Geschlossene Türen, keine Gäste und keine Einnahmen: Dieses harte Schicksal teilen sich die Würzburger Bar- und Clubbesitzer aktuell. Wann sich das ändert und die Partyszene wiederbelebt werden kann, ist bisher nicht absehbar. Am 24. November vergangenen Jahres mussten die Betreiber von Party-Locations in ganz Würzburg ihren Job niederlegen. Das ist jetzt zwei Monate her.
Doch einige von ihnen sind mit der Corona-Pandemie kreativ geworden und setzen auf alternative Einnahme-Modelle. Diese sollen die Wiedereröffnung der Lokalitäten sichern, wenn es denn wieder losgeht.
1. Frank Knüpfing, Inhaber der Clubs Odeon und Airport: setzt auf Testen statt Tanzen
Einer der bereits zum Beginn der Pandemie auf die Krisensituation reagiert hat, ist Frank Knüpfing, Inhaber des Würzburger Clubs Odeon und Airport. Er betreibt mittlerweile verschiedene Teststrecken in Würzburg, unter anderem am Markt und im Odeon in der Augustinerstraße. "Die Teststrecken sind eine Hilfe – besonders für meine Mitarbeitenden", sagt er. Denn die könne er ausnahmslos alle in seinen Corona-Testzentren einsetzen. Und davon profitieren nicht nur die Mitarbeitenden selbst. "Sie haben alle ihre Einnahmen, und mir sichert das einen guten Start in die neue Saison."
Durch die Weiterbeschäftigung müsse er bei Wiedereröffnung nicht erneut auf die Suche nach Personal gehen, sondern könnte direkt seine Türen öffnen. Von Beginn der Pandemie an auf das Konzept der Teststrecken zu setzen, sei rückblickend "ein guter Plan gewesen", erklärt Knüpfing. Dennoch reichen die Einnahmen nicht aus, um die Verluste durch die Schließungen auszugleichen. "Ich glaube, dass ich mit beiden Clubs auch eine doppelte Verantwortung habe."
2. Christopher Thum, Geschäftsführer der Chase-Bar: setzt auf fränkische Kost und Steaks
Christopher Thum, Geschäftsführer der Chase-Bar in Würzburg kommt zur Rettung, dass er von Beginn an breit aufgestellt war. Mit dem Traditionslokal Backöfele und dem Chase-Steakhouse ist er seit Jahren tief in der Gastronomieszene verwurzelt. Während die Chase-Bar schließen musste, kann er die beiden übrigen Lokale weiterhin betreiben, wenn auch mit deutlich hohen Einbußen, wie er erklärt. Und auch er versucht seine Angestellten weiter zu beschäftigen: "Die Barkeeper sind im Service genauso einsetzbar, wie hinter der Theke", so Thum.
Der Gastronom weiß, dass er sich damit in einer luxuriösen Situation befindet. "Wenn ein Laden wegbricht, habe ich das Glück mit den anderen weiter machen zu können." Dennoch sei der Verlust, der durch das Schließen der Chase-Bar anfällt, nicht wieder einzuholen. "Wir versuchen durchzukommen und guter Dinge zu sein", sagt Thum.
3. Brian Krahmer, Inhaber des Clubs Katze: versorgt Studierende statt mit Drinks mit Abschlussarbeiten
"Wir haben im vergangenen Jahr mit Copylion auf einer anderen Schiene versucht, ein bisschen Umsatz zu machen", erklärt Brian Krahmer, Inhaber vom Club Katze in Würzburg. Der Copy-Shop bietet Studierenden und allen anderen an, Abschlussarbeiten binden zu lassen sowie Ausdrucke und Kopien zu erstellen. "Das läuft ganz okay", sagt Krahmer. Dennoch habe er damit gerechnet, dass die Schließung der Clubszene nur kurze Zeit dauern werde und deshalb keine weiteren Maßnahmen getroffen.
Seine Mitarbeitenden beschäftigt er weiterhin, lässt sie die Neueröffnung vorbereiten und den Social Media Auftritt des Clubs planen. "Das sind Veranstaltungskaufleute und die sollten auch in diesem Bereich tätig sein", so der Clubbesitzer. Um sich in der Krise dennoch über Wasser halten zu können, ist Krahmer aktuell auf private Kredite und Überbrückungshilfen angewiesen. Gezahlt wurden letztere bisher nicht.
4. Philipp Wohlfahrt, Inhaber der Bar Lemondrive: Hiwi-Job statt Traumjob
Voller Tatendrang hatte sich der Student Philipp Wohlfahrt im Januar 2020 seinen Traum von der eigenen Bar in Würzburg erfüllt. "Ich wollte mich selbstständig machen, weil Cocktails meine Leidenschaft sind", sagt er. Kurz nach der Eröffnung musste Wohlfahrt seine Bar schon wieder schließen. Die beantragten Überbrückungshilfen nutzt er aktuell um die Ladenmiete und alle anderen Fixkosten zu decken. Doch weil sein Laden erst im Januar 2020 eröffnet hat, konnte der Student zu Beginn des ersten Lockdowns kein Angaben zum Vorjahresumsatz machen. "Ich konnte daher zuerst gar keine Hilfen beantragen", erklärt Wohlfahrt.
Die laufenden Kosten, wie Mieten und Versicherungen, hatte der Student damals mit dem Gehalt seines Jobs als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität Würzburg beglichen. Für den aktuellen Zeitraum seit November 2021 hat er erneut Überbrückungshilfen beantragt, rechnet jedoch damit, dass diese seine Kosten nicht vollständig decken können und er erneut selbst für ein Teil der Kosten aufkommen muss.
5. Peter Ott, Sprecher des Immerhin: setzt auf Restverkauf statt Rock 'n Roll
Ähnlich geht es auch Peter Ott, Sprecher des ehrenamtlich betriebenen Jugendkulturtreffs und Club Immerhin in Würzburg. Zwar zählt der Laden nicht zu den klassischen Clubs oder Bars, dennoch musste das Immerhin bereits im März 2020 schließen. In dem Kellerlokal unter der Posthalle seien die Corona-Auflagen schlicht nicht einzuhalten, erklärt er. Dennoch versucht das Team um Ott gelegentlich mit außergewöhnlichen Aktionen ein paar Einnahmen zu generieren. Vor zwei Wochen erst hatte Ott einen Bierverkauf organisiert, weil die gelagerten Bierflaschen kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums standen.
Mit zwei zusätzlichen Außenevents im Sommer, der Beteiligung an dem von der Stadt Würzburg geförderten "Gemeinsam Einsam" Festival und dem Verkauf von Werbeartikeln, versucht das Team in Krisenzeiten über die Runden zu kommen. Die Mitarbeitenden sind allesamt ehrenamtlich tätig und unterstützen aktuell den Aufbau der Website und der Social Media Kanäle.