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Landkreis Würzburg
Streit in der Würzburger Landkreis-Feuerwehr: Rollen jetzt Köpfe?
Showdown im Feuerwehr-Streit: In der Auseinandersetzung zwischen Kreisbrandrat und Kreisbrandinspektoren ist die nächste Eskalationsstufe erreicht. Was jetzt passiert ist.
Kreisbrandrat Michael Reitzenstein ist für die Feuerwehr im Landkreis Würzburg zuständig und hat Streit mit seinen vier Stellvertretern. 
Foto: Thomas Obermeier | Kreisbrandrat Michael Reitzenstein ist für die Feuerwehr im Landkreis Würzburg zuständig und hat Streit mit seinen vier Stellvertretern. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:53 Uhr

Wieder ist es ein Brief, der im höchsten Führungskreis der Kreisbrandinspektion Würzburg für Aufregung sorgt. Dieses Mal kommt das Schreiben aus dem Würzburger Landratsamt. Unterzeichnet ist es vom obersten Feuerwehrmann im Landkreis. Die Adressaten sind die Kreisbrandinspektoren (KBI) Winfried Weidner, Heiko Drexel, Mathias Olbrich und Christian Neeser. Absender: der Kreisbrandrat. Was will der Chef loswerden?

Der Streit zwischen Kreisbrandrat (KBR) Michael Reitzenstein, der für 112 Feuerwehren im Landkreis Würzburg und für die Werksfeuerwehr bei Südzucker zuständig ist, schwelt seit einiger Zeit. Worum es dabei geht, ist schwer auf den Punkt zu bringen. Generell sind die KBIs unzufrieden mit der Kommunikation. Sie fühlen sich bei Entscheidungen des Kreisbrandrats übergangen und werfen Reitzenstein vor, dass er zu keiner konstruktiven Zusammenarbeit mit ihnen bereit sei. Seine fachliche Kompetenz stellen sie nicht in Frage.

Landrat Thomas Eberth (CSU) hat indes viele Gespräche geführt. Auch mit den Kreisbrandmeistern (KBM), die in der Hierarchie eine Stufe unter den Inspektoren stehen. Sie wünschen sich, so fasst es Eberth in einem Schreiben vom 14. August an die KBIs zusammen, "dass wieder Ruhe in die Diskussion um die Feuerwehrführung des Landkreises einkehren muss". Einig seien sich alle KBMs, dass die Kommunikation zwischen den Führungsebenen verbessert werden sollte.

Die Antwort der KBIs auf diesen Brief des Landrats ließ nicht lange warten. Zwei Wochen später schreiben sie persönlich an Eberth und formulieren schwere Vorwürfe an den Kreisbrandrat. Unter anderem werfen sie ihm vor, dass er Stellen besetze, ohne die KBIs mit einzubeziehen, dass er sich im Ton vergreife und, dass er bewusst Führungskräfte und den Landrat anlüge. Reitzenstein weist all diese Anschuldigungen entschieden zurück. 

Im Dezember 2019 schien die Feuerwehr-Welt noch in Ordnung zu sein. Gemeinsam zeichneten die höchsten Führungskräfte, die KBIs Olbrich, Drexel, Weidner, KBR Reitzenstein und KBI Neeser (von links) den damaligen Landrat Eberhard Nuß (Mitte) mit der Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbandes aus. 
Foto: Carolin Haberstumpf | Im Dezember 2019 schien die Feuerwehr-Welt noch in Ordnung zu sein. Gemeinsam zeichneten die höchsten Führungskräfte, die KBIs Olbrich, Drexel, Weidner, KBR Reitzenstein und KBI Neeser (von links) den damaligen ...

Dass dieser Brief schließlich auch diese Redaktion erreicht hat und der Konflikt öffentlich wurde, sehen Eberth und Reitzenstein als Vertrauensbruch. Die Konsequenz: Kreisbrandrat Reitzenstein leitet für alle vier ein Abberufungsverfahren ein. 

Auch über mangelnde Wertschätzung wird geklagt

"Für uns war das alle ein Schock", sagt Winfried Weidner, der am 1. Januar 2001 zum Kreisbrandinspektor ernannt wurde und sich in seiner ganzen Feuerwehrkarriere noch nichts zu schulden kommen ließ. Mehr will Weidner aber erst einmal nicht dazu sagen, sondern zuerst mit den Kollegen sprechen. Auch Christian Neeser und Heiko Drexel geben keine Stellungnahmen ab. 

"Für uns war das alle ein Schock." 
Winfried Weidner, Kreisbrandinspektor

Mathias Olbrich wird da schon etwas deutlicher. Für ihn sei es nie um fachliche Themen gegangen, sagt er, sondern um Kommunikation und Wertschätzung. "Man ist nicht in der Lage miteinander zu sprechen." Wie jetzt mit verdienten Feuerwehrleuten umgegangen werde, Olbrich denkt dabei an seinen Kollegen Weidner, sei "schändlich".

Nur zwei KBIs kommen zum Gespräch mit Reitzenstein

Noch am 1. Oktober saß Kreisbrandrat Reitzenstein mit den KBIs zusammen. Seine Einladung zum Gespräch "wurde aber leider nur von zweien angenommen", teilt er auf Nachfrage mit. "Aus meiner Sicht war es dennoch ein sehr konstruktiver Meinungsaustausch, den ich gerne mit allen vier KBIs geführt hätte. "Am Ende unseres Gespräches habe ich den beiden zugesagt, dass sie von einer Abberufung telefonisch informiert werden." Angerufen hat er nicht, stattdessen gab es unangenehme Post.  

"Weil das keine Abberufung ist, sondern erst einmal eine Anhörung", erklärt Reitzenstein. Bis zum 21. Oktober können sich die KBIs nun äußern. Landrat Eberth, mit dessen Einvernehmen er das Verfahren nach dem Feuerwehrgesetz eingeleitet hat, sagt: "Die Tür ist noch nicht zu. Ein Spalt ist noch offen." Eberth hatte die Situation am Montag in nichtöffentlicher Sitzung mit den Mitgliedern des Kreisausschusses besprochen. Das Meinungsbild sei völlig unterschiedlich gewesen, heißt es aus Teilnehmerkreisen. Für die Abberufung der KBIs habe sich aber niemand direkt ausgesprochen, ist zu erfahren. 

Landrat: Auch der Kreisbrandrat hat Fehler gemacht 

Warum das an ihn gerichtete Schreiben öffentlich wurde - das ist Eberth nach wie vor ein Rätsel. "War das eine gezielte Aktion, ein Versehen, ein Versuch, den Kreisbrandrat zu stürzen?" Nun erhoffe er sich von der Anhörung Klarheit. "Das ist nicht nur ein Schritt, der im Vorfeld einer Abberufung nötig ist, sondern auch der Versuch zu ergründen, was die KBIs bezwecken wollten." Ihm sei aber auch bewusst, dass der Kreisbrandrat Fehler gemacht habe. "Vielleicht viele Fehler". 

"Die Tür ist noch nicht zu." 
Landrat Thomas Eberth (CSU) 

Spannend dürfte nun die Reaktion der Feuerwehr-Kommandanten sein. Inwieweit stärken sie ihren KBIs den Rücken? Oder stehen sie zum Kreisbrandrat? Das wird sicher auch bei einer Dienstversammlung hitzig diskutiert werden, zu der Eberth alle Kommandanten bald einladen will.

So ist die Kreisbrandinspektion Würzburg aufgebaut

Im Landkreis Würzburg gibt es insgesamt 113 Feuerwehren. Davon sind 112 freiwillige Ortswehren. Dazu kommt die Südzucker-Werkfeuerwehr in Ochsenfurt. Betreut werden diese Feuerwehren, in denen knapp 6000 ehrenamtliche Feuerwehrleute ihren Dienst verrichten, vom Kreisbrandrat. Er ist quasi der oberste Chef aller Feuerwehren.
Dabei helfen ihm vier Kreisbrandinspektoren (KBI). Heiko Drexel ist für die Mitte des Landkreises zuständig. Sein Bereich deckt den Bereich von der westlichen Kreisgrenze bei Kirchheim bis zur östlichen bei Frickenhausen ab. KBI Olbrich ist für den Nord-Osten von Würzburg zuständig. Christian Neeser betreut den südlichen Landkreis, von Aub über das Taubertal bis hinein in den gesamten Ochsenfurter Gau. Und KBI Weidner ist für den westlichen Landkreis zuständig - mit den Autobahnen A3 und A81 ein enormer Einsatzschwerpunkt. 
Den Kreisbrandinspektoren sind jeweils drei Gebiets-Kreisbrandmeister (KBM) zugeteilt. Dazu kommen auch sogenannte Fach-KBMs, die beispielsweise für Ausbildung, Atemschutz, Digitalfunk oder Einsatzplanung zuständig sind. Sie unterstehen direkt dem Kreisbrandrat.
Die Kreisbrandinspektoren und Kreisbrandmeister üben ihren Dienst ehrenamtlich aus. Dabei bekommen die KBIs eine Aufwandsentschädigung von rund 800 Euro. Der Kreisbrandrat wird auf Vorschlag des Landrats von den Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren und der Werkfeuerwehr für sechs Jahre gewählt. Im Benehmen mit den Kommandanten bestellt er die Kreisbrandinspektoren als seine Vertreter. Er kann sie im Benehmen mit dem Landratsamt auch abberufen, heißt es im Feuerwehrgesetz.
Quelle: KBI Würzburg/tf
 
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Kommentare
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    Die freiwillige Feuerwehr ein Kasperltheater. Denn gerade auf der unteren Ebene steht weniger die Kernaufgaben als die Kür im Vordergrund.
    Kein Wunder wenn es zwischen einem Feuerwehrprofi und den Hobbyfeuerwehrlern zu Konflikten kommt.
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  • C. H.
    Derartige Behauptungen sind schon mehr als dreist und dann noch schön unter dem Deckmantel des Anonymen „Arcus“. Tausende Freiwillige opfern ihre Freizeit, um anderen zu Helfen, Millionen schauen nur zu und sind nicht bereit nach einem anstrengenden Arbeitstag auch noch Abends zu üben oder gar Nachts den Schlaf geraubt zu bekommen. Es werden immer weniger und statt hier entgegenzuwirken kommen derartige haltlose Behauptungen.
    Hinzu kommt, dass in vielen kleinen Ortschaften der Zusammenhalt und kulturelle Veranstaltungen im Ort durch die Feuerwehr unterstützt und ausgetragen werden. Hierzu gehören auch Feste. Zusammenhalt und Kameradschaft bilden sich nicht in einem 24 h Dienst.
    Christian Hofmann
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  • J. B.
    Kindergarten passt hier überhaupt nicht.
    Das geht schon Richtung Kinderkrippe, so vom Alter 1/2 bis 2 Jahre.
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  • M. R.
    Männlicher Zickenkrieg!
    Kriegt Euch wieder ein!
    So ein Verhalten ist dem Ethos der Feuerwehr unwürdig!
    Vielleicht braucht es hier eine 60%tige Frauenquote!
    Alles nur weiße cis Männer höheren Alters...
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  • S. M.
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  • C. B.
    Landkreis Feuerwehr
    Am Kindergarten 1
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  • K. S.
    So ganz stimmt dieser Bericht (grauer Kasten) ja wohl nicht. Den KBM steht genauso eine Entschädigung zu wie den KBI und KBR https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayAVFwG-13?AspxAutoDetectCookieSupport=1
    Es sieht auch komisch aus wenn der KBR die KBI`s zum Gespräch einlädt und nur zwei kommen der Einladung nach. Da entsteht ja der Eindruck das die ferngebliebenen an einer Aussprache kein Interesse haben. Also die Zusammenarbeit mit dem KBR verweigern. Da stellt sich aber die Frage ob diese Herren noch für den Dienst in der Feuerwehrführung geeignet sind. Es ist ja jetzt die Frage ob es nicht besser wäre wenn der Landrat eine neue Wahl der Führungskräfte einleiten sollte. Denn es sieht nicht nach einer einvernehmlichen Einigung bzw. Zusammenarbeit mehr aus !
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  • M. S.
    es gab jetzt einige Artikel zum Thema - schlau daraus dürfte wohl kein Zeitungsleser geworden sein!

    Wer ist schuld? Wer hat was verbrochen? Wer wirft wen was vor? - alles undurchsichtig für Außenstehende. Scheinbar ist es selbst für den Landrat und vielen ehrenamtlichen Feuerwehrleuten undurchsichtig was in der Führungsspitze der Feuerwehr vor sich geht.

    Als völlig Unbeteiligter Zeitungslesern kann ich nur zum Schluss kommen das sich von den genannten Persoen wohl niemand mit Ruhm bekleckert hat...

    Mein Vorschlag als Amateur: kompletter Austausch des Personals d.h. KBI und KBR.

    Dann können sich alle o.g. Herren zukünftig überlegen was sie in der Vergangenheit besser hätten machen können!

    Mein Dank gilt allen Feuerwehrleuten die mit diesen Machtspielen nichts zu tun haben möchten und denen es einfach nur ums Helfen geht!
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  • C. H.
    Typisch für Deutschland: man sucht Gründe statt Lösungen.

    EKELHAFT!

    Und dann wundern, wenn man sich weiter unten das Dreckwerfen von oben mitsamt seinen Folgen nicht mehr antun will und die Zahl der wirklich Aktiven immer weiter schrumpft....
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