
Nach dem Brandenburger Tor in Berlin trifft es jetzt auch Würzburg. Die Letzte Generation hatte ihren Protest in den vergangenen Wochen hauptsächlich auf Berlin konzentriert, nun wurde sie auch in Würzburg aktiv. Gegen 9.55 Uhr hatten sich fünf Mitglieder der Organisation vor dem Zentralen Hörsaalgebäude der Universität Würzburg am Hubland versammelt. Zwei von ihnen beschmierten die Fassade und die Fenster des Gebäudes mit orangener Farbe.
Zusätzlich befestigten sie ein Banner mit der Aufschrift "Wissen ist Verantwortung" am Gebäude und verteilten Flyer, um zu einem Diskussionsabend einzuladen. Nur wenige Minuten nach der Farbaktion trafen Beamtinnen und Beamten der Polizei Würzburg-Stadt ein und erteilten den Mitgliedern einen Platzverweis, wie Esther Knemeyer, Pressesprecherin der Uni Würzburg, gegenüber dieser Redaktion bestätigte. Zusätzlich hätten die Beteiligten Hausverbote für die Universität erhalten.
Am Uni-Campus blieb die Aktion nicht unbemerkt. Studierende, die Vorlesungen in dem 2011 eröffneten Gebäude besuchten, versammelten sich auf dem Platz davor – bei Vielen stieß die Aktion auf Unverständnis. "Warum ausgerechnet ein Fakultätsgebäude? Gäbe es da nicht bessere Ziele?", stellt Viktor G., Student an der Uni Würzburg, als Frage in den Raum. Ein Kommilitone stimmt ihm nickend zu.
Warum wurde die Uni als Ort des Protestes gewählt?
"Wir sehen die Studierenden noch mehr in der Verantwortung. An der Universität wird das Wissen gebündelt", erklärt Hanna von der Letzten Generation, die an der Aktion beteiligt war. Das sei der Grund gewesen, warum man das Hörsaalgebäude als Ort des Protestes gewählt habe. Dass sich die Letzte Generation mit Aktionen wie dieser ausgerechnet bei der Zielgruppe unbeliebt machen könnte, die deren Forderungen tendenziell vielleicht offener gegenübersteht, sei Hanna bewusst. "Das ist klar und ich kann verstehen, dass es unangenehm für die Leute ist, wenn wir sie mit solchen Aktionen wachrütteln und zeigen wollen, dass die Klimakrise uns alle betrifft."
Zu dem Diskussionsabend, für den die Mitglieder während der Aktion geworben hatten, seien daher ausdrücklich auch Kritikerinnen und Kritiker eingeladen, um verschiedene Ansichten auszutauschen. Doch es gab nicht nur Unverständnis und Kopfschütteln für die Farbaktion. "Klimawandel ist ein Problem, das uns alle betrifft und da wird sich auch nichts daran ändern, wenn wir nichts ändern", erklärt Anna Peneker, Studentin im ersten Semester. Sie findet es wichtig, dass Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt werde, Sachbeschädigung oder das Beschmieren von Kunstwerken aber findet sie nicht richtig.

Ähnlich sieht es auch Karl Heinz Grossmann, der Rentner war zufällig an dem Hörsaalgebäude vorbeigelaufen, als er die Farbaktion bemerkte. Auch er findet das Anliegen der Letzten Generation wichtig. "Aber die Methoden finde ich nicht gut." Er ist überzeugt, dass die Organisation mit Aktionen wie dieser die Mehrheit der Bevölkerung abschrecke. "Die sind dann nicht mehr offen für das eigentliche Thema, das ist schade."
Kritik an der Aktion äußert auch Würzburgs Klimabürgermeister Martin Heilig (Bündnis 90/Die Grünen). "Natürlich ist in einer demokratischen Gesellschaft Protest gerechtfertigt, aber ich halte diese Form von Protest nicht für hilfreich", sagte er gegenüber der Redaktion. "Persönlich glaube ich, die Letzte Generation schadet dem Klimaschutz damit mehr als sie ihm nutzt. Daraus entstehen keine positiven Impulse mehr."
Die Gesellschaft reagiere auf solche Aktionen nur noch genervt. "Aber wir brauchen die Bevölkerung, wir brauchen alle Energie, um Klimaschutz, Wärmewende und Verkehrswende zu organisieren. Deswegen rufe ich die Letzte Generation dazu auf, mal in Klausur zu gehen und zu überlegen, wie man seinen Protest an die Zeiten anpassen kann."

Im Mai besetzte die Ortsgruppe "End Fossil Würzburg" das Hörsaalgebäude
Offen für Gespräche und die Anliegen zum Klimaschutz habe sich auch die Universität Würzburg in der Vergangenheit immer gezeigt. Umso mehr sei man nun über die Aktion verwundert. "Wir haben wenig Verständnis, wenn man zu Mitteln der Sachbeschädigung greift", sagt Pressesprecherin Knemeyer. Die Universität hätte sich stattdessen gewünscht, dass die Organisation auf sie zukomme und das Gespräch suche. "Dass wir allen Gruppierungen Gespräche anbieten, haben wir ja erst bewiesen." Im Mai besetzten Mitglieder der Ortsgruppe "End Fossil Würzburg" für mehrere Tage das Zentrale Hörsaalgebäude der Uni Würzburg. Die Uni duldete die Besetzung.
Laut Knemeyer werde noch am Dienstag eine Firma beauftragt, die voraussichtlich am Nachmittag mit der Begutachtung des Schadens beginnt und die Farbe so schnell wie möglich entfernen soll.
Ob und inwieweit das möglich ist, bleibt offen. Bereits die Beschmierung des Brandenburger Tors hatte gezeigt, dass sich die Farbe nicht vollständig von den Materialien entfernen ließ.
Laut dem Polizeipräsidium Unterfranken erwartet die Mitglieder der Letzten Generation ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung.
fasziniert es mich immer wieder, dass diese Aktionen zu mehr Aufsehen und (geradezu hektischer) Aktivität führen als die eigentliche Ursache... man könnte glatt meinen, jede/r fühlt sich von den Schmierereien betroffen, aber niemand von der Erderwärmung?
Objektiv und zur Versachlichung der Diskussion festzustellen, dass es unserer jungen Generation um die Welt von morgen geht und gehen muss.
Bei der internationalen Diskussion geht es darum, dass die westlichen Industrieländer seit 150 Jahren die Klimasünder Nummer Eins zugunsten einseitig unseres Wohlstqands und technischen Fortschritts. Lange vor China, Russland, Indien und andere heutige Umweltsünder-Staaten. Aktuell gilt der Pro-Kopf-Ausstoß klimaschädlicher Stoffe in die Atmosphäre. Da stehen die USA und auch Deutschland nicht besonders gut da.
Leider wurden hierzulande die sich verstärkenden Probleme über Jahrzehnte ignoriert bzw. vernachlässigt, wie so vieles andere auch.
Hier muß ich nochmal auf meinen Kommentar eingehen.
Sie schreiben daß es in Würzburg tatsächlich die
Bezeichnung `` Klimabürgermeister `` geben soll.
Aber trotzdem sind die offiziellen Amtsbezeichnungen
Oberbürgermeister, 1. Bürgermeister, 2. Bürgermeister.
Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
Es macht traurig, wenn man sich aus niederen Gründen an Fremden Eigentum vergeht, der Gesellschaft Schaden zufügt!
Es ist Dumm weil sie weder klimatische Zusammenhänge, noch die globale Problemstellungen erkennen!
Es macht traurig, dass hier unsere Bildung versagt hat!
Vielleicht sollten die Herr/Frauschaften vielleicht mal die Gebäude derjenigen beschmieren und zerstören, die meinen, mit ihrem Geld alles machen zu können, und denen das Klima und dessen Schutz sowas von egal sind.
Übrigens: auch Kleber ist extrem klimaschädlich.
Wenn einer, eine oder mehrere (je mehr von Euch desto besser) von LG also an der richtigen Stelle protestieren will, soll(en) er oder sie bitte dort hin und es durchziehen. Anreise gern per Lastenrad. Und dann bitte in Peking oder Shenzen auf die größte Kreuzung kleben.
Die Spendenbereitschaft für die benötigten Lastenräder und den Sekundenkleber wird beispiellos sein.
PS:
Aber lasst bitte niemanden wissen, wo Ihr her kommt. Wir müssen uns schon genug für Euch schämen.
Wieso taucht hier schon wieder die Bezeichnung
`` Klimabürgermeister `` auf.
Diesen Amtstitel gibt es nicht.
Martin Heilig ist nur ein Stellvertreter des Bürgermeisters.
Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
die Bezeichnung gibt es tatsächlich in Würzburg. Auch die Stadt und Martin Heilig selbst verwendet sie.
Freundliche Grüße
Silke Albrecht
MP Digitalmanagement