
Die Inderin Ann Maria Thankachan kommt in das Zimmer der 91-jährigen Inge Köberlein im Caritas Seniorenzentrum Bischof-Scheele-Haus am Würzburger Heuchelhof. Fröhlich lachend spricht die Pflegeauszubildende mit der Bewohnerin. Sie liebt ihre Arbeit mit den älteren Menschen, sagt sie und das sieht man ihr an. Verständigen kann sich die 20-Jährige problemlos, auch wenn ihr Deutsch nicht perfekt ist.
Seit einem Jahr lernt Ann Maria Thankachan Deutsch – erst in Indien, seit dem 1. September in der Pflegeschule. Zusammen mit 15 anderen Auszubildenden aus dem indischen Bundesstaat Kerala absolviert sie seitdem bei der Caritas in Würzburg die Ausbildung zur Pflegefachkraft.
Enormer administrativer Aufwand für Arbeitgeber
Organisiert wurde die Bewerbung für die Ausbildung, die Einreise, die Anmeldung in Deutschland sowie die Unterbringung der Azubis von der Caritas und einem Pfarrer in Indien. Die 16 Inderinnen und Inder wohnten zunächst im Bischof-Scheele-Haus in Würzburg – auf einer wegen Personalmangels leerstehenden Pflegestation. Ann Maria Thankachan und vier weitere Azubis sind inzwischen nach Veitshöchheim in eine Wohngemeinschaft gezogen, die ebenfalls von der Caritas organisiert wurde.
Der Geschäftsführer der Caritas-Einrichtungen gGmbH, Georg Sperrle, erläutert im Gespräch den enormen administrativen Aufwand: Über ein Programm der Bundesagentur für Arbeit werden im Ausland potenzielle Auszubildende oder Fachkräfte rekrutiert. Nach einem Videogespräch kümmert sich die Caritas – vom Flug bis zum Internetanschluss – um alles Weitere. Dafür wurde eine Stabstelle "Personalmarketing und -entwicklung" gegründet. Warum nimmt ein Arbeitgeber solche Mühen und mitunter immense Kosten auf sich?

Personalnot führt zu Gewinnausfall
Aktuell macht die Babyboomer-Generation, also die geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1969, noch einen signifikanten Teil der Arbeitskräfte aus. Doch wenn diese Generation in Rente geht und irgendwann selbst pflegebedürftig wird, droht der bestehende Pflegenotstand zur Katastrophe zu werden. Die Zahl von derzeit fünf Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werde bis 2050 laut Sperrle auf über sieben Millionen anwachsen. Gleichzeitig hätten in den letzten zwei Jahren bundesweit 1200 Pflegeeinrichtungen geschlossen.
Denn Personalmangel führe zu Gewinnausfall: Ein Seniorenwohnheim, das nur Pflegepersonal für 90 Prozent der Plätze habe, sei unwirtschaftlich. Daher zahlten sich Kosten für Personalmarketing im Ausland auf lange Sicht aus, so Sperrle. Andere Möglichkeiten gebe es kaum: Aufgrund niedriger Geburtenraten stünden in Deutschland zu wenige junge Menschen für den Arbeitsmarkt zur Verfügung.
Pflegekräfte arbeiten am Limit
"Für mich ist Altenpflege immer noch Berufung", sagt Heike Otto. Seit sie 16 war, war sie als Pflegekraft im Würzburger Caritas Seniorenzentrum St. Thekla tätig; heute übernimmt sie administrative Aufgaben als Pflegedienstleitung in der Zentrale der Caritas. Bis zur Rente 40 oder 50 Jahre lang aktiv zu pflegen, schaffe keiner, sagt Otto – dafür sei die körperliche Belastung im Berufsalltag zu groß. Auch psychisch fordere der Arbeitsalltag: Immer von Glocke zu Glocke zu hetzen, für die Bewohner nie wirklich Zeit zu haben, das sei unbefriedigend. "Das Gespräch bei der Grundpflege ist wichtiger als die Grundpflege selbst", meint Otto.
Sie stellt eine Erschöpfung bei ihren Kolleginnen und Kollegen fest. Gestiegene Krankheitszahlen erforderten, auch einmal zehn bis zwölf Tage am Stück zu arbeiten. Ihre Arbeit werde dafür aber fair, nach Tarif und mit Zulagen vergütet, so Heike Otto.
Lösen ausländische Pflegekräfte den Notstand?
Der knappe Personalmarkt in der Pflege sorgt für Gehälter von 1350 Euro Ausbildungsgehalt im ersten Lehrjahr und ein Einstiegsbruttogehalt von 3500 Euro; dazu bieten viele Arbeitgeber, wie auch die Caritas weitere Vorteile. Wie finanzieren sich diese Gehälter?
An die 40 Prozent der Bewohner der Einrichtungen beziehen laut Sperrle Sozialhilfe, um den monatlichen Eigenanteil von rund 3500 Euro zu stemmen. Die Kosten des Personalnotstands würden letztlich die Bewohner und ihre Angehörigen, die Pflegekassen und der Staat tragen.
Mit zunehmender Personalnot in der Zukunft werde wegen fester Standards nicht die Qualität der Pflege, sondern die Anzahl der Pflegeplätze abnehmen – wodurch noch mehr Angehörige in die Pflege eingebunden werden müssten.
Bessere Bedingungen für Pflegekräfte in Deutschland
Ohne die Initiative der Caritas, die ihr die Angst vor der Auswanderung genommen habe, hätte Ann Maria Thankachan nie eine Ausbildung in Deutschland begonnen. Sie sei mit offenen Armen empfangen worden, sagt sie, und fühle sich sehr wohl hier.
In Indien sei eine Pflegeausbildung zu teuer und auch Arbeitsplätze gebe es wenig. In Deutschland verdiene sie sehr gut bei besseren Arbeitsbedingungen. Ann Maria Thankachan ist mit einem befristeten Arbeitsvisum hier, das voraussichtlich, solange sie angestellt ist, verlängert wird. Ihr Plan ist es, langfristig hier zu arbeiten.
Großes Dankeschön an Dich und die Anderen
die hier in Deutschland ihre Ausbildung zur
Pflegefachkraft machen. Wünsche euch
viel Glück und Spaß bei der Arbeit.
Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
So wird das nichts mit Fachkräftezuwanderung. Wenn die Regierung bis jetzt noch nicht aus dem Tiefschlaf erwacht ist, dann muss man sich hier über die Kompetenz einzelner Politiker Gedanken machen.
MfG
Johannes Bullmann, MPA
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/qualifizierte-einwanderung-2262984
Nix Tiefschlaf. Erste Stufe des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes November 2023. Zweite Stufe März 2024, Dritte Stufe Juni 2024.
Ansonsten, lassen sie Gesetze doch auch erstmal einmal wirken. Im Gegensatz zur GroKo - die jahrelang nichts gemacht hat - hat die Ampel Erleichterungen durchgesetzt. CDU/CSU hat mit der AfD gegen das Gesetz gestimmt um das Thema weiter zu verschlafen. Auch das neue Einbürgerungsgesetz wird Anreize für Fachkräfte setzen.
Deshalb, lassen Sie Gesetze einfach mal wirken. Die nächste GroKo kann nach unendlichen Diskussionen dann ja alles besser machen, aber das wird vermutlich Jahre dauern.
- Sprachzertifikat
- Arbeitsvertrag
- Bestätigung dass man für Unterkunft sorgt
Dann Genehmigung.
Nein, bei uns müssen 40 nachweise gebracht werden, übersetzt, weil man ja teilweise nciht mal Englisch kann und dann dauert die Bearbeitung 6 Monate.
Sorry, habe selber in der Verwaltung gearbeitet. Wenn du dir da so manche Beamte ansiehst wundert mich gar nichts mehr.
MfG
Johannes Bullmann, MPA
Wenn alle mitziehen kann in einem beschleunigten Fachkräfteverfahren das Verfahren in 4 Monaten abgeschlossen sein.
https://www.bayernportal.de/dokumente/leistung/9053829595127?localize=false
Hier wird das ganz gut erklärt.
https://www.make-it-in-germany.com/de/visum-aufenthalt/arten/arbeiten-fachkraefte