In Würzburg gibt es zahlreiche Studentenverbindungen. Auch wenn sie alle eigene Grundprinzipien haben und unterschiedliche Traditionen pflegen, haben sie doch eins gemeinsam: Sie verstehen sich als ein Ort der Unterstützung und des Austauschs. Das jüngste Mitglied im Kreis der Verbindungen ist die Akademisch Musische Damenverbindung Danaria (AMDV Danaria), die 2019 gegründet wurde. Sie ist die dritte Damenverbindung in Würzburg. Doch warum braucht es heute Verbindungen ausschließlich für Frauen und was sind die Vorteile?
"Mein Vater und Bruder sind Mitglieder in der Akademisch Musikalischen Verbindung Würzburg. Mir gefällt das Konzept eines Vereins, in dem man sich ein Leben lang treu ist", erzählt Ella Kamp, die die AMDV Danaria mitgegründet hat. "Dadurch kam in mir der Wunsch auf, auch für Frauen einen musischen Verein zu schaffen." Sie findet Verbindungen für Frauen wichtig, weil sie sich dadurch als Gruppe unterstützen, austauschen und stärken können, sei es privat oder beruflich.
Verschiedene Aufgaben innerhalb der Verbindung sollen zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen
Eine Möglichkeit dazu bieten gemeinsame Aktivitäten, wie zum Beispiel ein Buchclub, Kneipenabende, Konzertbesuche, Ausflüge in eine andere Stadt oder zu einer anderen Verbindung. Außerdem finden regelmäßig Versammlungen (Convente) statt, bei denen über verschiedene Themen diskutiert und über mögliche Entscheidungsfragen abgestimmt wird. Jedes Semester werden neue Veranstaltungen auf die Beine gestellt.
In einer Damenverbindung gibt es verschiedene Ämter, wie zum Beispiel die Seniora (Vorsitzende) oder Schriftwartin, die jedes Semester demokratisch gewählt werden. Diese Struktur diene nicht nur der Organisation der Verbindung, sondern auch der Persönlichkeitsentwicklung der Mitglieder. "Dadurch, dass man bei uns verschiedene Ämter ausübt, lernt man Verantwortung zu übernehmen und kann an den Aufgaben wachsen", sagt Carolin Seubert, die seit 20 Jahren Mitglied der 1994 gegründeten Akademischen Damenverbindung Salia (ADV Salia) ist.
Denn in den verschiedenen Ämtern seien nicht nur Organisationstalent und Zeitmanagement, sondern auch gute Kommunikation gefordert. Dabei handele es sich um Fähigkeiten, die auch im späteren Berufsleben hilfreich sind. Laut Davina Döring, die seit drei Jahren in der ebenfalls 1994 gegründeten Akademischen Verbindung Athenia (AV Athenia) ist, schaffe eine Damenverbindung einen geschützten Rahmen, indem sich Frauen in diesen Aufgaben ausprobieren und Erfahrungen sammeln können. Daneben biete sie auch eine gute Möglichkeit zur Vernetzung.
Eine Verbindung schafft ein lebenslanges Gemeinschaftsgefühl
"Man trifft hier Frauen verschiedenen Alters, aus unterschiedlichen Studiengängen, mit den verschiedensten sozialen Hintergründen und Fähigkeiten, von deren Erfahrungen man lernen und profitieren kann", sagt Michéle Buchhorn, die seit 14 Jahren bei der AV Athenia ist. Ihrer Meinung nach ist eine Verbindung für viele Mitglieder auch ein zweites Zuhause, denn sie schaffe ein Gemeinschaftsgefühl, das ein Leben lang verbindet.
Eva Dittrich-Volk, eine der Gründungsdamen der AV Athenia und seit 30 Jahren in der Verbindung, kann das bestätigen. "Unsere Mitglieder sind über alle Lebensphasen hinweg verbunden. Das beginnt mit dem Studium, geht über den Berufseinstieg bis hin zur Familiengründung." Sie selbst habe kaum noch Kontakt zu ehemaligen Unifreunden, zu ihren Verbindungsschwestern jedoch schon.
Dieses Lebensbundprinzip sei auch einer der Gründe gewesen, weshalb sich Franziska Hinn, die im ersten Semester an der Uni studiert, dazu entschloss, einer Damenverbindung beizutreten. Ihre Wahl fiel auf die AV Athenia. "Ich habe hier direkt Freundinnen und Ansprechpartnerinnen für mein Studium an der Uni gefunden", sagt sie. Nach ihrer Entscheidung sei sie in ihrem Umfeld jedoch mit einigen Vorurteilen gegenüber Verbindungen konfrontiert worden.
Auch die Würzburger Damenverbindungen haben mit Vorurteilen zu kämpfen
"Für die Außenwelt sind wir oft immer noch etwas Mystisches und eine elitäre Gruppe, die unter sich bleiben will", sagt Buchhorn von der AV Athenia. Es habe auch schon den Vorwurf gegeben, rechts zu sein. "Als wir einmal mit unserem Verbindungsband in der Stadt unterwegs waren, wurden wir von Passanten als Nazis bezeichnet", sagt beispielsweise Julia Martin, die seit fünf Jahren Mitglied in der ADV Salia ist.
Von rechtsextremem Gedankengut sowie der Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag distanzieren sich jedoch alle drei Damenverbindungen entschieden. "Wir schließen in unserer Verbindung keine politische Meinung aus, solange sie mit unseren Prinzipien der Freiheit und Menschlichkeit im Einklang steht und in keine extreme oder radikale Richtung geht", sagt Clara Grunwald, die seit fünf Jahren in der ADV Salia ist.
Denn nur dann sei es möglich, einen Ort der gegenseitigen Unterstützung, Offenheit und Toleranz zu schaffen. "Eine Verbindung ist ein lebenslanger Freundschaftsbund und ein Ort des Miteinanders, zu dem man unabhängig von Alter sowie beruflichen und sozialen Status gehen kann", sagt Martin von der ADV Salia. Alle sind sich einig, dass auch Studentinnen solch einen Ort brauchen.