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Region Würzburg
Wie sich Corona auf die Freibad-Saison ausgewirkt hat
Online-Tickets, Hygienekonzepte, Schichtbetrieb: Für die Freibadbetreiber in der Region bedeutet Corona viel Organisation -  und wirtschaftliche Verluste. Eine Bilanz.
Obergrenzen für Badegäste haben in dieser Saison für entspannte Stimmung in den Freibädern gesorgt - aber auch für finanzielle Einbußen bei den Betreibern. Im Bild: das Würzburger Dallenbergbad.
Foto: Silvia Gralla | Obergrenzen für Badegäste haben in dieser Saison für entspannte Stimmung in den Freibädern gesorgt - aber auch für finanzielle Einbußen bei den Betreibern. Im Bild: das Würzburger Dallenbergbad.
Catharina Hettiger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:53 Uhr

Besuche im Freibad gehören für viele zum Sommer dazu. Doch in diesem Jahr ist alles anders: Zwar durften Freibäder ab dem 8. Juni öffnen, jedoch unter strengen Corona-Auflagen, die Badbetreiber wie Besucher vor völlig neue Herausforderungen stellten. In den Freibädern im Landkreis Würzburg zieht man eine erste Bilanz.

"Normalerweise öffnen wir Anfang Mai, durch Corona haben wir dies erst am 19. Juni getan – es fehlt also über ein Monat an Einnahmen", sagt Gerhard Englert, Kaufmännischer Vorstand des Kommunalunternehmens der Stadt Ochsenfurt (KSO), das das Ochsenfurter Maininselbad betreibt. Bisher haben rund 25 000 Menschen das Bad besucht, in den Vorjahren waren es zwischen 35 000 und 60 000.

Das Maininselbad Ochsenfurt konnte in diesem Sommer coronabedingt erst am 19. Juni öffnen.
Foto: Claudia Schuhmann | Das Maininselbad Ochsenfurt konnte in diesem Sommer coronabedingt erst am 19. Juni öffnen.

Da coronabedingte Auflagen wie das Aufstellen von Schildern und die häufigere Reinigung der Sanitäranlagen zusätzlich Geld gekostet haben, rechnet Englert insgesamt mit einem hohen fünfstelligen Verlust. Dieser werde in geringem Maß dadurch kompensiert, dass in diesem Jahr keine Dauerkarten verkauft wurden. Gäste, die das Bad oft besuchen, mussten somit jeweils das teurere Einzelticket lösen.

"Ich hoffe auf einen schöneren Badespaß im nächsten Sommer."
Gerhard Englert, Kommunalunternehmen der Stadt Ochsenfurt (KSO)

Maximal 1200 Menschen werden pro Tag eingelassen; 1100 Tickets sind für den Online-Verkauf freigegeben, die Restkarten an der Kasse erwerblich. An besonders heißen Tagen gibt es Security-Personal, das aufpasst, dass die Badegäste auch auf den Schattenplätzen genug Abstand halten. Vom anfänglichen Zweischichtbetrieb mit Schließung und Reinigung des Bades zwischen den Schichten habe man auf eine durchgehende Öffnungszeit von zehn bis 20 Uhr umgestellt. "So vermeiden wir die Schlangen, die sich vor Beginn der zweiten Schicht gebildet haben." Obwohl das Feedback der meisten Besucher positiv ausfalle, hofft Englert auf einen "schöneren Badespaß im nächsten Sommer".

Online-Bezahlsystem soll auch nach Corona beibehalten werden

Mit langen Warteschlangen hatten auch immer wieder die Besucher des Würzburger Dallenbergbads zu kämpfen. Ein Online-Reservier- sowie ein Online-Bezahlsystem mit einer separaten Warteschlange für Gäste, die ihr Ticket bereits online bezahlt haben, soll die Situation entzerren. "Das Online-Bezahlsystem wird wohl auch nach der Corona-Pandemie Bestand haben", kündigt Jürgen Dornberger, Pressesprecher der WVV, an.

Mit den Besucherzahlen – die Zahl der erlaubten Gäste wurde im Laufe der Saison von täglich 1000 auf 3000 erhöht – ist er nicht zufrieden: "Wir hatten vom 8. Juni bis zum 25. August insgesamt 36 272 Besucher, im Vorjahr waren es vom 13. Mai bis zum 25. August 114 607 Badegäste", sagt Dornberger.

"Für uns als Betreiber ist in dieser Saison der hohe Personalaufwand die größte Herausforderung", so Dornberger. Das Feedback der Besucher: Die Einhaltung der Abstandsregeln sowie die Wartezeiten vor den Beckeneingängen werden immer wieder als schwierig empfunden. Die im Vorfeld notwendige Online-Registrierung mache zudem spontanes Baden schwer. Das Bad ist bis 7. September geöffnet, "eine vorzeitige Schließung ist witterungsbedingt jederzeit möglich", sagt Dornberger.

Einbußen durch späteren Start der Saison

In der Verwaltung des Veitshöchheimer Rathauses zieht man folgendes Fazit: "Unter den gegebenen Umständen" sei das Geisbergbad gut besucht gewesen. Genaue Besucherzahlen würden erst nach Abschluss der Saison erhoben, die noch mindestens bis zum Ende der Sommerferien laufe. Es gebe aber schon allein dadurch Einbußen, dass man erst seit dem 9. Juni geöffnet habe – und nicht, wie sonst üblich, bereits seit Anfang Mai.

Ab dem 1. Juli wurde die Obergrenze für Besucher von täglich 500 auf 700 erhöht; am übrigen Konzept mit einem Zweischichtbetrieb habe man nichts verändert: Die erste Schicht geht von 8 bis 13 Uhr, die zweite von 15 bis 20 Uhr. Die Pause dient der Reinigung und Desinfektion des Bades. Die größte Herausforderung sei es gewesen, kurzfristig ein Hygienekonzept und das Online-Buchungssystem zu erarbeiten. 

Lob für die Thüngersheimer Öffnungszeiten

"Unter Berücksichtigung der Einschränkungen war es ein gutes Miteinander und ein gutes Schwimmbadjahr", zieht Michael Röhm, Bürgermeister von Thüngersheim, Bilanz. Bei den Besucherzahlen des dortigen Freibads sei trotz Corona kaum ein Unterschied zu spüren: Das Bad, das seit dem 11. Juni geöffnet hat, verzeichnete bis zum 25. August 16 922 Besucher; im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 18 213 Besucher.

Seit dem 1. Juli waren 822 Besucher pro Tag zugelassen, vorher 411. "Für uns als Betreiber ist das Überwachen der Besucherzahlen schwierig – insbesondere in den Becken", sagt Röhm. Vereinzelt hätten Badegäste versucht, ins Wasser zu gehen, obwohl die Maximalzahl erreicht war, und die Badeaufsicht dies auch mitgeteilt hatte. Zudem koste das Aufzeichnen der Besucherdaten viel Zeit.

Lob gebe es von Seiten der Besucher dafür, dass man seit dem 3. August durchgehend von 9 bis 20 Uhr im Schwimmbad sein kann – vorher war das Schwimmbad von 9 bis 10 Uhr für Schwimmer geöffnet, sowie von 12 bis 19 Uhr für alle. Röhm plant, das Bad bis zum 13. September zu öffnen, "das ist aber auch wetterabhängig."

"Ampelsystem" funktioniert

Im Schwimmbad Kirchheim zieht man folgendes Fazit: Mit bisher 6500 Besuchern liege man klar unter den Zahlen der Vorjahre; 2019 habe man rund 12 000, 2018 gar 18 500 Badegäste verzeichnet. Dafür hätte sich das Corona-Konzept des Bades bewährt. "Die Kontaktlisten der Gäste, das Aufstellen von Hinweisschildern, das Desinfizieren der Sanitäranlagen, das alles hat gut geklappt", heißt es aus der Verwaltung des Rathauses.

Auch das "Ampelsystem" habe sich bewährt: Auf der Internetseite des Schwimmbads zeigt eine Ampel, ob und wie viele freie Plätze es aktuell im Bad gibt. 173 Besucher dürfen ins Freibad – zur Kontrolle werden beim Eintritt verschiedenfarbige Armbänder ausgegeben, wobei die Farbe stündlich wechselt. Eine Zwei-Stunden-Regelung soll dafür sorgen, dass möglichst viele Gäste das Bad besuchen können, d.h., der Einlass ist auf zwei Stunden begrenzt; bei wenig Betrieb wird diese Zeit ausgeweitet. Trotz dieser und anderer Beschränkungen, wie etwa die Schließung des Kinderbeckens, seien viele Jahreskarten verkauft worden.

Im Freibad Uettingen, das seit dem 17. Juni geöffnet ist, war bis Redaktionsschluss kein Verantwortlicher zu erreichen. Aus einer früheren Meldung geht hervor, dass man sich dort für das Zweischichtsystem entschieden hat – mit einer ersten Schicht von 9 bis 13 Uhr und einer zweiten von 15 bis 19 Uhr.

Im Gelchsheimer Freibad am Gaubahnradweg ermöglichten Ehrenamtliche die Schwimmbad-Öffnung.
Foto: Hannelore Grimm | Im Gelchsheimer Freibad am Gaubahnradweg ermöglichten Ehrenamtliche die Schwimmbad-Öffnung.

Dass das Schwimmbad Gelchsheim seit dem 1. Juli geöffnet ist, ist vor allem der Unterstützung durch 45 Ehrenamtliche zu verdanken, sagt Bürgermeister Roland Nöth. Diese hätten sich nach einer Umfrage unter den Einwohnern, ob und unter welchen Umständen das Schwimmbad in diesem Sommer seine Tore öffnen könne, zusammengefunden und die Schwimmbadbetreiber unter anderem an der Kasse und bei der Reinigung des Bades unterstützt.

"Wir rechnen mit 50 bis 70 Prozent Einbußen."
Roland Nöth, Bürgermeister Gelchsheim

Das Corona-Konzept des Bades, das unter anderem einen Fünfschichtbetrieb in den Becken vorsieht, der durch verschiedenfarbige Armbänder geregelt wird, werde gut angenommen, so Nöth. Ein Konzept zu erarbeiteten, bei dem das gewohnte Badeerlebnis nicht zu kurz kommt, sei allerdings schwierig gewesen. „Ein Freibadbesuch steht doch für Freizeit, Wohlfühlen und Entspannung“, verdeutlicht Nöth. Da das Kinderbecken geschlossen bleiben muss, kämen wesentlich weniger Familien mit kleinen Kindern. Aus wirtschaftlicher Sicht sei die Saison kein Erfolg, „wir rechnen mit 50 bis 70 Prozent Einbußen.“

Geschlossen bleiben muss in diesem Sommer das Freibad Baldersheim. Die Gemeinde hatte keine Badeaufsicht gefunden, hätte aber mit einigen Hilfskonstruktionen das Schwimmbad dennoch öffnen können – wäre nicht Corona dazwischengekommen. „Wir hatten um Mithilfe der Bevölkerung im Schwimmbadbetrieb gebeten, um das Sicherheitskonzept einhalten zu können“, sagt Aubs zweiter Bürgermeister Klaus Saliger. Doch dazu kam es nicht. Zu wenige fanden sich, die sich im angedachten Schichtkonzept hätten einbringen können. „Dabei hatten wir einen Kioskbetreiber, und Technik und Wasserqualität haben gepasst“, bedauert Saliger.

 
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