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Ochsenfurt
Welche Gemeinde im Schulpoker um eine Förderschule im nördlichen Landkreis Würzburg die besten Karten hat
Rimpar, Veitshöchheim oder Unterpleichfeld? Im Wettbewerb um einen Förderschul-Standort legten alle drei nun ihre Angebote vor. Wer überzeugte den Kreistag?
In die die Matthias-Ehrenfried-Grundschule in Rimpar wird die Rupert-Egenberger-Förderschule aus Veitshöchheim einziehen.  
Foto: Christian Ammon | In die die Matthias-Ehrenfried-Grundschule in Rimpar wird die Rupert-Egenberger-Förderschule aus Veitshöchheim einziehen.  
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:48 Uhr

Es hatte ein wenig den Anschein, als ob am Montag drei Immobilienmakler am Rednerpult in der Ochsenfurter Dreifachhalle standen, um den Kreisrätinnen und Kreisräten jeweils ihr Angebot für die Rupert-Egenberger-Schule schmackhaft zu machen. Die Verkäufer waren die Bürgermeister Bernhard Weidner (CSU) aus Rimpar, Jürgen Götz (CSU) aus Veitshöchheim und Alois Fischer (UWG/FW) aus Unterpleichfeld. 

Die Angebote für die dritte Förderschule im Landkreis, in der 80 bis 120 Schüler und Schülerinnen unterrichtet werden sollen, sind unterschiedlich: Im Portfolio waren ein gebrauchtes Schulhaus in Rimpar, ein Neubau in Veitshöchheim, das dritte Stockwerk der geplanten Grundschule in Unterpleichfeld oder ebenfalls ein Neubau am Ortsrand. Die Angebotspreise: 7,36 Millionen für das Schulhaus Rimpar, 15 Millionen für einen Neubau in Veitshöchheim oder rund zehn Millionen Euro für den dritten Stock in Unterpleichfeld, beziehungsweise rund 15,5 Millionen Euro für ein neues Schulhaus.  

Das Förderschulgebäude in Veitshöchheim ist marode und nur äußerts kostspielig zu modernisieren

Die Ausgangssituation: Das Schulgebäude der Rupert-Egenberger-Schule in Veitshöchheim ist marode. Wasser dringt ein, die Fußböden sind kaputt, und das Gebäude hat auch keine Wärmeisolieriung. Eine Modernisierung des Schulhauses würde dem Landkreis Würzburg und seinen 52 Gemeinden geschätzt etwa 17 Millionen Euro kosten. Eine Summe, hier sind sich die Mitglieder des Kreistags einig, die nicht ausgegeben werden soll. Denn, bereits in Gaukönigshofen wird für den südlichen Landkreis eine neue Förderschule gebaut und in Höchberg gerade das bestehende Förderschulgebäude für 13 Millionen Euro umgebaut und erweitert.

Schimmel im WC der Rupert-Egenberger-Schule in Veitshöchheim. 
Foto: Thomas Fritz | Schimmel im WC der Rupert-Egenberger-Schule in Veitshöchheim. 

Dass es schließlich für den Standort Nord der Rupert-Egenberger-Schule mehrere Anbieter geben wird, war vor einem Jahr nicht absehbar. Im Schulpoker spielte Veitshöchheim immer mit offenen Karten, Rimpar bluffte anfangs mit dem Preis und Unterpleichfeld brachte sich erst später in Position.  

"Wir sind für Rimpar, auch wenn es ein schulpolitisches Trauerspiel ist, dass die große Gemeinde ihre Mittelschule verliert."
Stefan Wolfshörndl, SPD-Fraktionschef

Jetzt legten alle drei Gemeinden ihr Immobilien-Dossier vor, das dem Kreistag als Entscheidungshilfe dienen sollte. Bernhard Weidner bot für 7,36 Millionen Euro die Grundschule in Rimpar an - und damit liegt der Verkaufspreis über einem Verkehrswertgutachten, in welchem das Schulgebäude mit 5,2 Millionen Euro und das Grundstück mit 1,3 Millionen Euro bewertet worden sind. Doch der Gemeinderat hält diesen Wert für "nicht zielführend, da der Pausenhof nicht so enthalten ist, wie wir ihn als wertig erachten", so Weidner.

Alois Fischer, selbst Mitglied des Kreistages, stellte dazu die Frage: "Wie weit ist es rechtlich zulässig, dass der Landkreis einen Kaufpreis für die Rimparer Schule zahlt, der über dem Wertgutachten liegt." Grundsätzlich gebe es das Verbot der Unterwertveräußerung, erklärte Martin Umscheid, Leiter des zentralen Geschäftsbereichs im Landratsamt. Umgekehrt aber nicht.

Bereits im September 2025 könnte die Förderschule von Veitshöchheim nach Rimpar ziehen

Umzugstermin für die Rupert-Egenberger-Schule aus Veitshöchheim könnte der 1. September 2025 sein, weil bis dahin die Rimparer Grundschule in die Mittelschule vor Ort umgezogen sein soll. Diese wird dann in den Schulverband Pleichach-Kürnachtal aufgenommen und die Schülerinnen und Schüler aus Rimpar in der Mittelschule Unterpleichfeld weiter unterrichtet.  

Alois Fischer aus Unterpleichfeld bot an, die geplante Grundschule in Unterpleichfeld aufzustocken, damit hier die Förderschule einziehen kann. Fischer sprach von 1800 bis 2000 Quadratmetern und sieht Sparpotenziale: An den Kosten müsste sich der Landkreis zu einem Drittel beteiligen, ein Hausmeister würde sich um beide Schulhäuser kümmern und die Gemeinde Unterpleichfeld übernähme die Bewirtschaftung. Einzug könnte 2026 sein, mit rund zehn Millionen Euro anteiligen Baukosten sei zu rechnen.  

Veitshöchheim wirbt mit einem Baukostenzuschuss für die Förderschule

Fehlte noch Veitshöchheim, Heimat der Rupert-Egenberger-Schule seit 1967. Bürgermeister Götz machte keinen Hehl daraus, dass er die Förderschule gerne am Schulcampus behalten möchte, entweder in einem modernisierten Bestandsgebäude oder als Neubau auf einem Grundstück in der Nähe des Berufsförderungswerks. Er betonte die zentrale Lage, dass 30 Prozent der Förderschüler aus Veitshöchheim kommen und nannte den Inklusionshort der Arbeiterwohlfahrt vor Ort als großen Vorteil. Außerdem will die Gemeinde einen Baukostenzuschuss von 2000 Euro für jeden Veitshöchheimer Schüler zahlen.  

Für 13 Millionen Euro wird das bestehende Förderschulgebäude in Höchberg modernisiert und erweitert. 
Foto: Thomas Obermeier | Für 13 Millionen Euro wird das bestehende Förderschulgebäude in Höchberg modernisiert und erweitert. 

Das letzte Wort vor der Entscheidung hatte Schulleiter Markus Fuchs. Er machte nach allen Angeboten deutlich, dass die jetzige Schule in Veitshöchheim eigentlich der ideale Ort sei, um die Schülerinnen und Schüler zu fördern. "Diese Kriterien, wie beispielsweise kleine Räume oder ein Außenbereich mit Ruhezonen müssen Grundlage sein, für den künftigen Standort", so Fuchs. Am besten ließe sich das seiner Meinung nach in Rimpar umsetzen, auch wenn es dort keine große Aula gebe, wo sich die Kinder begegnen, aber auch schon ein informeller Austausch mit den Lehrkräften stattfinden kann. Aber, er könnte sich einen Aula-Kubus auf dem Grundstück vorstellen. 

Warum ein Großteil der UWG/FW-Fraktion für Unterpleichfeld stimmte

"Rimpar ist ökologisch und ökonomisch die sinnvollste Lösung", sagte CSU-Fraktionschef Björn Jungbauer. Für die SPD sei die wichtigste Entscheidung, dass es drei Förderschulstandorte im Landkreis bleiben, betonte Stefan Wolfshörndl und sprach sich für das Schulhaus in Rimpar aus. "Auch wenn es ein schulpolitisches Trauerspiel ist, dass die große Gemeinde Rimpar ihre Mittelschule verliert." 

Ebenso für Rimpar waren auch die Grünen, "weil es hier eine gute ÖPNV-Anbindung gibt und keine weiteren Flächeln versiegelt werden", so Karen Heußner. Die UWG/FW-Kreisrätinnen und Kreisräte sehen dagegen "wirtschaftliche und pädagogisch sachliche Vorteile" in Unterpleichfeld - und stimmten auch fast geschlossen für das Angebot ihres Fraktionskollegen Fischer. Doch gegen die Mehrheit konnten sie sich nicht durchsetzen. Am Ende hatte Rimpar die besten Karten.    

 
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    Ist es nicht traurig von der UWG/FW, dass selbst bei so lokalen Entscheidungen in der Heimat der Beteiligten, der Fraktionszwang größer ist als die Fakten und die Logik?
    Im Bund kann man ja noch verstehen, dass es nur um "große Politik" geht, aber selbst hier im kleinen?
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