Es brennt gewaltig in der Landkreis-Feuerwehr: Am Sonntag hat Kreisbrandrat Michael Reitzenstein beim digitalen Kreisfeuerwehrtag seinen Rücktritt erklärt. "Ich brauche eine Mannschaft hinter mir, der ich vertrauen kann", sagte der oberste Feuerwehrmann im Landkreis Würzburg. Er zieht damit nicht nur die Konsequenzen aus einem seit langem schwelenden Streit mit seinen Stellvertretern. Auch aktuell gibt es wieder Unruhe in vielen Orts-Feuerwehren, denn Reitzenstein will den Inspektionsbereich verändern.
Reitzensteins Rücktritt hat viele Feuerwehrleute überrascht, auch seine Stellvertreter. Nur wenige waren eingeweiht, darunter Landrat Thomas Eberth (CSU). Die Entscheidung sei erst in den vergangenen vier Wochen gefallen, erklärt der 60-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion nach dem Kreisfeuerwehrtag. Ausschlaggebend für seine Entscheidung seien die Reaktionen einiger Kommandanten gewesen, die sofort gegen seine Ideen zu einer neuen Aufgabenverteilung innerhalb der Kreisbrandinspektion mobilisiert hätten, so Reitzenstein. Gleichwohl möchte er aber bei einer Neuwahl, die wahrscheinlich im April oder Mai stattfinden wird, wieder antreten. Ob es weitere Kandidaten für das Amt gibt, ist im Moment unklar.
Neue Pläne für die Kreisbrandinspektion Würzburg
Der Kreisbrandrat möchte die Feuerwehrstruktur "neu denken". Bisher gliedert sich der Inspektionsbereich in vier Bereiche, für die jeweils ein Kreisbrandinspektor (KBI) verantwortlich ist. Über ihnen steht Kreisbrandrat Reitzenstein, der Anfang März 2016 von 99 Kommandanten der 113 Feuerwehren im Landkreis Würzburg mit knapp 70 Prozent gewählt wurde.
Reitzenstein plant, die bisher vier Inspektionen auf drei mit jeweils einem Kreisbrandinspektor (KBI) an der Spitze zu verkleinern. Der vierte KBI soll keinen Bereich mehr leiten, sondern für zentrale Aufgaben, wie beispielsweise das Feuerwehrzentrum Klingholz oder für Einsatzpläne verantwortlich sein. Nun stellen sich viele Feuerwehrleute und ihre Kommandanten die Frage, welcher Bereich aufgelöst werden soll. "Der einzige Inspektionsbereich, der den anderen zugeteilt werden könnte, ist der Bereich Mitte", sagt Landrat Eberth auf Nachfrage. Denn er habe Grenzen zu allen anderen Bereichen. Der Bereich Mitte wird von Heiko Drexel geleitet. Er zählt mit 29 Feuerwehren zu den größten und zieht sich südlich von Würzburg von Eibelstadt über Ochsenfurt bis Hopferstadt, von Kirchheim bis Frickenhausen.
Reitzenstein beklagt mangelndes Vertrauen
Wie kommen diese Pläne bei den Feuerwehren an? An einer Umfrage hatten sich 93 Feuerwehren beteiligt. 62 Prozent können sich eine neue Aufteilung vorstellen, 38 Prozent möchten die bestehende Struktur behalten. Reitzenstein stellte die Umfrage und seine Ideen in vier Bereichsversammlungen den Kommandanten vor. In zwei der vier Bereiche seien sie begrüßt worden, in zwei anderen hätten Kommandanten sofort gegen seine Pläne mobil gemacht und Politiker und Bürgermeister eingeschaltet. "Das ist keine Vertrauensbasis", so Reitzenstein. "Ich hätte mir gewünscht, dass wir intern darüber diskutiert und es nicht nach außen getragen hätten", sagte er zu seinen Kameraden.
Kritik an Reitzensteins Plänen gibt es von Winfried Weidner. Der KBI aus Waldbrunn, zuständig für den Bereich West, fordert, dass nur die Feuerwehren gefragt werden, die betroffen sind. Also nur jene aus dem Bereich Mitte. "Das kann kein anderer entscheiden", so Weidner. Er kritisiert weiter, dass er und seine drei KBI-Kollegen noch immer von Informationen ausgeschlossen würden und bis heute keine Antwort auf einen Brief vom 30. August 2020 haben, in welchem sich alle vier Kreisbrandinspektionen über Reitzensteins Führungsstil beklagen und grundlegende Regeln zur Zusammenarbeit fordern. Reitzenstein wollte daraufhin alle vier KBIs abberufen. Zwei, Mathias Olbrich und Christian Neeser, kamen ihm zuvor und traten zurück, Weidner und Drexel sind weiter im Amt.
Veitshöchheimer Kommandant kritisiert Landrat Eberth
Weidner ist auch sauer, weil seine Alarmpläne, die seit 2018 fertig sind, bis heute nicht umgesetzt würden, was wohl bei einem tödlichen Verkehrsunfall auf der Autobahn dazu führte, dass die Feuerwehren fünf Minuten zu spät am Einsatzort waren. "So kann man nicht mit einem Menschen umspringen, der 28 Jahre für den Landkreis da war", sagte Weidner aufgebracht. "Ich kann nicht mehr."
Auch Kritik am Landrat gab es. Robert Röhm, Kommandant der Veitshöchheimer Feuerwehr, sagte: "Jetzt haben wir einen richtig tiefen Graben." Er hätte sich gewünscht, dass sich Eberth früher an die Seite des Kreisbrandrats gestellt hätte. "Nicht nur das Rote Kreuz ist Ihre Aufgabe, sondern auch die Feuerwehr im Landkreis", wird er dem BRK-Kreisvorsitzenden und Landrat gegenüber deutlich. Röhm erklärte, dass Reitzenstein bei der Neuwahl seine Unterstützung bekommen wird.
Gerüchte sagen, dass Weidner ja nur so einen guten Draht zur MP hat, weil er dort arbeitet oder dort gearbeitet hat.
Ich hoffe wirklich nur, dass dies nur ein Gerücht ist. Es wäre schon ein Hammer, wenn sich Redakteure sich von Kollegen instrumentalisieren lassen würden.
Das gern genommene Argument der 28 Jahre Dienstzeit spricht auch für sich. (Vielleicht hat er in der Zeit vergessen, dass sich auch die Feuerwehr wandelt.)
Auch das ganze Theater, vorher in der MP, spricht für sich.
Wie gesagt, was hier gespielt wird, ist unterstes Niveau.
Einziger Fehler vom Landrat war, er hätte sofort noch der ersten Aktion die betreffenden Personen (Weidner etc.) abberufen sollen. Wer so wie agiert hat in der Feuerwehr als Führungskraft nichts verloren.
Gute qualifizierte und vor allem loyale Feuerwehrleute gibt es genug.
LIEBER EIN ENDE MIT SCHRECKEN ALS EIN SCHRECKEN OHNE ENDE
Leider haben einige noch immer nicht kapiert, dass sich die Feuerwehr (zum Glück) in Richtung einer zeitgemäßen Notfallvorsorge wandelt.
Das Problem ist nicht KBR, der nur die dringende Reformierung der Feuerwehren vorantreiben will, sondern Menschen die Ihre eigenes EGO in den Vordergrund stellen.
Das Thema angeblicher, fehlender sozialen Kompetenz und Führungsschwäche wird gerne von Menschen verwendet, welche nicht ansatzweise die fachliche Kompetenz des Kritisierten haben.
Die Aussage von Weidner wo er unterschwellig mitteilt, dass wegen angeblicher Nichtbearbeitung seines Alarmplans, es bei einem tödlichen Unfall zu Zeitverzögerungen gekommen ist, spricht für die mangelte soziale Kompetenz (und Führungskompetenz) des Herren. Hier wird unterschwellig Meinungsmache der übelsten Sorte betrieben. Schade, dass sich der Redakteur sich auf das Niveau einlässt.
Ist gar nicht mal so lange her.
So jedenfalls darf man sich nicht über Nachwuchsprobleme wundern.
Was bei vielen anderen Institutionen und Vereinen ähnlich abläuft
Ich habe Ehrenämter und Engagement schon vor längerem eingestellt.
Weil die, für die man es macht einem keine Wertschätzung oder Anerkennung mehr entgegenbringen, ja sogar das Gegenteil.
Aber auch, weil die jeweilige Führung vergessen hat worum es geht, sich im Kompetenz- und Machtgerangel verliert.
Entweder ist die Kommunikation untereinander schlecht und man redet mehr übereinander als miteinander. Wird auf jeden Fall nicht einfach sein dieses Problem
zu lösen und man darf auch gespannt sein wie der Landrat mit dieser Situation umgeht
und auch zu meistern vermag .
Zurückzutreten , sich wieder aufstellen zu lassen und alle jetztigen KBI anderen in den Wahlen verdrängen zu wollen kann auf Dauer auch nicht die Lösung sein.
Andererseits ist nicht alles neue automatisch besser.
Abgesehen davon scheint es hier "nur" menschlich nicht zu passen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man sich fachlich in praktisch allen Punkten nicht einig ist.