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Wie der Tourismus in Franken mit Corona kämpft
Hotels dürfen bald wieder öffnen, doch kommen auch Gäste? Welche Folgen die Krise für den regionalen Fremdenverkehr haben könnte und womit er Urlauber locken will.
Franken verfügt über ein Netz von insgesamt rund 10 000 Kilometer an Radwegen. Dazu gehört auch der etwa 600 Kilometer lange Main-Radweg.
Foto: Franken Tourismus, Thorsten Brönner | Franken verfügt über ein Netz von insgesamt rund 10 000 Kilometer an Radwegen. Dazu gehört auch der etwa 600 Kilometer lange Main-Radweg.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 10.02.2024 02:11 Uhr

Bayerns Tourismus boomte. Rekordjahr folgte auf Rekordjahr, auch in Franken. Für 2020 war der nächste Umsatzgipfel in Aussicht. Dann kam das Coronavirus aus China. Seit Mitte März die Reisebeschränkungen in Kraft getreten waren und viele Unterkünfte ihren Betrieb einstellten, ist der Fremdenverkehr im Freistaat dramatisch eingebrochen.

Nach noch steigenden Übernachtungszahlen im Januar und Februar verzeichneten die knapp 11 000 bayerischen Beherbergungsbetriebe, wie Hotels, Pensionen, Jugendherbergen, Ferienwohnungen und andere Unterkünfte mit mindestens zehn Gästebetten im Amtsdeutsch heißen, im März nur etwa eine Million Gäste – ein Rückgang um 61,5 Prozent im Vergleich zum März 2019. Diese Zahl gab das Landesamt für Statistik Anfang Mai bekannt. Die Zahl der Übernachtungen brach demnach um 53,4 Prozent auf knapp 3,2 Millionen ein.

Für Ende des Monats nun gibt es wieder Hoffnung für Hoteliers und Kollegen: Nach einem Beschluss des bayerischen Kabinetts am Dienstag dürfen sie ihre Betriebe am Samstag, 30. Mai, wieder öffnen. "Sie sind sehr froh, dass sie Pfingsten mitnehmen können und hoffen, dass die Öffnung vielleicht noch auf Freitag vorgezogen wird", sagt Michael Schwägerl, Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (DeHoGa) in Unterfranken. "Wir sind deswegen mit den zuständigen Ministerien im Gespräch." In Unterfranken war die Zahl der Übernachtungen im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 45,4 Prozent auf rund 277 600 gesunken. 

Michael Schwägerl, Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (DeHoGa) für Unterfranken 
Foto: Thomas Obermeier | Michael Schwägerl, Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (DeHoGa) für Unterfranken 

Laut Schwägerl haben die Buchungen auch noch nicht wirklich wieder angezogen. "Aktuell wird noch mehr storniert", berichtet er. Das liege auch daran, dass gerade Hotels im städtischen Raum von Festivals und Festen, Kongressen und Tagungen profitierten – die bis in den Herbst hinein abgesagt sind. "Der Blick auf den Übernachtungsrekord des Juli 2019 zeigt, wie sehr die großen Veranstaltungen auch an Relevanz für den Übernachtungstourismus gewonnen haben", sagt Björn Rudek, Tourismusdirektor des städtischen Eigenbetriebes Congress Tourismus (CTW) in Würzburg.

Erst mal keine Frühstücksbufetts

Nun werde sich auch der für die Stadt "sehr bedeutsame Tagungs- und Kongresstourismus auf veränderte Bedingungen einstellen müssen". Hygiene- und Abstandsvorschriften gelten in der Hotelerie genauso wie in der Gastronomie. Statt Frühstücksbufetts mit Brötchenkörben, Käse-und Wurstplatten, offenen Marmeladen sowie frischem Obst und Eiern wird es erst mal nur noch abgepackte Lebensmittel geben.

Schwägerl befürchtet: "Falls Videokonferenzen den Tagungstourismus längerfristig ersetzen, könnte es gerade für kleinere Hotels, die sich darauf spezialisiert haben, eng werden." Noch sind ihm keine Schließungen und Insolvenzen aufgrund der Corona-Krise bekannt. "Die Frage ist: Wie lange können Betriebe mit den Auflagen leben, so dass sie noch wirtschaftlich sind?" Die finanziellen Herausforderungen gerade auch für kleine Gasthöfe auf dem Land sind groß.

"Die Frage ist: Wie lange können Betriebe mit den Auflagen leben, so dass sie noch wirtschaftlich sind?"
Michael Schwägerl, Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (DeHoGa) für Unterfranken

Der DeHoGA-Bezirksgeschäftsführer hofft, dass die Einnahmen aus Kultur- und Naturtourismus die Einbußen im Tagungstourismus einigermaßen kompensieren können: "Wir müssen Menschen, die nicht im Ausland Urlaub machen, für uns gewinnen und von der fränkischen Gastlichkeit mit Wein und Kulinarik überzeugen."     

Tourismusverband Franken mit Werbekampagne

Genau das versucht der Tourismusverband Franken von Nürnberg aus. Mit seiner "Recovery-Kampagne" in regionalen Radio- und Fernsehsendern, auf Instagram und der Touren-Plattform Komoot will er Besucher in die 16 Tourismusgebiete zwischen fränkischem Weinland und Fichtelgebirge, Spessart-Mainland und Rhön locken. "Wir bieten ein Wanderwegenetz von insgesamt rund 40 000 und ein Radwegenetz von insgesamt etwa 10 000 Kilometern", sagt Pressesprecher Jörg Hentschel. "Die nicht so bekannten Wege präsentieren wir ebenso wie Geheimtipps in Städten wie Würzburg, Rothenburg oder Bamberg." Für Urlauber in Franken stünden zirka 200 000 Betten zur Verfügung. Gerade seien besonders Ferienwohnungen und Wohnmobile gefragt, laut DeHoGa-Bezirksgeschäftsführer Schwägerl stehen Campingplätze hoch im Kurs.

Franken verfügt über ein Wanderwegenetz von rund 10 000 Kilometern. 
Foto: Touristikverband e.V. RÄUBERLAND | Franken verfügt über ein Wanderwegenetz von rund 10 000 Kilometern. 

Schwägerl, Rudek und Hentschel rechnen in diesem Sommer und Herbst aufgrund der Corona-Folgen wie Gehaltseinbußen durch Kurzarbeit und Reiseverunsicherung mit einer stärkeren Nachfrage im Inlandstourismus, vom dem auch die Region profitieren kann. Bereits im vergangenen Jahr kamen laut Landesamt für Statistik zirka 80 Prozent der Gäste in Franken aus der Bundesrepublik. "Mehr als 25 Millionen Übernachtungen haben 2019 für einen Umsatz von 10,5 Milliarden Euro im fränkischen Fremdenverkehr und den davon profitierenden Dienstleistungen gesorgt", weiß Hentschel.

Wie hoch sind die Umsatzeinbußen? 

Wie hoch die Einbußen durch die Pandemie ausfallen, soll eine vom Tourismusverband Franken in Auftrag gegebene Studie bis Ende des Jahres ermitteln. Das Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes rechnet zwar damit, dass sich der Binnentourismus deutlich früher erholt als das internationale Reisen, doch geht ein realistisches Szenario auch hierzulande von Umsatzeinbrüchen von rund 41 Prozent für 2020 aus. "Einen Totalausfall der gesamten touristischen Leistungskette hat es so nach dem Zweiten Weltkrieg noch nie gegeben", sagt CTW-Chef Rudek.

Eines scheint gewiss: Nach den fetten Jahren mit stetig steigenden Übernachtungszahlen und jährlichen Wachstumsraten von ein bis drei Prozent wird es auch in Franken erst mal wohl keine neuen Rekorde geben. 

 
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