
Eine "Leuchtturmschule der digitalen Bildung in Bayern" nennt die bayerische Kultusministerin Anna Stolz das Friedrich-Koenig-Gymnasium in der Zellerau, als sie es vergangenen Freitag besucht. Das Gymnasium in der Zellerau ist eine von nur 19 Schulen landesweit, die am Projekt KI@school der Stiftung Bildungspakt Bayern teilnehmen. Gemeinsam mit Digitalminister Dr. Fabian Mehring besichtigte Stolz mehrere Klassen, in denen seit dem Schuljahr 2023/24 KI-gestützter Unterricht erprobt wird. Wie kommt das Projekt an?

Durch KI-Tools soll mehr Zeit für individuelle pädagogische Begleitung bleiben
"Lehrer meines Jahrgangs wundern sich, was alles möglich ist", sagt Peter Hien schmunzelnd. Der 58-jährige ist Lehrer für Deutsch und Sport am Friedrich-Koenig-Gymnasium. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der 11d, die bereits seit der achten Klasse mit KI arbeiten, stellt er ein Programm für Schreibübungen vor. Anhand verschiedener Kriterien generiert das Programm eine Korrektur, welche die Schülerinnen und Schüler wiederum in ihre Texte einarbeiten. Hien kann sich anschließend eine Statistik anzeigen lassen, die den Fortschritt der Klasse anzeigt.
Svenja Rösch und Laura Kerz, Schülerinnen der 11d, arbeiten gerne mit dem Programm. "Man bekommt schnell personalisierte Ergebnisse", lobt Rösch. Dennoch sei das Feedback von Herr Hien unverzichtbar, sagen die 17-jährigen. KI kenne sie eben nicht persönlich und könne ihre individuellen Arbeitsweisen nicht so gut einschätzen wie eine Lehrkraft. Genau darum müsse es bei KI-gestütztem Unterricht gehen, bestätigen die Minister: Künstliche Intelligenz solle ein "Werkzeug für moderne Pädagogen" sein, so Minister Mehring. Lehrerinnen und Lehrer sollen entlastet, jedoch keineswegs ersetzt werden.

Auch ein differenzierter Umgang mit künstlicher Intelligenz soll gelehrt werden
Christiane Zenner, Lehrerin für Englisch und Italienisch, sieht das ähnlich. Wie Hien hat auch die 43-Jährige positive Erfahrungen mit den verschiedenen Tools gemacht: "Das Schöne ist, der Korrekturaufwand fällt weg, sodass mehr Zeit für individuelles Feedback bleibt". Dass Schülerinnen und Schüler die KI missbrauchen, um sich vor Arbeit zu drücken, haben die Lehrkräfte bislang jedoch nicht als Problem empfunden. Peter Hien sagt, er könne erkennen, wenn seine Schützlinge ihre Arbeit nicht selbst gemacht haben. Hier sei pädagogisches Gespür gefragt, das eine KI schlichtweg nicht ersetzen könne.
Als Abschluss des Besuchs wird die Geschichtsstunde einer achten Klasse besichtigt. Auf dem Lehrplan steht die französische Revolution: Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit einem Marie-Antoinette-Chatbot unterhalten. "Guten Tag, ich wollte Sie mal fragen, wie Sie das Leben früher so fanden?" tippt eine Schülerin in das Nachrichtenfeld ein. Bei der Übung steht allerdings nicht die Erkenntnis im Vordergrund, wie Marie Antoinette ihre Tage verbrachte, sondern vielmehr eine Reflektion des KI-Tools selbst: Wie werden Informationen dargestellt? Ist die Darstellung faktengetreu? Wie bedient man die KI richtig, um einen Mehrwert zu gewinnen, und wo sollte man aufpassen?

Bis 2027 läuft die Testphase am Friedrich-Koenig-Gymnasium
Nicht nur bei Kindern und Lehrkräften scheint die Arbeit mit KI gut anzukommen; auch der Elternbeirat befürwortet das Projekt. Es sei lobenswert, "dass die Kinder diese Erfahrung hier machen dürfen", sagt Chantal Lehmann (55), die als Vertreterin des Beirats anwesend ist. Ohne das Engagement von Schulleiter Marco Korn (46) sei die Projektteilnahme nicht möglich gewesen, berichtet sie außerdem: Er habe sich dafür eingesetzt, dass seine Schule zu einer KI-Modellschule wird, und den Elternbeirat bei der Entscheidung mit einbezogen. Neben den Anregungen des Bildungspaktes habe er durch Eigenrecherche weitere Impulse in die Projektphase eingebracht. Er selbst sagt, seit der Veröffentlichung von ChatGPT gebe es deutlich mehr Ressourcen und Produkte im Bereich KI: "Die Dynamik hat sich extrem beschleunigt". Kosteneffiziente Unterrichtsinstrumente zu finden, sei jedoch nach wie vor eine Herausforderung und erfordere eine genaue Auseinandersetzung mit der Thematik.
Die Minister zeigen sich jedenfalls begeistert von den Ansätzen am Friedrich-Koenig-Gymnasium. Das Projekt KI@school, an dem noch 18 weitere Gymnasien, Grund-, Mittel-, Real- und Förderschulen in ganz Bayern teilnehmen, läuft bis zum Schuljahr 2026/27. Danach wolle man die Ergebnisse in die Fläche tragen, so Stolz. Erprobte Programme sollen landesweit an Schulen eingeführt und in den Unterricht inkorporiert werden. Entsprechende Budgets stehen den Schulen teilweise bereits zur Verfügung. "Ihr müsst auf die aktuellen Realitäten in Wirtschaft und Gesellschaft vorbereitet werden", sagt Dr. Mehring zu den Schülerinnen und Schülern. "Aber jetzt wünschen wir euch erstmal schöne Ferien!"

Und heute übernimmte das kritische Überdenken die KI ... ?