zurück
Würzburg
Würzburger Damenverbindungen: Warum auch Studentinnen einen Freundschaftsbund fürs Leben schaffen möchten
Verbindungen gelten bei vielen als elitär und konservativ. Die Würzburger Damenverbindungen erklären, warum sie das nicht sind und für etwas ganz anderes stehen.
In Würzburg gibt es drei Damenverbindungen. Die AV Athenia hat zum Beispiel einen Vollwichs, den Mitglieder, die Ämter inne haben, bei besonderen Anlässen tragen. Die Farben sind dunkelblau-weiß-dunkelgrün.
Foto: Patty Varasano | In Würzburg gibt es drei Damenverbindungen. Die AV Athenia hat zum Beispiel einen Vollwichs, den Mitglieder, die Ämter inne haben, bei besonderen Anlässen tragen. Die Farben sind dunkelblau-weiß-dunkelgrün.
Autorenköpfe Volos       -  Julia Rüther
Julia Rüther
 |  aktualisiert: 14.02.2024 02:56 Uhr

In Würzburg gibt es zahlreiche Studentenverbindungen. Auch wenn sie alle eigene Grundprinzipien haben und unterschiedliche Traditionen pflegen, haben sie doch eins gemeinsam: Sie verstehen sich als ein Ort der Unterstützung und des Austauschs. Das jüngste Mitglied im Kreis der Verbindungen ist die Akademisch Musische Damenverbindung Danaria (AMDV Danaria), die 2019 gegründet wurde. Sie ist die dritte Damenverbindung in Würzburg. Doch warum braucht es heute Verbindungen ausschließlich für Frauen und was sind die Vorteile?

"Mein Vater und Bruder sind Mitglieder in der Akademisch Musikalischen Verbindung Würzburg. Mir gefällt das Konzept eines Vereins, in dem man sich ein Leben lang treu ist", erzählt Ella Kamp, die die AMDV Danaria mitgegründet hat. "Dadurch kam in mir der Wunsch auf, auch für Frauen einen musischen Verein zu schaffen." Sie findet Verbindungen für Frauen wichtig, weil sie sich dadurch als Gruppe unterstützen, austauschen und stärken können, sei es privat oder beruflich.

Einige Mitglieder der Akademisch Musischen Damenverbindung Danaria auf dem ersten Stiftungsfest (v. l. n. r.) Nina Rieckmann, Lisa Greßies, Regina Ödamer, Veronika Gorodetskaya und Clarissa Fitzner.
Foto: Ella Kamp | Einige Mitglieder der Akademisch Musischen Damenverbindung Danaria auf dem ersten Stiftungsfest (v. l. n. r.) Nina Rieckmann, Lisa Greßies, Regina Ödamer, Veronika Gorodetskaya und Clarissa Fitzner.

Verschiedene Aufgaben innerhalb der Verbindung sollen zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen

Eine Möglichkeit dazu bieten gemeinsame Aktivitäten, wie zum Beispiel ein Buchclub, Kneipenabende, Konzertbesuche, Ausflüge in eine andere Stadt oder zu einer anderen Verbindung. Außerdem finden regelmäßig Versammlungen (Convente) statt, bei denen über verschiedene Themen diskutiert und über mögliche Entscheidungsfragen abgestimmt wird. Jedes Semester werden neue Veranstaltungen auf die Beine gestellt.

In einer Damenverbindung gibt es verschiedene Ämter, wie zum Beispiel die Seniora (Vorsitzende) oder Schriftwartin, die jedes Semester demokratisch gewählt werden. Diese Struktur diene nicht nur der Organisation der Verbindung, sondern auch der Persönlichkeitsentwicklung der Mitglieder. "Dadurch, dass man bei uns verschiedene Ämter ausübt, lernt man Verantwortung zu übernehmen und kann an den Aufgaben wachsen", sagt Carolin Seubert, die seit 20 Jahren Mitglied der 1994 gegründeten Akademischen Damenverbindung Salia (ADV Salia) ist. 

Clara Grunwald und Julia Martin mit ihrem Verbindungsband der Akademischen Damenverbindung Salia (ADV Salia).
Foto: ADV Salia | Clara Grunwald und Julia Martin mit ihrem Verbindungsband der Akademischen Damenverbindung Salia (ADV Salia).

Denn in den verschiedenen Ämtern seien nicht nur Organisationstalent und Zeitmanagement, sondern auch gute Kommunikation gefordert. Dabei handele es sich um Fähigkeiten, die auch im späteren Berufsleben hilfreich sind. Laut Davina Döring, die seit drei Jahren in der ebenfalls 1994 gegründeten Akademischen Verbindung Athenia (AV Athenia) ist, schaffe eine Damenverbindung einen geschützten Rahmen, indem sich Frauen in diesen Aufgaben ausprobieren und Erfahrungen sammeln können. Daneben biete sie auch eine gute Möglichkeit zur Vernetzung.

Eine Verbindung schafft ein lebenslanges Gemeinschaftsgefühl

"Man trifft hier Frauen verschiedenen Alters, aus unterschiedlichen Studiengängen, mit den verschiedensten sozialen Hintergründen und Fähigkeiten, von deren Erfahrungen man lernen und profitieren kann", sagt Michéle Buchhorn, die seit 14 Jahren bei der AV Athenia ist. Ihrer Meinung nach ist eine Verbindung für viele Mitglieder auch ein zweites Zuhause, denn sie schaffe ein Gemeinschaftsgefühl, das ein Leben lang verbindet.

Die Teilnehmerinnen des 30. Stiftungsfests der Akademischen Verbindung Athenia. Michéle Buchhorn (Erste Reihe, zweite von rechts), Franziska Hinn (Erste Reihe, dritte von rechts), Davina Döring (Dritte Reihe, sechste von links) und Eva Dittrich-Volk (Dritte Reihe, elfte von links).
Foto: Elke F. Heidmann | Die Teilnehmerinnen des 30. Stiftungsfests der Akademischen Verbindung Athenia. Michéle Buchhorn (Erste Reihe, zweite von rechts), Franziska Hinn (Erste Reihe, dritte von rechts), Davina Döring (Dritte Reihe, sechste ...

Eva Dittrich-Volk, eine der Gründungsdamen der AV Athenia und seit 30 Jahren in der Verbindung, kann das bestätigen. "Unsere Mitglieder sind über alle Lebensphasen hinweg verbunden. Das beginnt mit dem Studium, geht über den Berufseinstieg bis hin zur Familiengründung." Sie selbst habe kaum noch Kontakt zu ehemaligen Unifreunden, zu ihren Verbindungsschwestern jedoch schon. 

Dieses Lebensbundprinzip sei auch einer der Gründe gewesen, weshalb sich Franziska Hinn, die im ersten Semester an der Uni studiert, dazu entschloss, einer Damenverbindung beizutreten. Ihre Wahl fiel auf die AV Athenia. "Ich habe hier direkt Freundinnen und Ansprechpartnerinnen für mein Studium an der Uni gefunden", sagt sie. Nach ihrer Entscheidung sei sie in ihrem Umfeld jedoch mit einigen Vorurteilen gegenüber Verbindungen konfrontiert worden.

Auch die Würzburger Damenverbindungen haben mit Vorurteilen zu kämpfen

"Für die Außenwelt sind wir oft immer noch etwas Mystisches und eine elitäre Gruppe, die unter sich bleiben will", sagt Buchhorn von der AV Athenia. Es habe auch schon den Vorwurf gegeben, rechts zu sein. "Als wir einmal mit unserem Verbindungsband in der Stadt unterwegs waren, wurden wir von Passanten als Nazis bezeichnet", sagt beispielsweise Julia Martin, die seit fünf Jahren Mitglied in der ADV Salia ist.

Von rechtsextremem Gedankengut sowie der Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag distanzieren sich jedoch alle drei Damenverbindungen entschieden. "Wir schließen in unserer Verbindung keine politische Meinung aus, solange sie mit unseren Prinzipien der Freiheit und Menschlichkeit im Einklang steht und in keine extreme oder radikale Richtung geht", sagt Clara Grunwald, die seit fünf Jahren in der ADV Salia ist.

Denn nur dann sei es möglich, einen Ort der gegenseitigen Unterstützung, Offenheit und Toleranz zu schaffen. "Eine Verbindung ist ein lebenslanger Freundschaftsbund und ein Ort des Miteinanders, zu dem man unabhängig von Alter sowie beruflichen und sozialen Status gehen kann", sagt Martin von der ADV Salia. Alle sind sich einig, dass auch Studentinnen solch einen Ort brauchen. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Höchberg
Julia Rüther
Berufsleben
Burschenschaften
Sozialer Status
Stadt Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top