Die Stimmung der Hoteliers im Landkreis ist schlecht. Kein Wunder. Es gibt das Beherbergungsverbot für Urlaubsgäste und es hagelt Stornierungen für die Sommersaison. Nur Geschäftsreisende dürfen derzeit aufgenommen werden. "Ich sehe im Moment keine Perspektive", sagt Josef Deppisch, Besitzer des Hotels Anker in Marktheidenfeld.
Eine Hand voll Gäste sind unter der Woche in seinem Hotel mit 67 Betten in der Altstadt. Die darf Deppisch bewirten, weil diese aus geschäftlichen Anlass in Marktheidenfeld sind. Aber kein Vergleich zu normalen Verhältnissen. "Da wären wir in dieser Zeit nahezu voll belegt", sagt er und er braucht das gute Geschäft in den Sommermonaten, um die Flauten in den Wintermonaten auszugleichen.
Unter der Woche hat Deppisch vor allem Seminarteilnehmer und Gäste, die geschäftlich hier sind, am Wochenende überwiegen die Urlauber. Auch der Radel-Tourismus wäre zu normalen Zeiten bei diesem schönen Wetter bereits angelaufen. Doch statt Buchungen für die Sommersaison entgegen zu nehmen, muss Deppisch Stornierungen bearbeiten. "Die Gäste wollen auch dafür noch eine schriftliche Bestätigung", sagt er.
Angestellte in Kurzarbeit
Seine Angestellten hat Deppisch bis auf die Auszubildenden in Kurzarbeit geschickt. Sie werden nicht gebraucht. Die wenige Arbeit, die zu tun ist, könne er mit seiner Frau und den Auszubildenden selbst erledigen. Auch ein Formular für staatliche Unterstützung habe er schon ausgefüllt und abgeschickt, sagt er. Bekommen habe er aber bislang noch nichts.
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Doch das Schlimmste ist für Deppisch, er weiß nicht, wie es weitergeht. Möglich, dass es mit Beginn der Pfingstferien eine Lockerung des Beherbergungsverbots geben wird. Aber wird ihm das nutzen? Dann müsste er die Zahl seiner Restaurantgäste daran ausrichten, wie er diese mit genügend Abstand in den alten Stuben vom Weinhaus Anker verteilt. Seine Hoffnung ist, dass ein Impfstoff gefunden wird. Aber das wird dauern, ist er sich bewusst. Bis dahin wird es für ihn bestenfalls mit eingeschränktem Betrieb weitergehen.
Ähnlich pessimistisch äußert sich Michael Leiß, Inhaber des Parkhotel Leiß in Lohr. "Ein Hotel ohne Gäste ist kein Hotel", sagt er. Für ihn sei die derzeitige Situation existenzbedrohend. "Ich hoffe, dass es das Hotel am 31. Dezember noch gibt", sagt er. Derzeit hat er ein paar Geschäftsreisende zu Gast, in normalen Zeiten wäre im April sein Hotel mit den 57 Zimmern und mit 102 Betten über der Hälfte belegt. Hoffnung auf schnelle Besserung hat er keine. Denn sollte es ab Pfingsten eine Lockerung geben, dann fahren trotzdem erst mal keine Reisebusse. Das Geschäft würde dann vermutlich erst ganz allmählich wieder anlaufen.
Leiß sieht sich zum Nichtstun verurteilt. Er bearbeitet Stornierungen und kann nur abwarten. "Marketingmaßnahmen machen derzeit keinen Sinn", sagt er, denn die Leute seien zurückhaltend in dieser unsicheren Lage und das kann Leiß gut verstehen. Sie hätten Angst zu verreisen, dem ein oder anderem wird auch aufgrund eines geringeren Einkommens wegen der Krise das Geld für den Urlaub fehlen.
Hat er eine Forderung an die große Politik? Da muss Leiß nicht lange überlegen. Es könne nicht sein, dass die Bundesregierung in ihrem Handeln auf ein paar Virologen vertraut und dadurch sein Hotel in der Existenz gefährdet. Es gäbe da auch noch andere Meinungen und er macht keinen Hehl daraus, dass er die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise für übertrieben findet.
Einer der größten Hoteliers im Landkreis Main-Spessart ist Eberhard Imhof mit seinen Hotels "Mainpromenade" in Karlstadt mit 90 Betten und dem Hotel Imhof in Langenprozelten mit 70 Betten. Die Anfrage der Main-Post trifft ihn in einem Moment, wo sich seine Stimmung etwas gebessert hat. Er hatte gerade erfahren, dass der Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie ab diesem Juli für ein Jahr auf sieben Prozent gesenkt wird. "Ein Lichtblick", meint er, der aber auch nur dann was nützt, wenn die gastronomischen Betriebe auch wieder öffnen können.
Imhof hat derzeit viel zu tun, nicht nur, weil er sich um seine beiden Hotels kümmern muss. Er ist auch Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes und muss als solcher viele Anfragen der Mitglieder beantworten. Auch er beschreibt die Stimmung als schlecht. "Es ist eine schwere Zeit für Hoteliers", sagt er, die für viele existenzbedrohend sei.
Versicherung will nicht vollen Schaden zahlen
Auch Imhof sagt, dass er die Situation nur ein paar Monate durchstehen könne. Wie es dann mit den Hotels weitergeht, wisse er nicht. Dabei habe er extra eine Versicherung im Falle einer Betriebsschließung wegen Infektionsgefahr abgeschlossen, allerdings hat die Versicherung signalisiert, dass sie nur zehn bis fünfzehn Prozent des Schadens übernehmen wolle. "Das ist wie, wenn man einem Hund einen abgenagten Knochen hinwirft", schimpft Imhof. Er lasse derzeit juristisch prüfen, ob er dagegen vorgehen kann.
Imhof hofft auf die angekündigte Lockerung des Beherbergungsverbots ab Pfingsten. Dann würde das Geschäft sicher nicht wieder voll starten. "Vielleicht hätten wir dann 30 Prozent des normalen Umsatzes", schätzt er, aber es wäre zumindest ein Anfang.