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Zellerau
"Was früher der Taschenrechner war, ist heute die Künstliche Intelligenz": Würzburger Gymnasium ist KI-Modellschule
Das Friedrich-Koenig-Gymnasium ist Teil eines KI-Bildungsprojekts. Gleich zwei Staatsminister besuchten die Schule, um den Projektfortschritt zu begutachten.
Vor den Osterferien statteten Kultusministerin Anna Stolz und Digitalminister Dr. Fabian Mehring dem Friedrich-Koenig-Gymnasium einen Besuch ab. Von den Schülern Linus Wolpert (links), 13, und Paul Jakobi, 13, ließen sie sich erklären, wie KI im Unterricht eingesetzt wird.
Foto: Ulises Ruiz Díaz | Vor den Osterferien statteten Kultusministerin Anna Stolz und Digitalminister Dr. Fabian Mehring dem Friedrich-Koenig-Gymnasium einen Besuch ab.
Kristina Fuchs
 |  aktualisiert: 20.04.2025 02:31 Uhr

Eine "Leuchtturmschule der digitalen Bildung in Bayern" nennt die bayerische Kultusministerin Anna Stolz das Friedrich-Koenig-Gymnasium in der Zellerau, als sie es vergangenen Freitag besucht. Das Gymnasium in der Zellerau ist eine von nur 19 Schulen landesweit, die am Projekt KI@school der Stiftung Bildungspakt Bayern teilnehmen. Gemeinsam mit Digitalminister Dr. Fabian Mehring besichtigte Stolz mehrere Klassen, in denen seit dem Schuljahr 2023/24 KI-gestützter Unterricht erprobt wird. Wie kommt das Projekt an?

Minister Mehring und Ministerin Stolz holen Rückmeldung ein: Gemeinsam mit Schulleiter Marco Korn (hinten rechts) hören sie sich an, wie Lukas Huller (17), Sarah Kargerbauer (17) und Fannie Wehr (18) aus der Q12 die Arbeit mit KI-Sprachtests empfinden.
Foto: Ulises Ruiz Díaz | Minister Mehring und Ministerin Stolz holen Rückmeldung ein: Gemeinsam mit Schulleiter Marco Korn (hinten rechts) hören sie sich an, wie Lukas Huller (17), Sarah Kargerbauer (17) und Fannie Wehr (18) aus der Q12 die ...

Durch KI-Tools soll mehr Zeit für individuelle pädagogische Begleitung bleiben

"Lehrer meines Jahrgangs wundern sich, was alles möglich ist", sagt Peter Hien schmunzelnd. Der 58-jährige ist Lehrer für Deutsch und Sport am Friedrich-Koenig-Gymnasium. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der 11d, die bereits seit der achten Klasse mit KI arbeiten, stellt er ein Programm für Schreibübungen vor. Anhand verschiedener Kriterien generiert das Programm eine Korrektur, welche die Schülerinnen und Schüler wiederum in ihre Texte einarbeiten. Hien kann sich anschließend eine Statistik anzeigen lassen, die den Fortschritt der Klasse anzeigt.

Svenja Rösch und Laura Kerz, Schülerinnen der 11d, arbeiten gerne mit dem Programm. "Man bekommt schnell personalisierte Ergebnisse", lobt Rösch. Dennoch sei das Feedback von Herr Hien unverzichtbar, sagen die 17-jährigen. KI kenne sie eben nicht persönlich und könne ihre individuellen Arbeitsweisen nicht so gut einschätzen wie eine Lehrkraft. Genau darum müsse es bei KI-gestütztem Unterricht gehen, bestätigen die Minister: Künstliche Intelligenz solle ein "Werkzeug für moderne Pädagogen" sein, so Minister Mehring. Lehrerinnen und Lehrer sollen entlastet, jedoch keineswegs ersetzt werden.

Laura Kerz (lins) und Svenja Rösch, beide 17, sind Schülerinnen der 11d des Friedrich-Koenig-Gymnasiums und arbeiten seit der achten Klasse mit KI-Programmen.
Foto: Ulises Ruiz Díaz | Laura Kerz (lins) und Svenja Rösch, beide 17, sind Schülerinnen der 11d des Friedrich-Koenig-Gymnasiums und arbeiten seit der achten Klasse mit KI-Programmen.

Auch ein differenzierter Umgang mit künstlicher Intelligenz soll gelehrt werden

Christiane Zenner, Lehrerin für Englisch und Italienisch, sieht das ähnlich. Wie Hien hat auch die 43-Jährige positive Erfahrungen mit den verschiedenen Tools gemacht: "Das Schöne ist, der Korrekturaufwand fällt weg, sodass mehr Zeit für individuelles Feedback bleibt". Dass Schülerinnen und Schüler die KI missbrauchen, um sich vor Arbeit zu drücken, haben die Lehrkräfte bislang jedoch nicht als Problem empfunden. Peter Hien sagt, er könne erkennen, wenn seine Schützlinge ihre Arbeit nicht selbst gemacht haben. Hier sei pädagogisches Gespür gefragt, das eine KI schlichtweg nicht ersetzen könne.

Als Abschluss des Besuchs wird die Geschichtsstunde einer achten Klasse besichtigt. Auf dem Lehrplan steht die französische Revolution: Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit einem Marie-Antoinette-Chatbot unterhalten. "Guten Tag, ich wollte Sie mal fragen, wie Sie das Leben früher so fanden?" tippt eine Schülerin in das Nachrichtenfeld ein. Bei der Übung steht allerdings nicht die Erkenntnis im Vordergrund, wie Marie Antoinette ihre Tage verbrachte, sondern vielmehr eine Reflektion des KI-Tools selbst: Wie werden Informationen dargestellt? Ist die Darstellung faktengetreu? Wie bedient man die KI richtig, um einen Mehrwert zu gewinnen, und wo sollte man aufpassen?

So wie man früher gelernt hat, den Taschenrechner zu benutzen, so lernt man heute, die KI zu benutzen.
Dr. Fabian Mehring, Bayerischer Staatsminister für Digitales, bei seinem Besuch in Würzburg
Hoher Besuch in der 8a: Kultusministerin Anna Stolz und Digitalminister Dr. Fabian Mehring verfolgen eine Geschichtsstunde zur französischen Revolution, in der die Schülerinnen und Schüler lernen, mit Chatbots und Bildgenerierungsprogrammen umzugehen.
Foto: Ulises Ruiz Díaz | Hoher Besuch in der 8a: Kultusministerin Anna Stolz und Digitalminister Dr. Fabian Mehring verfolgen eine Geschichtsstunde zur französischen Revolution, in der die Schülerinnen und Schüler lernen, mit Chatbots und ...

Bis 2027 läuft die Testphase am Friedrich-Koenig-Gymnasium

Nicht nur bei Kindern und Lehrkräften scheint die Arbeit mit KI gut anzukommen; auch der Elternbeirat befürwortet das Projekt. Es sei lobenswert, "dass die Kinder diese Erfahrung hier machen dürfen", sagt Chantal Lehmann (55), die als Vertreterin des Beirats anwesend ist. Ohne das Engagement von Schulleiter Marco Korn (46) sei die Projektteilnahme nicht möglich gewesen, berichtet sie außerdem: Er habe sich dafür eingesetzt, dass seine Schule zu einer KI-Modellschule wird, und den Elternbeirat bei der Entscheidung mit einbezogen. Neben den Anregungen des Bildungspaktes habe er durch Eigenrecherche weitere Impulse in die Projektphase eingebracht. Er selbst sagt, seit der Veröffentlichung von ChatGPT gebe es deutlich mehr Ressourcen und Produkte im Bereich KI: "Die Dynamik hat sich extrem beschleunigt". Kosteneffiziente Unterrichtsinstrumente zu finden, sei jedoch nach wie vor eine Herausforderung und erfordere eine genaue Auseinandersetzung mit der Thematik.

Die Minister zeigen sich jedenfalls begeistert von den Ansätzen am Friedrich-Koenig-Gymnasium. Das Projekt KI@school, an dem noch 18 weitere Gymnasien, Grund-, Mittel-, Real- und Förderschulen in ganz Bayern teilnehmen, läuft bis zum Schuljahr 2026/27. Danach wolle man die Ergebnisse in die Fläche tragen, so Stolz. Erprobte Programme sollen landesweit an Schulen eingeführt und in den Unterricht inkorporiert werden. Entsprechende Budgets stehen den Schulen teilweise bereits zur Verfügung. "Ihr müsst auf die aktuellen Realitäten in Wirtschaft und Gesellschaft vorbereitet werden", sagt Dr. Mehring zu den Schülerinnen und Schülern. "Aber jetzt wünschen wir euch erstmal schöne Ferien!"

Ein bisschen Spaß muss sein: Dr. Mehring testet unter Anleitung von Schulleiter Marco Korn ein VR-Programm, mit dem man Präsentieren üben kann. Bislang wird das Programm nur von Referendarinnen verwendet, doch es könnte bald auch in den Klassen zum Einsatz kommen. 
Foto: Ulises Ruiz Díaz | Ein bisschen Spaß muss sein: Dr. Mehring testet unter Anleitung von Schulleiter Marco Korn ein VR-Programm, mit dem man Präsentieren üben kann.
 
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  • Karl-Heinz Schmid
    Ich habe noch gelernt, Ergebnisse aus dem Rechenstab, Taschenrechner nicht ohne Überschlagsrechnung zu übernehmen.
    Und heute übernimmte das kritische Überdenken die KI ... ?
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  • Hans-Dieter Dr. Müller
    Zu blöde 1und 1 zusammenzurechnen,geschweige ohne zu googeln die Hauptstadt Hollands zu benennen,keinen Goethe mehr zu kennen aber ein 1,0 Abizeugnis! Armes Deutschland -es lebe das geistige Proletariat!
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  • Klaus B. Fiederling
    schön und gut mit der ki - aber was passiert mit der menschlichen Inteligenz? Wird diese dann voll ausgeblendet? Viele Kids tun sich ja schon mit den einfachsten Rechenaufgaben schwer.
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