"Es reicht!" Karen Heußner (Bündnis90/Die Grünen) wird in der Kreistagssitzung am Montag in der Weißen Mühle in Estenfeld deutlich. Der Grund: Erneut soll die Standort-Entscheidung zur Rupert Egenberger-Schule vertagt werden. 52 Jahre ist das Förderzentrum mit dem Schwerpunkt Lernen in Veitshöchheim alt. Eine Instandsetzung sei zu teuer und zu aufwendig, sagt Landrat Thomas Eberth (CSU).
"Der Zustand der Schule in Veitshöchheim ist kläglich und beschämend", sagt Kreisrätin Heußner. Dass das nicht so bleiben kann, darüber ist sie sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen einig. Nur die Entscheidung über den künftigen Standort müssen sie noch treffen. Und das ist nicht einfach, denn den Kreisrätinnen und Kreisräten liegen mehrere Angebote vor.
Die Qual der Wahl: Wohin könnte die Förderschule umziehen?
Da gibt es die Möglichkeit für einen Neubau der Förderschule in Veitshöchheim auf einem 7000 Quadratmeter großen Grundstück des Berufsförderwerks. Auch die Gemeinde Unterpleichfeld hat außerhalb des Ortes ein derzeit noch landwirtschaftlich genutztes Grundsück südwestlich des Sportplatzes frei. Ein Architekturbüro hat beide Angebote geprüft. Das Ergebnis: Auf beiden Flächen wäre der Bau einer neuen Förderschule möglich. Bis 2029 könnte diese dann bezogen sein.
Kein Neubau ist nötig, wenn die Förderschule von Veitshöchheim in die Matthias-Ehrenfried-Grundschule nach Rimpar zieht. Die Gemeinde würde das Gebäude gerne an den Landkreis verkaufen. Ein Verkehrswertgutachten beziffert den Preis für Hort, Lehrerhaus und Grundschule auf 6,5 Millionen Euro. Die Gemeinde möchte nur das Schulhaus veräußern und will dafür aber acht Millionen Euro vom Landkreis, was vielen zu teuer ist, aber sicher noch verhandelbar wäre.
Warum eine E-Mail aus Unterpleichfeld die Förderschulpläne durcheinander bringt
Wenige Tage vor der Kreistagssitzung gibt es per E-Mail einen weiteren Vorschlag. Bürgermeister Alois Fischer bringt wieder Unterpleichfeld als Standort für die Förderschule Nord ein. Und zwar könnte die Grundschule, die neu gebaut wird, um ein drittes Stockwerk erweitert werden, das der Landkreis kaufen könnte. Fischer nennt aber weder Zahlen, noch legt er Pläne vor. Viele Fragen bleiben offen. Wie soll die Kreispolitik damit jetzt umgehen?
Im Ältestenrat wird diskutiert, vor der Sitzung noch einmal die Köpfe zusammengesteckt. Alles läuft darauf hinaus, dass erneut vertagt wird. Auch die Grünen sind dabei. "Noch ein einziges Mal. Wir dürfen das nicht weiter auf den Rücken der Kinder austragen", sagt Heußner.
Björn Jungbauer, Fraktionschef der CSU, hält die Rimparer Grundschule nach wie vor für "die beste Lösung", wenn auch der Kaufpreis von acht Millionen zu hoch und nicht nachvollziehbar sei. Zum 1. September 2025 könnten die Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf hier unterrichtet werden."Es wäre gut gewesen, uns früher einzubinden", sagt er in Richtung Alois Fischer, der nur ein paar Reihen weiter als Kreisrat der UWG/FW in der Halle sitzt. "Die Zeit drängt", sagt Jungbauer, will aber auch vertagen.
Eine Entscheidung über die Förderschule Nord soll im Dezember getroffen werden
Die Freien Wähler stehen hinter ihrem Fraktionskollegen Fischer. "Die Kosten in Unterpleichfeld sind aus unserer Sicht nicht anders als in Rimpar", sagt Fraktionschef Hans Fiederling. Zahlen kennt er aber auch nicht. Unterpleichfeld habe den Vorfall, dass keine Flächen versiegelt, kein Baugrund erworben werden müsste und ein Neubau energetisch sei. "Wir können Unterpleichfeld eine Chance geben", sagt Wolfgang Kuhl (FDP). Allerdings müsse das Angebot mit Fakten hinterlegt werden.
SPD-Fraktionschef Stefan Wolfshörndl sieht jedoch "viele Eventualitäten" in Fiederlings Beitrag. "Rimpar bietet ökologische und ökonomische Vorteile", sagt er. "Aber nicht zu jedem Preis." Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz und CSU-Kreisrat, bringt noch einmal seine Gemeinde ins Spiel. "Über Veitshöchheim spricht hier keiner mehr", stellt er ernüchternd fest. Ein Drittel aller Schüler der Rupert-Egenberger-Schule kommen aus Veitshöchheim. "Ob die Schülerzahlen an einem anderen Standort so bleiben, weiß ich nicht", sagt er und merkt an: "Wenn heute wieder vertagt wird, kommt das einem Ausschluss Veitshöchheims gleich."
Landrat Thomas Eberth zeigt sich "froh und dankbar" für alle Angebote und mahnt zur Vorsicht. "Am Ende stehen wir da und haben gar keine Option", sagt er und lässt abstimmen. Eine Entscheidung soll nun am 5. Dezember fallen.