Ein tiefer Riss geht durch die Feuerwehr im Landkreis Würzburg. Die Reformpläne des noch amtierenden Kreisbrandrates Michael Reitzenstein spalten den großen Inspektionsbereich mit seinen 112 freiwilligen Feuerwehren und der Werksfeuerwehr Südzucker. Und auch Reitzenstein selbst ist umstritten. Deutliche Kritik an seinem Führungsstil musste er im vergangenen Jahr von seinen Stellvertretern einstecken. Der Konflikt schwelt bis heute.
An diesem Mittwoch wird ein neuer Kreisbrandrat gewählt. Oder bleibt es doch beim alten? Denn Reitzenstein will wieder kandidieren. Das hat er bereits kurz nach seinem Rücktritt am Kreisfeuerwehrtag gesagt. Doch wie groß ist das Vertrauen der Basis? Und vor allem: Gibt es einen Gegenkandidaten?
Wen schlägt Landrat Thomas Eberth zur Wahl vor?
Die Dienstversammlung der Kommandantinnen und Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Würzburg an diesem Mittwoch, auch die Werksfeuerwehr von Südzucker Ochsenfurt gehört dazu, könnte spannender nicht sein. Landrat Thomas Eberth (CSU) muss nach dem Feuerwehrgesetz einen Wahlvorschlag machen. Montagabend ging Eberth in einem Gespräch mit dieser Redaktion noch davon aus, dass er Michael Reitzenstein vorschlagen werde. Er wisse zwar auch von Gesprächen im Hintergrund, in denen es um einen weiteren möglichen Aspiranten für das Amt des obersten Feuerwehrchefs gehe, konkret habe sich aber noch niemand erklärt.
Nach Informationen dieser Redaktion würden sich einige gerne Christian Neeser zurück in der Feuerwehrführung wünschen. "Er kommt bei den Kommandanten gut an", sagt ein Feuerwehrmann, der gut mit der Basis vernetzt ist. Als Kreisbrandinspektor für den Bereich Süd, dazu gehören Aub, das Taubertal und der gesamte Ochsenfurter Gau, gehörte Neeser bis Oktober 2020 zu Reitzensteins Stellvertretern.
Kreisbrandrat Reitzenstein hat Streit mit seinen Stellvertretern
Dann kam es zum Bruch. Zusammen mit den Kreisbrandinspektoren Winfried Weidner, Heiko Drexel und Mathias Olbrich äußerte er scharfe Kritik am Führungsstil des Kreisbrandrates und forderte Veränderungen. Weil der persönliche Brief an Eberth öffentlich wurde, stand für Reitzenstein die Abberufung seiner Stellvertreter im Raum. Noch bevor Reitzenstein aber eine Entscheidung traf, erklärten Neeser und Olbrich ihren Rücktritt. Weidner und Drexel blieben im Amt. Olbrichs Amt übernahm kurz danach Markus Fleder aus Rimpar, der jetzt für den Nord-Osten von Würzburg zuständig ist. Ein Nachfolger für Neesers Inspektionsbereich steht bis heute nicht fest.
Neeser selbst lässt in einem Gespräch mit dieser Redaktion am Dienstag offen, ob er kandidieren möchte oder nicht. "Er überlegt intensiv", sagt Landrat Eberth, der am Montag auch mit ihm gesprochen hat, aber bis Dienstagnachmittag noch keine Rückmeldung hatte. Bis Mittwochmorgen 10 Uhr setzt Eberth die Frist für weitere Wahlvorschläge. Damit die Verwaltung noch prüfen kann, ob der- oder diejenigen das Amt inhaltlich und organisatorisch ausüben können. Denn der Kreisbrandrat ist nicht beim Landratsamt angestellt, er muss von seinem Arbeitgeber für die Tätigkeit freigestellt werden. "In dieser Hinsicht ist Reitzenstein ein Glücksfall", so Eberth. Denn die Feuerwehrschule hat ihn an vier Tagen in der Woche vom Dienst freigestellt.
Kann Reitzenstein seine Pläne für die Kreisbrandinspektion Würzburg umsetzen?
Unklar ist auch, was aus Weidner (zuständig für den westlichen Landkreis) und Drexel wird. Vor allem sein Bereich Mitte, der sich südlich von Würzburg von Kirchheim bis Frickenhausen erstreckt, könnte aufgelöst und die Feuerwehren anderen Inspektionen zugeordnet werden, ist aus Feuerwehrkreisen zu hören. Wie Reitzensteins Reformpläne aber genau aussehen, ist bislang noch nicht klar. Auch in der jüngsten Kreistagssitzung blieb er Antworten schuldig. Fest steht aber, dass mit der Neuwahl des Kreisbrandrates auch alle Führungsposten neu besetzt werden.
Stellt Reitzenstein nun seine Pläne in der Dienstversammlung im Detail vor, damit die Kommandantinnen und Kommandanten wissen, worauf sie sich künftig einlassen? Wird es erstmals eine öffentliche Aussprache über die Reformen und den Führungsstil des Kreisbrandrats geben? Und welches Wahlergebnis wird Reitzenstein als Vertrauensbeweis akzeptieren? Bei seiner Wahl im März 2016 in Güntersleben wurde er von einem Drittel nicht gewählt. Es wird also ein spannender Mittwochabend unter freiem Himmel im Wertstoffhof Klingholz, direkt neben dem Feuerwehrzentrum.
Viele Grüße, Thomas Fritz
Das hört sich simpel an, ist aber leicht dahergeschrieben. Wenn das System "Freiwillige Feuerwehr" nichtmehr funktioniert und es anders aufgestellt werden soll etwa in hauptamtliche Feuerwehren oder dergleichen, dann wird das entweder zu lasten der Hilfsfrist gehen oder ganz gewaltig auf den Geldbeutel des Bürgers. Spätestens dann ist das Geschreie groß in unserer Gesellschaft. Unsere Freiwilligen Feuerwehren sind unbezahlbar, sind wir mal froh dass wir so ein System haben.