zurück
Würzburg
Knapp 1000 Streikende legen öffentlichen Dienst in Würzburg lahm: So wirkt sich der Verdi-Streik auf die Stadt aus
Arbeitsniederlegung im öffentlichen Dienst wirkt sich auf verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens aus. In diesen Bereichen ging am Mittwoch nichts mehr.
Die Gewerkschaft Verdi hatte zum Streik aufgerufen und knapp 1000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zogen am Mittwochmorgen durch die Würzburger Innenstadt.
Foto: Benjamin Brückner | Die Gewerkschaft Verdi hatte zum Streik aufgerufen und knapp 1000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zogen am Mittwochmorgen durch die Würzburger Innenstadt.
Gina Thiel
 und  Nicole Schmidt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:37 Uhr

Die Preise steigen, aber der Lohn bleibt gleich. Bei vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wird das Geld immer knapper. Doch nur wenige Arbeitgeber sind bereit, ihren Beschäftigten mehr Lohn zu zahlen, um die Inflation auszugleichen. Grund genug für die Gewerkschaften, zum Streik aufzurufen und durch die Arbeitsniederlegung ihren Forderungen in den aktuellen Tarifverhandlungen Nachdruck zu verleihen.

So auch am Mittwoch in Würzburg. Die Gewerkschaft Verdi hatte den öffentlichen Dienst zum Streik aufgerufen. Auswirkungen hatte das nicht nur auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), sondern auch auf verschiedene andere Bereiche wie beispielsweise Teile der Stadtverwaltung, die Straßenreinigung oder die Blindeninstitutsstiftung.

1000 Beschäftigte folgten dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi

Insgesamt rund 600 Beschäftigte waren dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt, schätzt Gerald Burkard, Bezirksgeschäftsführer von Verdi Aschaffenburg-Würzburg. Die Polizei spricht von knapp 1000 Beteiligten. "Ich bin mehr als zufrieden mit der Anzahl, auch weil wir nur 400 Personen angemeldet hatten", erklärt er. Gegen 11 Uhr endete der Demozug durch Würzburg vor dem Mainfranken Theater mit einer Kundgebung.

Ob sich die hohe Beteiligung der Würzburger Beschäftigten positiv auf die Tarifverhandlungen auswirken werde, könne Burkhard aktuell nicht einschätzen. "Das entscheidet sich alles nächste Woche." Die Gewerkschaft Verdi fordert in ihren Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst eine Lohnerhöhung von 10,5 Prozent für die Beschäftigten – mindestens aber 500 Euro und eine Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Das Angebot von Arbeitgeberseite, eine Lohnerhöhung um fünf Prozent in zwei Schritten und eine Einmalzahlung in Höhe von 2500 Euro hatte Verdi abgelehnt.

Straßenreinigung auf Folgetage verschoben, Bürgerbüro besetzt

Die Streiks des öffentlichen Dienstes machten sich auch im Bereich der Straßenreinigung bemerkbar. Rund ein Drittel der Beschäftigten hätten die Arbeit niedergelegt, erklärt Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg. Aus diesem Grund konnte der Biomüll in den Stadtteilen Zellerau und Lengfeld an diesem Mittwoch nicht abgeholt werden. Gleiches galt für das Altpapier in der Zellerau. Die Entsorgung der Gelben Säcke sowie die Restmüllabholung in Lengfeld waren nicht von den Arbeitsniederlegungen betroffen.

Für die Entsorgungen im Klinikbereich und in den Pflegeheimen wurde ein Notdienst eingerichtet. Die Straßenreinigung in den einzelnen Stadtteilen werde laut Stadt in den kommenden Tagen nachgeholt. 

Wie viele Beschäftigte der Stadt sich dem Streikaufruf angeschlossen hatten, könne man derzeit nicht sagen, erklärt Wagenbrenner. Jedoch waren die Bereiche des Tiefbaus und Bauhof, die Straßenreinigung und Gartenamt weniger stark besetzt. Eine Notfallversorgung gerade in den Bereichen der Friedhofsverwaltung und Kanalisation war allerdings gewährleistet. Im Bürgerbüro kam es aufgrund des Streikes zu keinen Einschränkungen.

Schülerinnen und Schüler kamen wegen ÖPNV-Ausfall nicht zum Unterricht

Auch an den Schulen waren die Streikauswirkungen bemerkbar. Weil die Straßenbahnen nicht fuhren, erschienen viele Schülerinnen und Schüler nicht zum Unterricht. Besonders betroffen waren dabei die Schulen außerhalb des Innenstadtgebietes, wie beispielsweise die Mittelschule am Heuchelhof. Wegen des großen Einzugsgebietes waren in der zehnten Klasse beispielsweise von 38 Schülerinnen und Schülern nur sieben anwesend.

Nach dem Demozug durch die Innenstadt hatten sich die Streikenden vor dem Mainfranken Theater versammelt.
Foto: Benjamin Brückner | Nach dem Demozug durch die Innenstadt hatten sich die Streikenden vor dem Mainfranken Theater versammelt.

Frühzeitig habe die Schule informiert, dass zusätzlich Online-Unterricht stattfindet, so Schulleiter Winfried Gintschel. Das Problem: Nicht alle Familien hätten Zugang zum Internet. Er habe zwar Verständnis für den Streik, erinnere aber auch daran, dass dieser die Falschen treffe.

Streiks bei der WVV liefen planmäßig ab

Ähnliches berichtete auch Simone Hofmann, Rektorin der Pestalozzi-Mittelschule. Insgesamt 46 von 230 Schülerinnen und Schüler seien nicht zum Unterricht erschienen. "Es ist schon ein relativ großer Anteil, der aus dem Stadtbereich kommt und heute nicht kommen konnte." Viele Eltern seien berufstätig und hätten keine Möglichkeit, ihre Kinder zur Schule zu fahren.

Die WVV konnte auf Nachfrage dieser Redaktion am Streiktag keine konkreten Auskünfte zur Anzahl der Streikbeteiligten geben. Susanna Blum, Pressesprecherin der WVV erklärte jedoch, dass der Streik planmäßig verlaufen sei und ein Notfallbetrieb, vor allem in den Kraftwerken und zur Aufrechterhaltung notwendiger Versorgungen, eingerichtet wurde. Die Anzahl der streikenden Beschäftigten werde vermutlich erst in den kommenden Tagen feststehen.

Kindergärten in der Gemeinde Rimpar vom Streik betroffen 

Auch viele Mitarbeitende des Blindeninstituts Würzburg hatten sich am Streiktag beteiligt, erklärt Pressesprecherin Sabine Tracht. Insgesamt 80 bis 90 Beschäftigte hätten ihre Mittagspausen verlängert, oder außerhalb ihrer Arbeitszeit am Streik teilgenommen, um zu zeigen, dass sie hinter den tariflichen Forderungen stünden.

Zwar hatten die Mitarbeitenden in Würzburger Kitas ihre Arbeit nicht niedergelegt, in der Gemeinde Rimpar hingegen schon, sagt Geschäftsleiter der Gemeinde Alexander Fuchs. Eine Kita in Rimpar sei komplett geschlossen gewesen, da sich die gesamte Belegschaft an dem Streik beteiligt habe. Bei einer weiteren wurde nur eine Krippengruppe geschlossen. Fuchs hätte für betroffene Eltern eine Notfallbetreuung eingerichtet. Aber: "Glücklicherweise haben alle Eltern ihre Kinder anderweitig untergebracht." Beschwerden hätte es seitens der Eltern nicht gegeben. Im Gegenteil: "Das Ganze lief mit viel Verständnis für die Erzieherinnen und Erzieher ab. "

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Heuchelhof
Rottenbauer
Steinbachtal
Sanderau
Zellerau
Frauenland
Grombühl
Rimpar
Gina Thiel
Nicole Schmidt
Blindeninstitutsstiftung Würzburg
Gewerkschaften
Grundschule Höchberg
Mainfranken Theater Würzburg
Mittelschule Höchberg
Schülerinnen und Schüler
Stadt Würzburg
Unterricht
Öffentlicher Dienst und Verwaltung
Öffentlichkeit
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • H. E.
    Ich empfehle Plusminus von heute im Podcast!
    Es wird mehr als deutlich dass die Städte und Kommunen diese gierigen Forderungen nicht bezahlen können!
    Das was da grad abläuft ist, trotz allen Verständnis für den ständigen Wunsch nach immer mehr, eine unsoziale Art und Weise, die Kommunen zu erpressen und die Bürger zu nötigen!
    Die Kommunen können das definitiv nicht mehr stemmen!
    Diese Taschen, die sich die Funktionäre voll stopfen, sind durch die Streiks der Vorjahre Prope voll! Man schiebt Arbeitsbedingungen und sonstigen Käse einfach vor, aber das kann es nicht mehr sein, denn das sind sie selben Parolen wie in den vergangenen Jahren!
    Und die Beschäftigten lassen sich mit Dollarzeichen vor diesen Karren spannen!
    Das ist so etwas von unsozial!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. F.
    Solange Prestigeobjekte wie das Würzburger Theater mit über 100 Mio. bezahlt werden können ist noch genügend Geld da. Die Frage ist mittlerweile eher ob man noch genügend Arbeitskräfte für die Bezahlung findet. In den KITAs, IT-Abteilungen, Schwimmbädern, Wasser- und Abwasserbereichen ist dies schon jetzt nicht mehr der Fall. Bereits jetzt fehlen 360.000 Arbeitskräfte, tendenz stark steigend. Wer Mitarbeiter will muss eben ordentlich bezahlen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. E.
    Da wird auch ordentliche bezahlt!
    Alles andere ist eine Mähr!

    Und das Theater hat rein gar nichts damit zu tun!

    Fakt ist, dass Städte diese Personalkostenexplosion nicht stemmen können! Das ist kein Einmaleffekt sondern gilt auf Dauer!
    Bis das nächste mal die Menschen durch die Straßen getrieben werden und für das selbe streiken!
    Das ist unsozial und sorgt für Chaos und zu mehr Unfrieden!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. Ö.
    Ver.di sollte gesetzlich verboten werden!!! Die Forderungen öffnen ein Fass ohne Boden und schaffen noch mehr Arbeitslose und die Preise steigen ins Unermessliche!👎
    Ebenso sollte man mit der Lokführergewerkschaft verfahren!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. I.
    Dann werden Sie zwecks des geforderten Verbots einmal einen Blick in die Verfassung!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • C. J.
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. S.
    Guckst Du: Art. 9 Abs. 3 GG
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. R.
    Die Anzahl der Streikenden wurde hier mehr als verdoppelt 🤦🏻‍♀️
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. M.
    10,5 % ist gut, aber Rentner mit 3,5% abspeisen und dann noch maulen die sind zu teuer.
    Die Abgeordneten freuen sich über jedes % mehr im öffentlichen Dienst.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. K.
    Die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst sollten sich mal bewusst werden, dass sie einen sicheren Job haben inkl. jährlicher Sonderzahlung, ... etc.

    Wenn sie nicht zufrieden sind, dann sollen sie doch in die freie Wirtschaft gehen; dann werden sie schon sehen, wie schön sie es beim Staat hatten.

    Darum macht Eure Arbeit und jammert nicht rum !!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. R.
    Das klingt ja wie das gelobte Land in dem Milch und Honig fließen! Waren/Sind Sie auch dort anzutreffen? Falls nicht, wieso? Es klingt ja so als ob Sie sehr gerne auch dort wären.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. S.
    Jetzt auf einmal hat man so eine Meinung.
    Bisher als es in der freien Wirtschaft prächtig lief, hat man den öffentlichen Dienst belächelt.
    Fragen Sie mal nach bei Mercedes oder Porsche, was es da für Sonderzahlungen gibt.
    Dann die Frage an wmk:
    Warum gibt es im öffentlichen Dienst so viele freie Stellen?
    Vielleicht weil sie so lukrativ sind?
    Auch der Unterschied zwischen Staat und Kommune ist ihnen anscheinend nicht bekannt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. A.
    Außer Ihnen jammert doch keiner. Die Beschäftigten des OD fordern ein ordentliches Gehaltsplus, welches ihnen auch zusteht. Ohne diese Berufe geht es nicht. Ohne einen ordentliche Erhöhung kommen viele nicht mehr über die Runden. Ohne eine Erhöhung werden diese Berufe noch unattraktiver, denn in der Wirtschaft gibt es sehr deutlich mehr zu holen.
    Klar nervt so ein Streik, aber das soll er ja, sodass möglichst alle merken, was man an den Beschäftigten des ÖD so hat.
    An alle Streikenden lasst euch nicht unterbuttern!!! Ihr seid es wert!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. R.
    Dafür fliest der Verkehr, dank nicht fahrender Straßenbahnen, bin noch nie so schnell in die Innenstadt gekommen. Und den Streikenden wünsche ich viel Erfolg, sie haben es mehr als verdient.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten