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Marktheidenfeld/Bad Neustadt
Mindestlohn auf 12 Euro gestiegen: Welche Auswirkungen in der Region sichtbar sind
Seit dem 1. Oktober bekommen fast 93.000 Beschäftigte in Unterfranken 15 Prozent mehr Lohn. Wie reagieren die Unternehmen in der Region darauf?
Beim Frisör, im Restaurant oder im Supermarkt: Die Erhöhung des Mindestlohns im Oktober wirft in vielen Branchen die Frage auf, inwieweit deshalb die Preise steigen.
Foto: Carsten Rehder, dpa (Symbolbild) | Beim Frisör, im Restaurant oder im Supermarkt: Die Erhöhung des Mindestlohns im Oktober wirft in vielen Branchen die Frage auf, inwieweit deshalb die Preise steigen.
Vanessa Michaeli
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:19 Uhr

Seit dem 1. Oktober liegt der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland bei 12 Euro brutto je Stunde. Damit ist er in diesem Jahr bereits das dritte Mal gestiegen, aktuell um 15 Prozent. In Unterfranken profitieren davon laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund fast 93.000 Beschäftigte.

Was die Beschäftigten freut, sorgt bei den Unternehmen für höhere Kosten – neben Energiekrise, Inflation und gestiegenen Lieferantenpreisen. Wie reagieren Gastronomie, Supermärkte, Landwirte oder Frisöre in der Region darauf? Diese Redaktion hat sich stichprobenartig umgehört.

Kaum Auskunft von Drogerien

Wie hoch der Preis für ein Produkt ist, ist von zahlreichen Faktoren abhängig. Der Mindestlohn ist nur einer davon. Entsprechend kompliziert sind die Berechnungen der Unternehmen. Und wegen des Wettbewerbs sind manche Firmen bei diesem Thema der Presse gegenüber sehr zurückhaltend.

Von der Drogeriekette Rossmann beispielsweise gibt es keine konkreten Aussagen zu Preissteigerungen. Pressesprecher Josef Lange schreibt allerdings, dass die Summe der Kostensteigerungen zum Teil weitergegeben werden müsse. "Allein wegen der Anhebung der Mindestlöhne wäre kein einziger Preis bei uns angehoben worden", fügt er an. Die Konkurrenz dm hat bis Redaktionsschluss nicht auf eine Anfrage reagiert.

Aldi und Co.: Schweigen herrscht bei den Supermärkten

Aldi Süd ist ähnlich schweigsam. Das Unternehmen legt aus wettbewerbsrechtlichen Gründen keine Kostenstrukturen offen. Ob die Preise in den Märkten gestiegen sind oder bald steigen werden – dazu gibt das Unternehmen keine Auskunft. Die Pressestelle teilt lediglich mit, dass der Mindestlohn bei Aldi bei 14 Euro liege, also über dem gesetzlichen Wert.

Etwas mehr Informationen rückt Edeka heraus. Allein wegen des Mindestlohns seien bisher keine Preise gestiegen und auch keine Erhöhungen geplant, schreibt Stefanie Schmitt von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen in Rottendorf (Lkr. Würzburg). Bei über 10.000 Artikeln, dem "Unser Tiefpreis"-Sortiment, orientiere sich die Supermarktkette an den Preisen von Aldi, Lidl oder Kaufland.

Steigende Preise ließen sich nicht immer vermeiden, so Schmitt: "Wir erleben in der gesamten Branche einen Ertrags- und Ergebnisrückgang, da die Ladenverkaufspreise in der Regel nicht so stark wie die Kosten und Einkaufspreise steigen."

Manche Frisörpreise sind unabhängig vom Mindestlohn

Carina Zinßler führt das Friseur-Team Straub in Bad Neustadt. Die Preise für Haarschnitte und Co. erhöht sie nach eigenen Worten normalerweise jedes Jahr um 2,5 Prozent. Dieses Jahr seien es aber zwischen 3 und 6 Prozent. "Heuer haben wir einen größeren Sprung gemacht wegen der aktuellen Wirtschaftslage", sagt sie. "Unsere Lieferanten haben die Preise von 6 bis 10 Prozent erhöht."

Laut Zinßler sind ihre Preissteigerungen unabhängig vom Mindestlohn, denn sie zahle sowieso mehr, zurzeit mindestens 16 Euro die Stunde. Das gelte jedoch nicht für alle Frisörläden.

Beispiel Gemünden: Burger im Restaurant ist teurer geworden

Matthias Wilts, Inhaber der Ratsschenke in Gemünden (Lkr. Main-Spessart), zahlt seinen Mitarbeitenden auch mehr als den Mindestlohn. Und wenn der Mindestlohn steigt, passt er seine Löhne an. Heuer um zehn Prozent, um weiterhin attraktiv zu bleiben. Zumindest indirekt wirkt sich der neue Mindestlohn also auf Wilts Kosten aus.

Seine Preise hat der Gastronom dieses Jahr schon zweimal erhöht. Wegen teurem Fett und Öl, gestiegenen Preisen für Lebensmittel, der hohen Energiekosten. "Das ist ein Rattenschwanz", sagt Wilts. Im April habe sein Burger noch 9,90 Euro gekostet, jetzt sind es 13,50 Euro. 36 Prozent mehr also.

Wie seine Preise sich entwickeln werden, weiß Wilts noch nicht. Im Winter hat sein Restaurant erstmal zu. "Die Frage ist, wie weit die Kundschaft das mitträgt", sagt er. Preise festzulegen, sei immer ein Spagat.

Reitzenstein in Rimpar: Beim Gemüse an die Preise herantasten

Mit diesem Spagat kämpft auch Bastian Reitzenstein. Er führt die Gärtnerei Reitzenstein aus Rimpar (Lkr. Würzburg), die Obst und Gemüse anbaut und die Waren in Stadt und Landkreis Würzburg verkauft. Seine Preise habe er im Schnitt um 3 bis 5 Prozent angehoben. "Auf Dauer muss es aber 20 bis 25 Prozent teurer werden", sagt er. "Sonst wird es in Deutschland keinen Obst- und Gemüseanbau mehr geben."

In der Landwirtschaft ist viel Handarbeit gefragt. Bei den meisten Sorten macht laut Reitzenstein der Lohn 90 Prozent der Kosten aus. An neue Preise wolle er sich vorsichtig herantasten, vielleicht auch Produkte aus dem Sortiment nehmen. "Vom Drauflegen können wir auf Dauer nicht leben", sagt er.

Sorge vor zukünftigen Preissteigerungen im Hotel

Josef Deppisch, Geschäftsführer des Hotels Anker in Marktheidenfeld, passt die Preise aufgrund der allgemein gestiegenen Kosten immer wieder schrittweise an. Die tatsächliche Erhöhung könne er pauschal nicht beziffern. "Die Speisekarte heute ist eine andere als vor einem Jahr", so Deppisch. Doch die Preiserhöhungen lägen deutlich unter den 25 Prozent, die der Mindestlohn seitdem gestiegen sei. Im Oktober 2021 lag dieser bei 9,60 Euro.

Deppisch sorgt sich, dass die reduzierte Mehrwertsteuer von sieben Prozent für Speisen im Restaurant aktuell nur bis Ende 2023 gilt. "Wenn ab 2024 wieder der volle Mehrwertsteuer-Satz fällig werden sollte, wird das Essen im Restaurant auf einen Schlag zusätzlich um zwölf Prozent teurer werden müssen", schreibt er. "Viele Menschen werden es sich dann einfach nicht mehr leisten können."

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Foto: dpa-infografik GmbH
 
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  • robert.erhard@gmx.de
    Die Beiträge wirken richtig weichgespült! Sowohl in der Industrie als auch im Handwerk und Mittelstand haben die 12 € Auswirkungen! Jeder Mitarbeiter, der bislang im Niedriglohnsektor entlohnt wurde will den Abstand halten und eher noch mehr! Ganze Bereiche mussten und müssen nachziehen! Im Handwerk rauschen die Stundenlöhne Richtung 100 € und mehr! Heil sorgt damit und mit dem Bürgergeld für Arbeitslosigkeit und sozialen Unfrieden! Arbeit lohnt nicht mehr! Schlimm schlimm! Denn auf Dauer macht das das Handwerk und viele Betriebe in der Gastronomie zu Nichte!
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Wirklich, der Niedriglöhner der 2 Euro die Stunde mehr bekommt machen sie verantwortlich für die Lohnsteigerungen verantwortlich? Soll der Wohlstand von Deutschland nur mit Niedriglöhnern möglich sein? Über 1 Millionen Arbeitskräfte werden gesucht weil Mindestlohn erhöht wurde?
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  • berndschebler@mail.de
    Fragen Sie mal, ob ein Hartz 4ler arbeiten will?
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  • karlheinz.lottig@gmx.de
    Super Beitrag !?
    Übrigens: Stundenlöhne und vom Kunden zu zahlende Kosten pro Handwerksstunde sind 2 verschiedene Dinge.
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  • FDuckstein@t-online.de
    Korrekt. Auf Personalkosten wird vieles draufgepackt. Von dem, was der Kunde bezahlt, bekommt der Handwerker netto ca. 1/6 heraus, eine Restgröße. Da ist die Mehrwertsteuer schon mehr.
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  • Petsch06120702
    Leute, die nach unten treten (gesellschaftlich) mag ich ganz besonders.
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