zurück
Reichenberg
Wiederwahl des Würzburger Kreisbrandrates: Ist der Streit vom Tisch?
Michael Reitzenstein ist wieder zum Kreisbrandrat im Landkreis Würzburg gewählt worden. Aber viele Feuerwehren konnte er nicht von seinem Konzept überzeugen. Warum nicht?
Angespannt wartet Michael Reitzenstein (vorne)  auf das Wahlergebnis. 
Foto: Thomas Obermeier | Angespannt wartet Michael Reitzenstein (vorne)  auf das Wahlergebnis. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 14.02.2024 03:12 Uhr

Es ist angespannt still unter dem Dach des Wertstoffhofes im Reichenberger Gewerbegebiet Klingholz. Mehr als 100 Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Würzburg, darunter sind auch einige Frauen, warten auf das Wahlergebnis für den Kreisbrandrat (KBR). Eigentlich stellt sich nur noch die Frage, wieviel Zustimmung bekommt Michael Reitzenstein, denn einen Gegenkandidaten hat er nicht. Doch ist es auch "der Auftakt, die Krise in der Feuerwehrführung aufzuarbeiten", wie es sich Landrat Thomas Eberth (CSU) wünscht? 

60 Jahre ist Reitzenstein alt. Seit 37 Jahren ist er in der Feuerwehr aktiv. Mit der Wahl verbindet er die Vertrauensfrage, das hat er immer wieder betont. Denn am Kreisfeuerwehrtag im April ist Reitzenstein nach fünf Jahren im Amt zurückgetreten, weil er keinen Rückhalt für seine Reform der Feuerwehrstruktur erkennen konnte. Reitzenstein wurde im März 2016 mit knapp 70 Prozent der Stimmen für eigentlich sechs Jahre zum Kreisbrandrat gewählt

Welche Pläne hat Michael Reitzenstein für die Kreisbrandinspektion Würzburg?

Was will Reitzenstein? Oft hat er sich erklärt, aber konkret ist er dabei nie geworden. Auch nach seiner kurzen Vorstellungsrede am Mittwochabend bleiben viele Fragen offen. Beispielsweise, ob er nun die Kreisbrandinspektion Würzburg, die sich bisher in vier einzelne Bereiche gliedert, verändern möchte. Peter Götz, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Margetshöchheim, hakt deswegen nach. Er möchte eine "klare Aussage dazu, ob Bereiche aufgelöst werden". In Rede steht der Bereich Mitte, der sich von Kirchheim im Westen des Landkreises bis Zeubelried im Süden erstreckt. Die 30 Feuerwehren, die dazu gehören, könnten auf andere Bereiche verteilt werden. 

Es wird einsam um Michael Reitzenstein. Nur knapp 59 Prozent der Kommandantinnen und Kommandanten der Feuerwehren im Landkreis Würzburg wählten ihn wieder zum Kreisbrandrat. 
Foto: Thomas Obermeier | Es wird einsam um Michael Reitzenstein. Nur knapp 59 Prozent der Kommandantinnen und Kommandanten der Feuerwehren im Landkreis Würzburg wählten ihn wieder zum Kreisbrandrat. 

Und der Kreisbrandinspektor (KBI), der für diesen Bereich verantwortlich ist, würde dann beispielsweise für zentrale Aufgaben zur Verfügung stehen. Denn Reitzenstein möchte diese so verteilen, das sie auch künftig noch zu leisten sind. "Dabei geht es nicht darum, Inspektionsbereiche oder Feuerwehren aufzulösen", betont er. "Sondern darum, die Ehrenamtlichen zu entlasten". Um Mitgliederwerbung, Ausbildung und Alarmierungsplanung soll sich der KBI, der dann kein Gebiet mehr betreuen soll, kümmern. "Ich will aber auch keine drei Inspektionsbereiche", betont Reitzenstein zunächst, spricht später dann in der Versammlung aber doch wieder von dreien. Deutlich macht er aber, dass er auf jeden Fall einen zentralen KBI möchte. "Das hat für mich erste Priorität."  

Widerspruch vom Margetshöchheimer Feuerwehrkommandanten 

Wiederwahl des Würzburger Kreisbrandrates: Ist der Streit vom Tisch?

Es würde aber auch eine andere Möglichkeit geben, dies umzusetzen.  Die Kreispolitik könnte die Stelle eines weiteren Kreisbrandinspektors schaffen. Reitzenstein hätte dann fünf Stellvertreter, von denen jeder eine monatliche Aufwandsentschädigung von rund 800 Euro bekommt. Finanziell wäre das also für die Kreiskasse zu stemmen. Doch bislang ist dieses Thema unter den 70 Kreisräten und Kreisrätinnen nicht diskutiert worden. Und auch Mittwochabend spielt die Option keine Rolle. Weder Landrat Thomas Eberth (CSU) noch Reitzenstein bringen die Alternative ins Spiel. Dabei habe Reitzenstein selbst keine Probleme mit einem fünften KBI, betont er. 

"Die Inspektionsbereiche sollten nicht verändert werden", fordert der Kommandant der Margetshöchheimer Wehr. Weil die Fahrzeiten für die einzelnen Feuerwehren noch länger würden. Und er verstünde auch nicht, warum die Feuerwehren über drei oder vier Bereiche abgestimmt haben, wenn das gar nicht beabsichtigt ist. Götz glaubt, dass "diese Pläne jetzt nicht einfach wieder in die Schublade gelegt werden, denn sonst hätte man sich die Umfrage ja von vornherein sparen können." 

Michael Reitzenstein wird mit knapp 59 Prozent der Stimmen wieder zum Kreisbrandrat gewählt

Peter Götz aus Margetshöchheim ist der einzige Kommandant, der sich offen gegen eine Reduzierung der Inspektionsbereiche ausspricht. Aber mit seiner Meinung scheint er nicht alleine zu sein. Reitzenstein erreicht in der Wahl nur knapp die absolute Mehrheit. Knapp 59 Prozent der 103 Wahlberechtigten schenken ihm Vertrauen. Am Ende hat er 60 Kommandanten auf seiner Seite, 42 sind gegen ihn. Eine Stimme ist ungültig. Sicher tragen zu diesem Wahlergebnis auch die Querelen, die es im Vorfeld der Wahl mit seinen Stellvertretern gab, bei. Diskutiert wird darüber am Mittwoch aber nicht in großer Runde. 

"Das ist eine Basis, mit der man die wichtigsten Aufgaben jetzt angehen kann", kommentiert Reitzenstein das Ergebnis. "Die Mehrheit will den Weg." Bis Dezember 2025 kann Reitzenstein jetzt als Kreisbrandrat im Amt bleiben, denn dann wird er 65 und muss qua Gesetz aus dem aktiven Feuerwehrdienst scheiden. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Reichenberg
Thomas Fritz
CSU
Feuerwehrkommandanten
Freiwillige Feuerwehr
Kommandanten
Kreisbrandinspektoren
Kreisbrandräte
Kreisräte
Peter Götz
Streitereien
Thomas Eberth
Wahlberechtigte
Wahlergebnisse
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top