteuer Löwenbrücke noch eine ganze Zeit erhalten.

 
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  • peter.lelowski@web.de
    Elektro? Empfehle Elektrokrampftherapie. Dann braucht es nicht alle drei Jahre ein neues Auto, eine neue Spülmaschine, ein neues Handy, einen neuen Fernseher, ja und: Den neuesten Hype! Stattdessen kommt das Hirn wieder ans Laufen. Radfahren oder zu Fuß gehen, das Essen noch mal gründlich auf Verträglichkeit hin bedacht haben, mit den Kindern und deren Großeltern etwas unternommen haben ... .
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  • Arcus
    Fußgänger/Fahrradfahrer und der ÖPNV vier brauchen nur einen Bruchteil (1/7 bis 1/10) der Fläche eines Autos. In der Vergangenheit wurde immer den Autos Priorität eingeräumt. Wieso eigentlich? Aber eine solche Politik lässt sich umkehren.
    Kein vernünftiger Städteplaner/Ingenieur der auf der grünen Wiese plant würde, käme auf die Idee die innerstädtische Mobilität mit dem Auto sicherzustellen. Das Auto muss raus aus der Stadt.
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  • Mainkommentar
    Wem es in der Stadt nicht grün genug ist, hat doch die Möglichkeit aufs Dorf zu ziehen.
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  • clubfan2@gmx.de
    die Radfahrer
    sollten sich erst mal an die Regeln halten
    die im Verkehr gelten...

    ich fahr auch gerne mit dem Rad..

    aber in der Stadt ...never

    ich bin doch nicht lebensmüde

    und das schreib ich aus der Sicht des Radfahrers...
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  • Mainkommentar
    Ich wünsche mir die Löwenbrücke mit 4 Autospuren und einem Kreisverkehr für die Kreuzung Mergentheimer Straße/Leistengrund. Dann würde der Verkehr in diesem Bereich wieder flüssiger laufen.
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  • lukas.we
    Ich finde die Auswahl der Umfrage nicht ganz zufriedenstellend. Mir ist nämlich nicht klar, warum Radfahrer*innen automatisch einen Umweg machen sollen, wenn sie einen eigenen Radweg bekommen. Radschutzstreifen der in Würzburg üblichen Breite sind leider viel zu schmal.

    Leider hat sich scheinbar in Würzburg noch nicht die Erkenntnis durchgesetzt, dass die ökologisch vorteilhaften Verkehrsträger (Fuß/Rad) auch den baulichen Vorrang bekommen und die ökologisch nachteiligen Verkehrsträger "einen Umweg in Kauf nehmen müssen". Anderswo funktioniert das mit viel Erfolg für die Lebensqualität.
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  • laugs
    Sinnloser Kommentar: wenn jetzt alles für Radfahrer ausgebaut wird und in 10 Jahren nur noch zB. Elektroautos fahren, benachteiligt man dann die 80% der Verkehrsteilnehmer, welche auch ökologisch unterwegs sind ...
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  • Mainkommentar
    Wenn der Autoverkehr fließt entstehen weniger Abgase als wenn man ständig ausgebremst wird. Wer Radfahren möchte hat doch mehr als genug Möglichkeiten
    dazu. Dafür stehen doch ausreichend ausgebaute Straßen und Wege zur Verfügung.
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